Dem Feldhamster unter die Arme gegriffen

In der Fasanerie (Wiesbaden) mündeten die gemeinsamen Bemühungen von Kreis, Landschaftspflegeverband und Opel-Zoo zum Erhalt des Feldhamsters nun in einer Absichtserklärung. Diese unterzeichneten (v.l.n.r.): Oliver Conz (1. Vors. HGON); Priska Hinz (Umweltministerin); Andreas Kowol (Umweltdezernent Stadt Wiesbaden); Uwe Kraft (Umweltdezernent Hochtaunuskreis/1.Vors. Landschaftspflegverband Hochtaunuskreis); Prof. Dr. Gerald Reiner (Arbeitskreis Wildbiologie Universität Gießen) und Dr. Thomas Kauffels (Direktor Opel-Zoo). Foto: HTK

Hochtaunuskreis (kw) – Noch bis in die 1970er Jahre als landwirtschaftlicher Schädling tituliert und mit allen Mitteln bekämpft, zählt der heimische Feldhamster heute zu den streng geschützten Tierarten in Europa. In Westeuropa gehört er zu den am stärksten gefährdeten Säugetierarten und kommt heute in Deutschland nur noch in kleinen inselartigen Restpopulationen vor. In Hessen findet man den kleinen Kerl in absolut geringer Zahl auch noch im Hochtaunuskreis.

Gründe für die besorgniserregende Bestandssituation sind nicht zuletzt die mit großen homogenen Ackerschlägen einhergehende Strukturarmut in unserer heutigen Feldflur, wenig Vernetzungs- und Schutzhabitat sowie vor allem auch eine intensive landwirtschaftliche Bodenbearbeitung und eine immer weiter fortschreitende Versiegelung einstiger Feldhamsterflächen.

Kreisweite Bemühungen seit 2012

Bereits seit 2012 wurden im Hochtaunuskreis die ersten Bemühungen getroffen, die letzten ihrer Art zu erhalten und damit die Population zu retten. In engster Abstimmung von Landschaftspflegeverband, Unterer Naturschutzbehörde, den örtlichen Landwirten, den Naturschutzverbänden und dem Amt für Ländlichen Raum wurden speziell auf die Lebensraumansprüche des Feldhamsters abgestimmte habitatverbessernde Maßnahmen durchgeführt. Hierzu zählen neben den über das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM) finanzierten Blühflächen, Ackerrandstreifen oder Hamstermutterzellen, nicht zuletzt auch die Anlage von eigens für den Feldhamster angelegten kleinparzellierten Ackerschlägen.

Trotz all dieser Bemühungen erschien es den Beteiligten klar, dass die getroffenen Maßnahmen alleine nur bedingt geeignet sind, schwachen Populationen eine Zukunft zu sichern. Sinnvoller Weise sollte eine Bestandsstützung zukünftig auch mittels Auswilderung realisiert werden, so auch die einstimmige Auffassung seitens der Unteren Naturschutzbehörde und deren Leiter, dem Wildbiologen, Dr. Dr. Dieter Selzer.

Resultierend aus dieser Einschätzung begannen 2016 Gespräche zwischen der Unteren Naturschutzbehörde und dem Opel-Zoo, welche den Aufbau einer Erhaltungszucht des Feldhamsters zum Ziel hatten. Einhergehend mit einem beispielhaften Engagement des Opel-Zoos und dessen Direktors Dr. Kauffels sowie der Unterstützung des Hochtaunuskreises konnte bereits 2017 mit dem Bau der Station begonnen werden. Mit einer wissenschaftlichen Begleitung der Zucht durch Herrn Prof. Reiner vom Arbeitskreis Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen sollte es gelingen, einen entsprechenden Feldhamsterbestand aus Zucht- und Fundtieren in der Feldhamster-Station zu etablieren. In Betrieb genommen werden soll die Station bereits Mitte des Jahres.

Feldhamsterstationen

Parallel hierzu wurde seitens der AG Feldhamsterschutz und der Stadt Wiesbaden eine weitere Feldhamsterstation in der Fasanerie Wiesbaden errichtet, in die bereits vor Kurzem die ersten Vertreter dieser seltenen Spezies einziehen konnten. Auf diese Weise ist eine breite genetische Aufstellung der Zuchtpopulationen möglich und auch eine gewisse Sicherheit bei auftretenden Krankheiten oder Ausfällen gewährleistet.

Beide Stationen sind Teil einer Initiative des Hessischen Umweltministeriums, welche sich den Erhalt des Feldhamsters zum Ziel gemacht hat. Im Rahmen dieser Initiative traf man sich nunmehr auf dem Gelände der Fasanerie Wiesbaden, um eine gemeinsame Absichtserklärung zu unterzeichnen, die die Grundlage für die weitere Vorgehensweise bei der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen darstellen soll.

Die Zeit läuft weg

Anlässlich dieses Termins bezeichnete Uwe Kraft, Erster Kreisbeigeordneter und Umweltdezernent des Hochtaunuskreises die Situation des Feldhamsters als sprichwörtlich „wenige Sekunden vor 12 Uhr“. „Es gilt, die wenigen verbleibenden Sekunden so effektiv wie möglich zu nutzen, bzw. die Uhr zum Stehen zu bringen“, so Kraft. „Dank des beispielhaften Einsatzes aller Mitstreiter und des besonderen Engagements von politischer Seite, setzen wir durch die Unterzeichnung des Letter of Intent nunmehr den ersten öffentlichen Meilenstein unserer beiden ins Leben gerufenen Feldhamster-Stationen. Mit vereinten Kräften sollte es uns gelingen, die Uhr noch rechtzeitig vor 12 Uhr zu stoppen und unseren Feldhamster auch für zukünftige Generationen erlebbar zu machen“, so Uwe Kraft, der auch in seiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes des Hochtaunuskreises an der Veranstaltung teilnahm.



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