Fußball und die Nachhaltigkeit

Fußball ist immer ein Ereignis, das die Menschen zusammenschweißt. Es sind besonders die großen Turniere, die die großen Emotionen wachrufen nach dem Motto „es ist okay, Gefühle zu zeigen, sich zu freuen, zu schimpfen über eine Schiri-Entscheidung, sein Team zu bejubeln und dabei auch mal laut sein. Man denke nur an die letzte Europameisterschaft vor zwei Jahren und ruft sich dabei das Königsteiner Stadtbild ins Gedächtnis.

Einträchtig schaute man da zusammen in der Stammkneipe, saß auch mal einträchtig mit einem Anhänger der gegnerischen Mannschaft zusammen und freute sich hinterher auf den Korso des Jubels rund um den Springbrunnen am Königsteiner Verkehrskreisel, der die Menschenmassen in den lauen Sommernächten geradezu anzuziehen schien. Doch das Sommermärchen währte ja bekanntlich nur so lange, wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch im Rennen war. Danach wurde nicht mehr ganz so laut gehupt beim Einfahren in den Kreisel oder aber es waren immer die anderen, die ihre Fahnen übermütig schwenkten und man mühte sich ein großzügiges Lächeln ab. Es ist also angerichtet!

Es könnte wieder ein Sommermärchen werden, diesmal vor der einmaligen Kulisse des Zuckerhuts, wo sich perfekte Bodys am Strand räkeln. Aber auch hier trügt der Schein. Nur wenige Kilometer Luftlinie ist das Elend in den Farvelas, in den Armenvierteln der Millionenstadt Rio zu Hause. Während Unsummen an Geldern für den Bau von Fußballstadien verschwendet wurden, dafür dass hier vielleicht nur ein einziges Mal gekickt wird, fragen sich brasilianische Eltern, wie sie ihre Kinder satt bekommen sollen. Bei all der Euphorie, die jeder von uns mit einem solchen Fußball-Ereignis verbindet, sollte man dennoch nicht die Augen verschließen vor einer ungemütlichen Realität, die allgegenwärtig und gefährlich ist, beschäftigt man sich nur einmal näher mit ihr. Und was ist mit der Umwelt?

Da haben die Deutschen nicht nur ein eigenes Camp auf einer Insel errichtet bekommen, als ob das nicht genug wäre – nein, es musste auch noch ein Trainingsplatz gebaut werden. Wo sind denn hier bitteschön die vielen Fragen nach der Nachhaltigkeit, die wir Deutschen doch sonst so gerne stellen? Grün sein ist in und schick, aber bitte schön nicht, wenn es um „König Fußball“ geht? Da sollte man lieber keine Fragen stellen. Warum eigentlich nicht?



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