Gesundheitsforum in St. Josef Königstein zum Thema „Chronische Wunden und offene Beine“

Dr. Julia Hefty (Geschäftsführerin der Hochtaunuskliniken) und Dr. Dr. Sasa-Marcel Maksan (Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie) zu sehen. Foto: Krüger

Königstein (sk) – „Endlich mal ein Vortrag, den man auch als Laie versteht.“ Das war die einhellige Meinung von rund 25 Besuchern des Gesundheitsforums St. Josef Königstein. Darüber freute sich ganz besonders die Geschäftsführerin und kaufmännische Direktorin der Hochtaunuskliniken, Dr. Julia Hefty, die zur Auftaktveranstaltung am vergangenen Mittwochabend in das Foyer des St.-Josef- Krankenhauses eingeladen hatte. Die Zuhörer kamen aus Frankfurt, Bad Homburg, Oberursel, Liederbach und natürlich aus Königstein, um sich über das Thema „Chronische Wunden und offene Beine“ zu informieren.

Eine ältere Dame, die ihren bisherigen fast zehnjährigen Leidensweg als sehr schmerzhaft und mittlerweile perspektivlos schilderte, erhoffte sich neue Erkenntnisse aus dem Vortrag. Und genau darin liegt die Zielsetzung des Gesundheitsforums. Es bietet Patienten, Angehörigen und medizinisch Interessierten die Möglichkeit, sich im Rahmen von regelmäßigen medizinischen Vorträgen über neueste Entwicklungen in der Medizin und über aktuelle diagnostische und therapeutische Verfahren zu informieren und auszutauschen.

Das Spektrum der Themengebiete ist so vielfältig wie das umfangreiche Angebot der unterschiedlichen Fachabteilungen in den Hochtaunuskliniken, die durch einen Zusammenschluss der Krankenhäuser in Bad Homburg und Usingen mit dem St.-Josef-Krankenhaus in Königstein entstanden sind. In etwa 15 Fachabteilungen mit insgesamt 619 Betten werden rund 60.000 Patienten pro Jahr ganzheitlich versorgt. Dabei lautet eines der Leitmotive der Hochtaunuskliniken: „Der Patient steht stets im Mittelpunkt unseres Handelns“.

Der Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre (Def.: innerhalb eines Gefäßes) Chirurgie, Dr. Dr. Sasa-Marcel Maksan, überwand schnell die anfängliche Distanz zu seinem Publikum, indem er die technischen Probleme seiner Power Point Präsentation humorvoll kommentierte: „Wenn doch alles so einfach wäre wie das Operieren“.

Damit war das Eis gebrochen und die Zuhörer im Bann des Referenten, der zunächst die Schwerpunkte seiner Klinik sowie die Vorteile des neuen hochmodernen Hybrid-OPs erläuterte, um anschließend seinen Zuhörern strukturiert und gut verständlich die Hintergründe, Risikofaktoren und Gefahren von chronischen Wunden insbesondere an den Beinen darzustellen. Ein nicht zu unterschätzendes Problem sei es, dass fast 4,5 Millionen Menschen an chronischen Wunden der unteren Extremitäten leiden. Die Kosten für die ambulante und stationäre Behandlung der erkrankten Patienten gingen in die Milliarden. Jährlich müssten etwa 80.000 Amputationen durchgeführt werden. Und davon hätten zwei Drittel der Patienten zuvor niemals einen Gefäßmediziner gesehen, der aller Wahrscheinlichkeit nach die Amputation mittels konservativer oder operativer Behandlungsmethoden hätte verhindern können. Eine erschreckende Wahrheit, die das Publikum sichtlich schockierte.

Auf die Frage, warum so vielen Menschen Gliedmaßen entfernt würden trotz alternativer Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten, erklärte Dr. Maksan in der vielen Ärzten so eigenen, unverblümten Art, dass ein Arzt für eine nur 30 Minuten dauernde Amputation von den Krankenkassen etwa das Doppelte erhalte wie für eine technisch sehr anspruchsvolle und mühsame vierstündige Bypassoperation, beispielsweise aus körpereigenen Venen. Das groteske Vergütungssystem unseres Gesundheitswesens führe zu derartigen Missverhältnissen, so Dr. Maksan. Er referierte, dass man von einer chronischen Wunde erst spreche, wenn vier bis zwölf Wochen nach Entstehung der Wunde trotz ihrer konsequenten Behandlung keine Abheilung auftritt. Die Ursachen dafür seien vielschichtig. Es können Durchblutungsstörungen, Nervenschädigungen, Stoffwechselerkrankungen oder mechanische Belastungen die Abheilung der Wunden verhindern. Wichtig sei die richtige Diagnostik.

