Ein Jahr Freude an der Praxis

Königstein (hhf) – „Hier malt man groß“ freut sich Leiterin Sabine Mauerwerk über die Möglichkeiten in der Kinderkunstwerkstatt und vermutet dazu: „Wir haben mehr Farben als in der Schule.“ Sie genießt es, nach erfolgter Einarbeitung in die organisatorischen Aufgaben sich nun auch der Kunst und der Pädagogik mehr widmen zu können und ist damit nicht alleine. Seit September hat sich nämlich auch Ellen Woitzik –mittlerweile erfolgreich- eingearbeitet, die Abiturientin aus Frankfurt ist schon die sechste „FSJlerin“ im Dienst an der Kunst.

Eher spontan hatte sie sich für das freiwillige soziale Jahr beworben, dabei stand Kunst gar nicht so hoch im Kurs wie das Interesse an Menschen, Pädagogik und Psychologie. Besonders interessant findet sie daher auch die Beobachtung der Prozesse um sie herum, so unterschiedlich wie Künstler und ihre Methoden sind eben auch Menschen. Letztere sind wiederum besonders spannend in ihrer Entwicklungsphase zu beobachten, nicht nur im Umgang mit Pinsel und Farbe, sondern auch mit ihren Eltern, und natürlich dem Betreuungspersonal.

„Die Kinder testen natürlich gerne ihre Grenzen, auf manche Provokation muss ich dann auch reagieren“, hier geht die Beobachtung schnell in praktisches Handeln über und hinterlässt ihre Spuren: „Ich habe mich selbst schon verändert“, so die erste Zwischenbilanz von Ellen Woitzik, die die Nachfolge von Laura Hilbert angetreten hat.

„Ellen wird gebraucht, sie macht alles“, bestätigen auch Brigitte Mayr und Sabine Mauerwerk die gelungene Einarbeitungsphase, aus der eine vollwertige Kollegin hervorgegangen ist. Besonderes Prädikat: „selbstsuchend“, soll heißen, man muss ihr die Arbeit nicht erst zuteilen oder auf Problemchen aufmerksam machen, da steht ihrem ersten eigenen Projekt in Bälde nichts mehr im Wege.

Ein solches Projekt ist ebenso wie die regelmäßige überörtliche Fortbildung in den Statuten für FSJler festgelegt, der landesweite Träger kontrolliert auch regelmäßig die 110 zugelassenen „Einsatzstellen“, von denen die Kinderkunstwerkstatt eine anbietet, auf Qualität. Die wichtigsten Bedingungen für das „FSJ Kultur“ sind die Gemeinnützigkeit der Einrichtung, eine ausreichende Stundenzahl (Öffnungszeit), pädagogische Begleitung der Freiwilligen und natürlich auch eine gesicherte Bezahlung.

Aus diesem Grund ist Reiner Dickmann vorbeigekommen, denn der Rotary-Club Königstein-Bad Soden finanziert als Nachfolger der Carls-Stiftung nun schon im dritten Jahr diese Stelle, neben einigen weiteren in der näheren Umgebung. Äußerst passend ist dabei die Mischung aus Königstein und Bad Soden, denn das Einzugsgebiet der Kinderkunstwerkstatt überschreitet die Kreisgrenze deutlich, was bekanntlich auch für das Engagement der Rotarier zutrifft. „Die Stelle selbst zu finanzieren wäre für uns unmöglich“, da sind sich Sabine Mauerwerk und Brigitte Mayr leider einig, im Gegenteil dürften einige der vielen jungen Familien, die das preisgünstige Angebot der Kurse wahrnehmen, gerne auch in den Förderverein eintreten: „Mitgestaltung ist erwünscht“, ein Beitritt wie in vielen vergleichbaren Einrichtungen aber nicht verpflichtend.

Überaus froh war Brigitte Mayr daher, als noch in ihrer Zeit als Leiterin der Rotary-Club gleich drei Jahre Förderung zusagte, um Nachhaltigkeit zu schaffen. Genau genommen waren es zunächst erst zwei Jahre, wegen des großen Erfolgs kam aber schnell die „Verlängerung“ dazu. Nun laufen aber diese drei Jahre allmählich aus, ab Herbst 2015 sucht die Kinderkunstwerkstatt neue Mäzene für das freiwillige soziale Jahr unter ihrem Dach (das in fernerer Zukunft auch verlegt werden muss, der Mietvertrag läuft aus). Die Rotarier werden sich erst einmal um andere dringende „Baustellen“ kümmern, zum Teil mit Nachbarvereinen im Inland, aber auch in Kamerun: Dort, wo sauberes Wasser lebenswichtig ist, haben sie in zehn Dörfern Brunnen gebaut, nun droht Unfrieden mit 16 weiteren in der Umgegend, die noch auf der Warteliste stehen...

Es ist eben an der Zeit, die Verantwortung weiterzugeben, dabei wollen die Rotarier nach stattlichen drei Jahren der Förderung auch gerne helfen, wenn es zum Beispiel um organisatorische Fragen geht. Kontakt kann über die Kinderkunstwerkstatt hergestellt werden, die natürlich auch alle nötigen Auskünfte selbst erteilt. Verständlicherweise freut sich Sabine Mauerwek unter (06174) 22353 über jeden diesbezüglichen unverbindlichen Anruf (der gerne zum Beispiel auch aus Bad Soden kommen darf, Anm. d. Red.), hütet aber nun nicht den ganzen Tag das Telefon: „Ich möchte neue Kurse und Workshops ausprobieren“ und auch ein wenig experimentieren, so viel zum Programm. Und auch an der Gemeinnützigkeit wird es weiterhin nicht mangeln, so hält die KiKuWe zum Beispiel immer einige Plätze für die Kinder der Asylbewerber frei, denn Kunst ist schließlich auch eine hervorragende Methode der Kommunikation. Das übrigens auch in den Schulferien, daher werden vom 5. bis 9. Januar ein Zirkusworkshop und „Malen-bauen-gestalten: Menschen und Tiere in den kalten Polargebieten“ angeboten. Ellen Woitzik wird daran sehr stark beteiligt sein, und Plätze sind auch noch frei, also: Telefon siehe oben oder www.kunstwerkstatt-koenigstein.de.

Auch in der kunterbunten Kunstwerkstatt hat die Weihnachtszeit ihre Spuren hinterlassen: Reiner Dickmann, Brigitte Mayr, Ellen Woitzik und Sabine Mauerwerk (von links nach rechts) tragen wahrhaft goldige Engelchen in ihren Armen.

Foto: Friedel



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