Für die Jugend bewegt sich was …

Bürgermeister Leonhard Helm (links), Jugendpfleger Nils Baloun (2. von rechts) sowie die Bauhofmitarbeiter Karl Schmidt, Sascha Kessler und Alexander Orlopp (nicht im Bild) haben in tagelanger Gemeinschaftsarbeit die Jurte und den Beachclub aufgebaut. Foto: Scholl

Königstein (gs) – In der Konrad-Adenauer-Anlage steht seit kurzem eine Jurte – ein Zelt der mongolischen Nomaden – und dient in den letzten Ferienwochen als Königsteiner Event-Location für die feierfreudige Jugend.

Nils Baloun, seit Mai neuer Jugendpfleger in den Diensten der Stadt, hatte die Idee, einen Beachclub mit Zelt (Jurte!) aufzubauen, um den Königsteiner Jugendlichen einen angemessenen Sommertreffpunkt anbieten zu können.

Mongolische Jurte gekauft

Aus diesem Grund schaufelten in den letzten Tagen die Mitarbeiter des Bauhofes und Helfer Christino unter tatkräftiger Mithilfe von Bürgermeister Leonhard Helm und Nils Baloun fuhrenweise Sand vor die Jurte, um ein anständiges Beachfeeling auf die Beine zu stellen. Die Jurte selbst wurde von genau den gleichen Akteuren nach Anleitung in tagelanger Aufbauarbeit erstellt. Die Bauanleitung gab es z.B. auf Mongolisch oder Französisch, aber nicht auf Deutsch, was die Aktion deutlich erschwerte. „Die nächsten Jahre werden wir deutlich schneller sein, denn die Nomaden schaffen den Auf- und Abbau auch innerhalb von 2-3 Stunden“, resümiert Leonhard Helm.

Die Stadt hat das Zelt erworben, was auf eine Wiederholung der Aktion in den Folgejahren schließen lässt. Im „Beachbereich“ vor der Jurte finden sich Liegestühle, eine Hängematte sowie zwei Strandkörbe. LED-Tische und ein paar Palmen runden das Sommerensemble ab und laden hoffentlich viele Jugendliche zum Chillen und Feiern ein.

Neuer Ansatz im Jugendbereich

Nun ist feiern in der Stadtmitte allerdings kein unumstrittenes Thema. Nils Baloun vertritt dazu einen neuen Ansatz. „Die Stadt hat in den letzten Jahren viel für die jüngeren Kinder getan, ich möchte nun auch den älteren Jugendlichen einen Anlaufpunkt bieten.“ Baloun vertritt die Meinung, dass auch die älteren Jugendlichen eine Lobby brauchen und mit der Entscheidung, auch Bier im Beachclub auszuschenken, betritt er neues Terrain. „Die Entscheidung, auch Bier ausschenken zu dürfen, ist den Verantwortlichen nicht leicht gefallen. Alkohol ist ein Tabuthema, das ich gerne angehen möchte und wir werden dann sehen, wie weit wir mit diesem Ansatz kommen.“ Er möchte den Jugendlichen (bei Alkohol herrscht eine strikte Altersbeschränkung und – kontrolle) vermitteln, dass feiern nicht grundsätzlich andere stören muss, wenn man sich denn ordentlich benimmt und sich der Alkoholkonsum in Grenzen hält. Für Alkoholleichen und Randale ist hier kein Platz und wenn Jugendliche über die Stränge schlagen, so wird der Ausschank auch wieder eingestellt. Es liegt also an den jungen Leuten selbst und ihrem Engagement, inwieweit sich dieser Beachclub zu einem Erfolg entwickelt.

Nils Baloun, selbst Alt-Schneidhainer, hat eine fünfjährige Ausbildung zum Erzieher absolviert, bevor er an der Goethe-Universität Frankfurt seinen Bachelor in Erziehungswissenschaften ablegte. Im Anschluss arbeitete er im Heimbereich für Jugendliche, wobei er die letzten eineinhalb Jahre eine eigene Gruppe leitete. Sein besonderer Fokus liegt bei den Jugendlichen, die oft aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen und denen dadurch positive Vorbilder fehlen. Wenn sie dann noch an die falschen Freunde geraten, werden sie auffällig und ecken mit ihrem Verhalten in der Gesellschaft an. Da negative Verhaltensweisen bei der Bevölkerung gut im Gedächtnis bleiben, bringen so ein paar „Unruhestifter“ schnell alle Jugendlichen in Verruf. „Genau für diese schwierigen Jugendlichen möchte ich Ansprechpartner sein. Ein offenes Ohr, ein Gespräch, das Gefühl, ernst genommen zu werden, können oft hilfreich sein“, beschreibt Baloun seinen Ansatz zu seiner zukünftigen Jugendarbeit in Königstein.

Bürgermeister unterstützt das Konzept

Bürgermeister Helm, im Urlaub selbst persönlich aktiv beim Aufbau des Beachclubs, unterstützt das Konzept. „Wir haben in den vergangenen Jahren nicht viele finanzielle Mittel für die Jugendarbeit zur Verfügung stellen können und bemühen uns jetzt, das zu ändern“, beschreibt er die Gesamtsituation. Dazu kommt, dass das ehemalige Jugendhaus eine Hortgruppe beheimatet, wodurch den Jugendlichen ein wichtiger Anlaufpunkt fehlt. Nun soll das Konzept „Beachclub“ zumindest für die Sommerwochen diese Lücke füllen.

Nils Baloun bedauert, dass keine Mittel für Livemusik zur Verfügung stehen. So gibt es Musik „aus der Dose“, verbunden mit der tollen Idee, dass unter den Jugendlichen vielleicht der eine oder andere seine Gitarre einpackt oder Freunde, die sowieso gerne gemeinsam Musik machen, den Weg in den Beachclub finden, um die chillende Jugend mit ihrem Talent zu beglücken. Nebenbei wird es auch ein Graffiti-Projekt geben, damit dem bekannten Bauwagen ein beachclub-würdiges Outfit verpasst werden kann. Man darf also gespannt sein, was sich in den verbleibenden Sommerwochen so alles tun wird.

Der Beachclub steht seit Montag in den Startlöchern und Nils Baloun erwartet mit Spannung, wie das Konzept bei der Königsteiner Jugend ankommt. Bei Regenwetter liegt es sich natürlich nicht so gut am Strand, dann finden aber alle Platz in der Jurte, die auch von innen cool aussieht und als Treffpunkt alles zu bieten hat – eine Bar und Sitzmöbel aus Europaletten, die aber trotzdem gemütlich sind.

Für Anregungen und gute Ideen hat Baloun immer ein offenes Ohr. Wer Kontakt mit ihm aufnehmen möchte – egal aus welchem Grund – erreicht ihn telefonisch unter (0175) 9902118 oder per E-Mail an: nils.baloun[at]koenigstein[dot]de.



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