Geplante Installation am Malerblick sorgt für Gesprächsstoff

Die Königsteiner Grünen schlagen in puncto Rahmen am Malerblick vor, das man diesen erstmal temporär installiert. Unser Bild zeigt eine Rahmen-Installation zur documenta in Kassel. Foto: privat

Königstein (kw/el) – Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) setzt sich dafür ein, den malerischen Malerblick oberhalb Kronbergs in die Rhein-Main-Ebene zu erhalten.

Da werde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, wenn zur vorgeblichen Aufwertung des historischen Malerblicks ein riesiger Stahlrahmen und eine Lärmschutzwand in die Landschaft gestellt würden, erklärte der ALK-Stadtverordnete Günther Ostermann.

Es spreche nichts dagegen, auf diesen besonderen Blick mit einem optischen Akzent hinzuweisen. Es sei aber mehr als fraglich, ob der geplante vier mal fünf Meter große Stahlrahmen und die vorgesehene sechs Meter lange und zwei Meter hohe Sitzbank, die als Schallschutz dienen soll, dem Anspruch gerecht würden, diesen besonderen Blick hervorzuheben. Zumindest die Insassen der Autos auf der B 455 hätten dann eher die zwei Meter hohe „Rückenlehne“ der Bank und das Metallkonstrukt in ihrer Sicht als den reizvollen Blick in die Rhein-Main-Ebene.

Solche Bauten würden wohl kaum extra Touristen anlocken, wie man im Kronberger Rathaus glaube, so der ALK-Sprecher. Nach Ansicht der größten Fraktion des Königsteiner Stadtparlaments sollte nicht ohne Not in das verbliebene relativ naturbelassene Stück zwischen Opel-Zoo und Falkensteiner Stock eingegriffen werden. Aus einer ursprünglich gut gemeinten Idee sei ein Planungsmonster geworden, meinte Ostermann. Er erinnerte an den im September 2015 beschlossenen Kronberger Bebauungsplan M 09, laut dem wesentlich unspektakulärere und besser in die Landschaft eingepasste Akzente am Malerblick vorgesehen waren. Mit den aktuellen Vorschlägen hätten sich Planer und Bürokraten deutlich vergaloppiert.

Schon die AG Kulturlandschaft und deren Vorsitzende Gabriele Klempert hatte vor Kurzem auf die Planung hingewiesen und sich gefragt, ob es sich dabei um einen Aprilscherz handele. Ein 20 Quadratmeter großer Rahmen und eine zwei Meter hohe Rückwand einer sechs Meter breiten Bank sei ein unzumutbarer und radikaler Eingriff in diesen historisch bedeutsamen freien Blick in die Ebene, meint Gabriele Klempert.

Das könne doch wohl nicht wahr sein, jedem Besucher einen Rahmen für diese Landschaft vorzugeben und dann auch noch dem Fußgänger oder vorbeifahrenden Rad- bzw. PKW-Fahrer eine hohe Mauer vor das Auge zu stellen. Das sei weder eine sinnvolle Kulturpolitik, noch eine Würdigung der historischen Kronberger Maler. Dieser freie Blick müsse gänzlich frei gehalten werden, von Buschwerk, weiteren Zoobauten oder besonders hochwachsenden Zoobewohnern. Dieser freie Malerblick sei das Einzige, was von diesem wunderschönen Tal dem einfachen Bürger übrig geblieben sei. Das Einzige, was angemessen wäre: ein oder zwei schöne Sitzbänke und eine kleine schöne Tafel.

Zunächst sei der Malerblick eine faszinierend schöne Stelle. Allerdings weise überhaupt nichts darauf hin, erklärt Alexander Freiherr von Bethmann, Königsteiner Stadtverordnetenvorsteher und FDP-Vorsitzender, der allerdings betont, dass er diesbezüglich seine eigene, persönliche Meinung äußere. Nachdem er als Neukönigsteiner vor vielen Jahren erstmals davon hörte, brauchte es lange, bis er die Stelle identifiziert hätte, so von Bethmann weiter. Daher wäre eine irgendwie geartete Markierung grundsätzlich positiv. Von Bethmann: „Ich finde auch Kunstobjekte in der Landschaft reizvoll. Der schräge, rote Bilderrahmen irgendwo in der Landschaft, der je nach Standort unterchiedliche Ausschnitte der Landschaft vermittelt, überzeugt mich indessen nicht.

Er kann in vielen Fällen schlicht als Störelement in der schönen Aussicht empfunden werden.“ Vielleicht könne die Bank mit erhöhter Rückenlehne just an die Stelle gesetzt werden, an der der Rahmen stehen solle, also etwas weiter vom Straßenrand entfernt. Dann sitze man dort noch ungestörter vom Verkehrslärm und die erhöhte Rückenlehne würde ihrerseits nicht so störend zu sehen sein. An dem kurzen Weg zu dieser Bank oder an der Bank selbst oder in deren unmittelbarer Nähe könnte ein künstlerisch gestalteter Hinweis auf die Kronberger Malerschule und den Malerblick angebracht werden, sei es als Hinweistafel, sei es als Plastik (aber bitte nicht als „niedlich“ kitschiges bronzenes Bildwerkchen), so sein Vorschlag.

Bei den Königsteiner Grünen hat man die geplante Installation ebenfalls ausführlich und kontrovers diskutiert. Wie Bärbel von Römer -Seel, Vorsitzende der Königsteiner Grünen, sagte, schätze man einerseits diese unverbaute Weitsicht und bewerte die Fokussierung auf eine, wenn auch historisch verbriefte, Blickachse als eine Einschränkung des sich natürlich darstellenden Horizonts. Andererseits werde auf das Beispiel Kassel verwiesen, wo im Rahmen der dokumenta zwei solcher Rahmen in der Orangerie und den Fuldaauen installiert worden waren, die sehr positiv von den Besuchern aufgenommen worden seien. Die Grünen schlagen deshalb vor, zunächst eine leichte temporäre Version des Rahmens zu installieren, um einen Eindruck bezüglich des Effekts auf die Gesamtwirkung und die Blicklenkung zu erhalten. Den Grünen zufolge sollte zudem für den Fall der Installation ein Schild mit dem üblichen Piktogramm auf den Aussichtspunkt hinweisen und an dem Ort selbst über dessen Bedeutung für die Geschichte der Malerei aufklären.

Auch sei es wichtig, an dieser markanten Stelle eine Ausweichstelle (Richtung Kronberg) für Autofahrer einzurichten, damit ein kurzes Innehalten druch einen Rahmen möglich sei, um den Blick genießen.

Dem Plan eine größere Sitzbank an diesem Ort fest zu installieren, stimmen die Grünen zu, lade diese doch mehrere Menschen zu einem gemeinsamen kommunikativen und kontemplativen Erleben ein. Konkretere Einschätzungen könne man jedoch eigentlich erst geben, wenn eine visualisierte Planung vorliege, so Bärbel von Römer-Seel.

Auszug aus dem B-Plan M09, beschlossen vom Kronberger Stadtparlament im September 2015. Diese Vorstellung sei laut ALK wesentlich landschaftsverträglicher.

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