Glanzvolles Finale der Kammerkonzertreihe im HdB

Es war ein wunderbarer Klavierabend mit dem jungen Pianisten Leon Wenzel.

Königstein – Die Kammerkonzerte des Fördervereins Haus der Begegnung der Saison 2016/2017 zeichneten sich durch ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm aus. Der Klavierabend des jungen Pianisten Leon Wenzel krönte zum Saisonabschluss die Veranstaltungsreihe mit einem glanzvollen Konzert. Der Künstler, noch Schüler, aber bereits seit fünf Jahren Jungstudent bei Roland Krüger an der Musikhochschule Hannover, präsentierte das Schwerste, was man sich in der Musik vorstellen kann, einen Abend nur mit klassischen Klaviersonaten und einer Bach-Suite.

Bei romantischen oder modernen Werken lässt sich, wenn nötig, manche Klippe gut umschiffen. Bei Barock und Klassik geht das nicht. Hier ist alles so transparent, dass jede Unebenheit sofort zu bemerken ist. Leon Wenzel hat diese Herausforderung mit einer bemerkenswerten Konzentration und unbedingtem Willen zur Gestaltung hervorragend gemeistert. Bachs Französische Suite Nr. 2 erfuhr eine klare Strukturierung. Die einzelnen Tanzsätze wurden deutlich voneinander abgesetzt und mit kontrolliertem Anschlag wie ein Fächer vor den Zuhörern ausgebreitet.

In der sich anschließende Beethoven-Sonate „Les Adieux“ gelang es dem Pianisten, den inneren Zusammenhang von Abschied, Abwesenheit und freudigem Wiedersehen herzustellen. Diese Sonate, die unter dem Eindruck der napoleonischen Belagerung Wiens und der Flucht und anschließenden Rückkehr des Kaiserhauses entstand, hat eine Sonderstellung in Beethovens Sonatenschaffen und ist die einzige mit einem programmatischen Hintergrund.

Den zweiten Teil des Konzerts eröffnete Leon Wenzel mit der Sonate F-Dur KV 332 von Wolfgang Amadeus Mozart. Während Mozarts Pariser Aufenthalt entstanden, merkt man ihr keinerlei Rücksicht auf den französischen Geschmack an. Ein Werk von liebenswürdiger Herzlichkeit der Empfindung und schlichter thematischer Gestaltung, einem innigen schwärmerischen Adagio und einer quirligen Virtuosität im letzten Satz, die der Pianist mit ernsthafter Spielfreude zu einem echten Hörvergnügen werden ließ.

Den Abschluss bildete die vorletzte Klaviersonate Beethovens in As-Dur op. 110. Nach langer Krankheit wieder genesen, spürt man die sich gegenüberstehenden Gefühlsebenen in Beethovens Seele. Einerseits das sich schon der Ewigkeit Hingeben und allem irdischen Schmerz Entrücken im ersten Satz. Andererseits doch noch der Kampf gegen die Unbilden des Lebens im zweiten. Nach einem rezitativischen Zwischenspiel, das die Niedergeschlagenheit und Verzweiflung in voller Wucht zum Ausdruck bringt, dann die Erlösung in der Fuge des letzten Satzes, den man mit dem bekannten Zitat „Durch die Nacht zum Licht“ beschreiben könnte. Leon Wenzel, der zuvor schon gezeigt hatte, dass seinem Spiel eine Vielzahl von Facetten zur Verfügung steht, wuchs hier noch einmal über sich hinaus und animierte das Publikum zu stürmischem Applaus und Bravo-Rufen. Eine Chopin-Etüde als Zugabe krönte dieses Konzert und ließ den Wunsch nach einem baldigen Wiedersehen mit diesem außergewöhnlichen Künstler im Raum stehen.

Nach der sehr erfolgreichen letzten Saison sind die Planungen des Fördervereins für die Konzertreihe Herbst 2017/Winter 2018 bereits abgeschlossen. Das einmal mehr sorgfältig zusammengestellte Programm wird in Kürze veröffentlicht.



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