Fünf Sterne für Ecuador

Atemberaubender Blick über die Hauptstadt Quito in 2.800 Metern Höhe. Foto: Diel

Die hessischen Sommerferien neigen sich zwar dem Ende zu, aber wir wollten die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen und von den Abenteuern der reiselustigen Königsteiner berichten, die schon wieder daheim sind. Mitgebracht haben sie nicht nur ihr Gepäck, sondern viele schöne Impressionen, die wir als Anregung an Sie, liebe Leser, weitergeben wollen.

Königstein (kd) – Haben Sie schon einmal von schneebedeckten Vulkanen am Äquator geträumt? Von einer Stadt mit 2,2 Millionen Einwohnern auf einer riesigen Ebene auf fast 3.000 Metern Höhe? Von lateinamerikanischen Rhythmen, die auf wunderschönen kolonialen Plätzen erklingen und einen in permanente Feierlaune versetzen? Ja? Dann sollten Sie eine Reise in die Hauptstadt Ecuadors in Südamerika unternehmen – Quito! So kann man einen Urlaub in Ecuador auch mit drei Teenager-Kindern beginnen. Und dabei nur gewinnen! Gut zu Fuß muss man in Quito sein, es geht dauernd bergab und bergauf, eigentlich wie in Königstein. Und man kann mit einer Gondel auf den Volcán Pinchincha (4680 m) hinauffahren und einen Eindruck bekommen, wie sich der Körper auf dieser Höhe anfühlt und dabei die Vulkane im Hintergrund bestaunen. Auch kulinarisch hat Quito einiges zu bieten, nicht nur das für Ecuador bekannte Meerschweinchen Cuy, sondern auch leckere Empanadas, herrliche Kartoffelsuppen, Ziegeneintopf und zum Glück unserer Kinder auch Pizza, Steaks und Cheeseburger. Neben Quito ist sicher das Amazonas-Becken ein weiteres Must-see: Mit kleinen Propellermaschinen geht es nach Lago Agrio, von dort mit kleinen Bussen zur Bootsanlegestelle zum Cuyabeno Nationalpark. Nach einem kräftigenden Mittagessen am Amazonas-Vorlauf Rio Napo wird man dann auf kleinen Motorkanus in dreieinhalb Stunden in das Herz des Nationalparks gebracht. Man checkt in einem der herrlichen Dschungelcamps ein, was zwar nur zwei bis drei Stunden Strom am Tag zu bieten hat, dafür aber leckeres Essen aus einfachsten Zutaten und jede Menge Tiere in freier Wildbahn zu bestaunen hat.

Hier darf man wohlbehütet von einem sehr kompetenten und freundlichen Ranger den Dschungel mal in der Morgendämmerung, mal spät abends zu Fuß sowie nachts mit dem Boot, mal mit Motor, mal selbst paddelnd, erkunden und lernt dabei viele höchst interessante Dinge kennen: giftige und genießbare Pflanzen, handtellergroße Taranteln, die kleinsten Äffchen der Welt (Zwergseidenäffchen oder Pocket-Monkeys), Kaimane, Aras, Tukane und nicht zuletzt riesige Tausendfüßler, Termiten und wunderschöne Schmetterlinge.

Auch eine drei bis vier Meter lange Anakonda am Fluss und herrlich aufgeweckte rosa Flussdelfine darf man bewundern, wenn sie einem die Ehre geben. Die absolute Dunkelheit mit den Geräuschen der Tiere bei Nacht und die unbändige Freude der Tiere im Morgengrauen über einen neuen Tag – das bekommt man live mit und das macht schon was mit einem! Zurück in Quito, kann man sich mit dem öffentlichen Bus, in dem Bombenstimmung mit lateinamerikanischen Rhythmen ebenfalls vorprogrammiert ist, in drei Stunden nach Baños, einem hübsch, inmitten der Vulkanwelt der Anden gelegenen Ort für ein paar Dollars bringen lassen. In Baños gibt es dann jede Menge Spaß für Jung und Alt: Gesundheit, Wellness und Nervenkitzel liegen hier, wie nirgendwo sonst eng beisammen. Die Vulkanwelt ist dort erlebbar. So kann man in umgebauten LKWs, die knallbunt angemalt sind – raten Sie mal, welche Musik da drin spielt – 13 tosende Wasserfälle besichtigen, und an jeder Station kann man etwas Verrücktes machen. Zum Beispiel über 500 Meter über einen Riesen-Abgrund mit einer Seilrutsche (Canopy) gleiten. Oder wie wäre es mit der vermutlich höchsten Schaukel der Welt, die direkt über etwa 2.600 Metern Höhe schwingt? Hängebrücken oder Gondelfahrten über den Pastaza Canyon oder über reißende Wasserfälle erfordern Nerven wie Drahtseile und sind wirklich etwas für Adrenalinjunkies.

Wem das zu bunt wird, der kann aber auch herrlich in einem der wunderbar luxuriösen Thermalbäder, deren Wasser täglich frisch von dem benachbarten und sehr aktiven Vulkan Tungurahua direkt ins Becken geliefert wird, einen Wellness-Tag der Extraklasse mit Ausblick auf die Vulkanwelt genießen.

Wenn man noch vier weitere Stunden mit dem Bus über die Anden fährt, erreicht man die alte Kolonialstadt Cuenca. Die Altstadt entführt einen in die spanische Vergangenheit des Landes und wurde 1996 komplett von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Wunderbare Innenhöfe, kaum Straßenverkehr und herrliche Restaurants laden zum Verweilen ein. Ein feines Tröpfchen Wein aus Argentinien oder Chile zu mehr als moderaten Preisen darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Und wenn man einen chronisch auf Fleisch fixierten 17-Jährigen dabei hat, wird sich wundern, wie hochwertig und lecker die Steaks hier sind. Da darf es ruhig mal ein bisschen mehr sein. Wer nach dem Leben in den Anden ein wenig Entspannung am Meer sucht, kann sich nach einer atemberaubenden Fahrt über 3.000 Höhenmeter durch eine geschlossene Wolkendecke immer bergab in die Küstenebene nach Puerto Lopez begeben, einem kleinen Ort am Pazifik. Massentourismus sucht man hier vergebens, alleine ist man dennoch nicht: Im Juli und August ist schließlich Walsaison und die Chance, auf die Riesen zu treffen, liegt bei 98 Prozent! Die Buckelwale kommen, vom antarktischen Winter vertrieben, in diese sehr viel milderen Gefilde, um sich zu paaren und ihre Jungen zu säugen. Es ist schon beeindruckend, einen circa 13 Meter langen Wal aus etwa zehn Meter Entfernung zu beobachten, wie er sich dreht und wenn er wunderbar sanfte Töne von sich gibt. Der Gipfel ist natürlich, wenn im Rahmen des männlichen Balzverhaltens ein Wal springt. Da ist kein Halten mehr auf dem Boot, alle flippen vor Begeisterung aus. Wenn man dann irgendwann einmal doch wieder Richtung Europa muss, hat man so viele Erinnerungen und verschiedenste Eindrücke im Gepäck, an die man noch lange denken muss. Eine Reise der ganz besonderen Art in einem Land, das nebenbei gesagt, infrastrukturell und wirtschaftlich sehr gut entwickelt ist. Man könnte sagen: Fünf Sterne für Ecuador!



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