Hände weg vom Handy am Steuer!

Raimund Marx (v. li.), Michael Wangard und Ralf Bentert haben sich als Ehrenamtliche des Auto Clubs Europa (ACE) mal die Mühe gemacht, zu zählen, wer so alles in Königstein mit dem Handy am Ohr im Auto unterwegs ist oder dieses nutzt, um während der Fahrt SMS zu tippen.

Königstein (el) – „Park dein Handy, wenn Du fährst!“ – diese Aktion zur Verkehrssicherheit des Auto Clubs Europa (ACE) spricht Hauptkommissar Ralf Bentert, der sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich für den ACE engagiert, aus der Seele. Gerade die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer liege ihm sehr am Herzen, so Bentert, der über die Jahre dienstlich schon viele Unfälle aufgenommen hat und den klaren Blick dafür hat, wie so manches Unglück hätte verhindert werden können. Nicht nur deshalb ist ihm das richtige und sichere Verhalten im Straßenverkehr ein wichtiges Anliegen. Sein eigener Vater hatte 30 Jahre lang eine Fahrschule in Kronberg und auch hierdurch wurde Bentert von Kindesbeinen an vermittelt, wie wichtig es ist, Jugendliche an das verantwortungsvolle und aufmerksame Autofahren heranzuführn.

Mit Hilfe der jährlich durchgeführten Aktionen des ACE wird stets Aufmerksamkeit für ein besonderes Thema geschaffen: In diesem Jahr stehen die Handys im Fokus und das hat auch seinen guten Grund, denn laut einer Statistik der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen erhöht das Tippen einer SMS am Steuer das Unfallrisiko um das 23fache. Wie viele Unfälle sich aber deutschlandweit aufgrund von Ablenkung durch Textnachrichten tatsächlich ereignen, das wird noch untersucht. Ralf Bentert und die beiden weiteren ehrenamtlichen Helfer Raimund Marx und Michael Wangard nahmen sich jedenfalls in diesen Tagen wichtige Verkehrsknotenpunkte in Königstein vor, um die Probe aufs Exempel zu machen, wie viele Kurstädter sich theoretisch ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt einhandeln würden, wären sie bei der Nutzung am Steuer erwischt worden. Besonders bedeutsam in Zusammenhang mit Königstein ist auch die Tatsache, dass sich hier zwei Bundesstraßen kreuzen. Also nahmen sich die Ehrenamtlichen vier Punkte in der Stadt vor, um ihre auf die Handys bezogene Zählung durchzuführen.

Ihr erster Stopp war noch vor den Sommerferien die Falkensteiner Straße vor dem Taunusgymnasium und der Friedrich-Stoltze-Schule. Morgens werden die Straße und die Gehwege von vielen Schülern frequentiert, da gilt es für Autofahrer, wachsam zu sein. Also wurde eine Strichliste geführt und die sah nach zwei Stunden so aus: 18 Personen wurden in dieser Zeit mit dem Handy am Ohr gezählt, sechs weitere hielten das Mobilgerät in der Hand, um eine SMS zu schreiben. Am zweiten Kontrollpunkt, an der Ecke Frankfurter Straße/Adelheidstraße bzw. in der Nähe der Königsteiner Grundschule, mussten die Helfer des ACE dasselbe Bild erleben: Hier wurde von 8 bis 10 Uhr morgens kontrolliert und binnen von zwei Stunden 29 Verstöße festgestellt. Ganz unverantwortlich: Der Fahrer eines Abschleppdienstes wurde dabei gesichtet, wie er mit der einen Hand am Handy zugange war und in der anderen einen Coffee-to-go jonglierte. Sogar Radfahrer hatten das Handy am Ohr. „Wie will man da rechtzeitig abbremsen?“, fragt sich Ralf Bentert kopfschüttelnd immer wieder, wenn er so etwas sieht. Nachmittags ging es dann in den Kreuzungsbereich Limburger Straße/Altkönigstraße in Richtung Glashütten. Auch hier wurden 32 Tippende innerhalb von zwei Stunden gezählt. Die Abschlusszählung wurde dann am Königsteiner Kreisel vorgenommen und hierfür nahm man sich eine Stunde Zeit, um hinterher festzustellen, dass man es in 60 Minuten mit 45 Telefonierern und 52 Tippern zu tun hatte.

Während der gesamten Aktion wurde natürlich niemand zur Rede gestellt. „Unsere Zielsetzung war es, das Thema in die Öffentlichkeit zu transportieren“, sagt der Polizeihauptkomissar, der erschrocken darüber ist, dass das Telefonieren und Tippen auf dem Handy am Steuer anscheinend schon zum Selbstverständnis für viele Menschen geworden ist, so dass sie die damit verbundenen Gefahren gar nicht mehr richtig einschätzen können.

Was viele außerdem nicht wissen: Neben dem Bußgeld für Autofahrer und Radfahrer, die während der Fahrt mit dem Handy am Ohr ertappt werden, droht noch eine andere, weitreichende Konsequenz. Denn wer auf diese Weise auf den Straßen unterwegs ist, der handelt grob fahrlässig und wenn es deshalb zu einem Unfall kommen sollte, verliert derjenige höchstwahrscheinlich seinen Versicherungsschutz und wird in Regress genommen. Eine weitere Zahl, die nachdenklich stimmen sollte: 2013 wurden 420.000 Handyverstöße in Deutschland zur Anzeige gebracht. Aber das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs, wie auch Ralf Bentert nach der vor Ort durchgeführten Zählung erkennen muss. Daher ist es seiner Meinung nach umso wichtiger, sich weder vom Smartphone, noch von seinem eigenem Auto, das heute eine Multi-Tasking-Zentrale auf zwei Rädern geworden ist, ablenken zu lassen. Und daran erkennt man die Handy-Sünder: Plötzliches Schlangenlinien-Fahren, Nicht-Wahrnehmen von Stauenden, Plötzliches Abbremsen und anschließendes „Schleichen“, Ampelschläfer. Diese Art von Ablenkung kann hoch gefährlich sein, also: „Park dein Handy, wenn Du fährst!“



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