Mit dem Hund durch die Natur: Hochtaunuskreis appelliert an Hundehalter

Vergessen gilt nicht, und gegen Verlieren hat man ja einen Suchhund dabei: Um die Nachkommenschaft der Wildtiere zu schützen, gehören Haustiere derzeit besonders konsequent an die Leine – und zusammen mit den Menschen auf die Wege. Foto: HTK

Hochtaunuskreis (kw) – Nach mehreren nassen Tagen und einem dringend benötigten Regen herrscht endlich wieder Aussicht auf schönes Wetter. Nun kann mit Tatendrang im Garten gearbeitet oder auch mit der Familie samt Hund Ausflüge in die heimische Wald- und Flurlandschaft unternommen werden.

Der Hund möchte am liebsten tobend seinen Bewegungsdrang ausüben und zu meilenweiten Erkundungstouren aufbrechen. In der freien Natur beginnt allerdings für unser heimisches Wild die physiologisch anstrengendste, und zudem verlustreichste Phase des Jahres. Es ist Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit. Gerade in diesen Wochen kommt den Hundebesitzern eine besondere Verantwortung zu. „Nicht zuletzt kommen leider durch unkontrolliert freilaufende Hunde jährlich eine Vielzahl von Jungwild sowie Gelege bodenbrütender Vögel zu Schaden. So obliegt es den Hundebesitzern, speziell in den nächsten Wochen unbedingt darauf zu achten, dass sich die vierbeinigen Schützlinge stets in deren Einwirkungsbereich befinden oder aber an der Leine geführt werden“, sagt der Leiter der Naturschutzbehörde, Wildbiologe Dr. Dr. Dieter Selzer.

Gerade die Muttertiere verfügen in den letzten Tagen ihrer Trächtigkeit über eine stark herabgesetzte Bewegungsfähigkeit und damit verbunden Einschränkungen bezüglich ihres Fluchtverhaltens. Zudem benötigen die Tiere gerade jetzt ausreichend Ruhe, Raum aber auch Zeit zur ungestörten Nahrungsaufnahme. Nur so ist eine ungestörte Entwicklung der Embryonen im Mutterleib und damit einhergehend eine entsprechende Fitness der Neugeborenen möglich.

Der Nachwuchs von Rotwild, Reh, Feldhase und Co. stellt eine besonders leichte Beute für etwaige Prädatoren dar. Rotwildkälber, Rehkitze und junge Feldhasen beispielsweise werden in den ersten Lebenstagen von ihren Elterntieren lediglich zum Säugen aufgesucht. In der übrigen Zeit des Tages verharren sie alleine an einer Stelle. Bei Gefahr ducken sich die Jungtiere flach auf den Boden – somit ist der Wald- und Wiesennachwuchs durch frei laufende Hunde besonders gefährdet.

Auch für Feldvogelarten, die ihre Nester in kleinen Mulden im Acker- oder Grünlandboden anlegen, können Störungen in dieser Jahreszeit verheerende Folgen darstellen. Selbst wenn der Hund „nur“ Feld und Flur erkundet, und keine jagdlichen Ambitionen aufweist, kann er sich gerade in den kommenden Wochen leicht zu einer verhängnisvollen Störungsquelle entpuppen – und das absolut unbemerkbar für Herrchen und Frauchen. Nur das Umherstrolchen und Schnuppern verscheucht schon unsere Offenlandbrüter wie die Feldlerche und das Rebhuhn von ihrem Nest. Ein einmaliges Abkühlen des Geleges während der Brutzeit stellt meist kein Problem dar. Sollte es mehrfach zu solchen Zwischenfällen kommen, kann der Totalausfall der gesamten Brut bevorstehen. Überdies stellen die jungen Küken in ihren ersten Lebenswochen eine leichte Beute dar.

„Um dem Nachwuchs unserer Wald-, Feld- und Flurbewohner eine Chance zu geben, appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger, in den nächsten Wochen beim Spaziergang in Wald und Feld auf den Wegen zu bleiben und an die Hundebesitzer, ihre geliebten Vierbeiner mittels Schlepp- oder Automatikleine zu führen“, so der Erste Kreistagsbeigeordnete und Umweltdezernent Ulrich Kraft. „Auf diese Weise wird während einer kurzen, aber hochsensiblen Zeitspanne für unsere Wildtiere viel Gutes getan und auch dem Artenschutz Rechnung getragen.“ Hund und Herrchen können so bei schönstem Sonnenwetter den Spaziergang in der aufblühenden Landschaft ohne schlechtes Gewissen und in vollen Zügen genießen.



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