Dr. Maksan erläuterte seinen Zuhörern das diabetische Fußsyndrom, das vielen Menschen auch als Schaufensterkrankheit bekannt sei. Auch die typischen Druckgeschwüre am Steißbein bei längerfristig bettlägrigen Patienten nannte er als eine der häufigsten chronischen Wunden.

Ihre Gefahr, so Dr. Maksan, bestehe neben den chronischen Schmerzen und der teils durch die Schmerzmittelgabe verursachten Immobilität vornehmlich in dem Extremitätenverlust und der massiven Einschränkung der Lebensqualität der Patienten.

Neben der Diagnostik durch Ultraschall oder Kernspin-Angiografie ist die Betrachtung der Wunden „aus einer Hand“ ganz wesentlich. Damit meint der Mediziner die Diagnostik, die Intervention und Operation sowie die Nachsorge in ein und derselben Abteilung. Denn OP-Wunden seien in der Regel nicht nach einem acht- bis zehntägigen Klinikaufenthalt verheilt. Also schicke man den Patienten mit nicht ausgeheilten Wunden zwecks Nachsorge zum Hausarzt, der damit oft überfordert sei, und so beginne für den Patienten ein manchmal jahrelanger Leidensweg.

Oft führen arterielle Durchblutungsstörungen, venöser Rückstau, Polyneuropathie, Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck zu nicht verheilenden Wunden. Hier können oft Stent-Implantationen in den betroffenen Gefäßen oder letztendlich auch Bypassoperationen helfen. Immer häufiger kommen moderne Saugverbandsysteme zum Einsatz. Auf die Frage, bis zu welchem Alter solche Wunden noch operabel seien, machte Dr. Maksan deutlich: „Bei uns gibt es keine Altersbegrenzung. Wir operieren auch 90-Jährige.“ Es sei natürlich immer eine Einzelfallentscheidung, doch die entscheidende Frage sei immer, wie viel Lebensqualität dem betroffenen Patienten entgehe, wenn man ihm nicht mittels OP helfe. Dafür erntete der Mediziner eine breite Zustimmung aus dem Publikum. Ein Zuhörer wollte wissen, ob er als Marcumar-Patient auch operiert werden könne, was Dr. Maksan ohne Zweifel sofort bejahte. Er anwortete mit einer Gegenfrage: „Welcher Patient im fortgeschrittenen Alter sei denn kein Marcumar-, Aspirin- oder Plavix-Patient? Wenn wir diese Patienten aus unserem Kundenkreis herausnehmen, dann hätten wir kaum noch etwas zu tun“, berichtete der Arzt und erntete erneut zustimmendes Kopfnicken aus dem Publikum.

Wenn alle Maßnahmen nicht helfen, dann greifen Dr. Maksan und sein Team zur Implantation eines Neurostimulators, vergleichbar mit einem Elektroschocker, der das Nervensystem überlistet und die Schmerzen reduziert. In dem hochmodernen Hybrid-OP in Bad Homburg kombinieren die Spezialisten des multiprofessionellen Teams von Dr. Maksan klassische OP-Methoden mit Kathetermaßnahmen, was die Strahlenbelastung für Patient und Arzt deutlich reduziert. Mittlerweile hat Dr. Maksan die kassenärztliche Zulassung für die ambulante Behandlung seiner Patienten erhalten. Man kann also einfach zu ihm ins Krankenhaus kommen ohne eine Facharztüberweisung.

Wartezeiten kann es auch bei ihm geben, die aber im Durchschnitt nicht mehr als zwei bis drei Wochen betragen. Darüber konnten viele Zuhörer im Publikum nur schmunzeln, die teilweise sechs bis acht Wochen auf einen Termin bei ihrem Hausarzt warten müssen. Der Versicherungsstatus sei nachrangig. Privat müsse man nichts zur Kassenleistung zuzahlen. Dr. Maksan empfahl zum Schluss seines Vortrages, sich Zeit zu nehmen für die diagnostischen Maßnahmen, die durchaus ein bis zwei Tage stationärer Versorgung im Krankenhaus bedürfen. Denn erst danach können er und sein Expertenteam eine konkrete Empfehlung zu therapeutischen Maßnahmen geben.

Der Vortrag machte neugierig auf die noch folgenden Veranstaltungen der Reihe „Gesundheitsforum St. Josef Königstein“, die noch bis Ende November 2016 im Foyer des Königsteiner Krankenhauses regelmäßig in der Zeit von 18 bis 20 Uhr stattfinden und sich vielfältigen Themen widmen. Es ist empfehlenswert, die verschiedenen Themen des Gesundheitsforums auf der Internetseite der Hochtaunuskliniken nachzulesen unter www.hochtaunus-kliniken.de. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist kostenfrei. Jedoch wird um eine kurze Anmeldung gebeten.



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