Kleinkunst Deluxe mit Akkordeon und Violine

Die beiden Vollblutmusikerinnen Sylvia Oelkrug (Violine, links) und Cordula Sauter (Akkordeon, rechts) entführten das Publikum im Haus der Begegnung auf ihre persönliche Reise durch Tango, Czardas, Swing und Bossa Nova. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Ein nahezu voll besetzter Adelheidsaal im Haus der Begegnung (HdB) an einem sonnigen Nachmittag mit frühlingshaft warmen Temperaturen, die eigentlich zum draußen Verweilen einladen? Wie geht das? Hierfür gibt es zwei Gründe: Erstens hat der Förderverein des HdB im Rahmen seiner Kleinkunstförderung mit Sylvia Oelkrug an der Violine und Cordula Sauter am Akkordeon ein Duo eingeladen, das nicht nur musikalisch, sondern auch optisch perfekt abgestimmt, den Gästen einen kulturell beschwingten Nachmittag bot und so die Sonne kurzerhand ins HdB holte. Zweitens kennen viele Gäste Cordula Sauter, spielte sie doch schon einmal in Königstein und sorgte bereits damals für ein ausverkauftes Haus. Das Publikum begrüßte die beiden Musikerinnen mit einem ganz besonders herzlichen Applaus, der bis in die anderen Räumlichkeiten des HdB mit hineinebbte. Manfred Colloseus, der erste Vorsitzende des Fördervereins Haus der Begegnung Königstein, war es, der Sauter vor vier Jahren gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Vorstands für einen Auftritt im HdB bewegen und damit, wie er sagt, das „HdB auch mit Kleinkunst beleben“ konnte. Mit ihrem damaligen Programm „Der Kartoffelkäfer und die Sehnsucht“ überzeugte die Künstlerin seinerzeit nicht nur den ersten Vorsitzenden. Auch Rolf Kohlrausch, der musikalische Leiter des Vereins, war vom Talent Sauters überzeugt und unterstützte den erneuten Auftritt im Rahmen der Förderung von Kleinkunstdarbietungen.

Der Vorstand freute sich ganz besonders, dass Cordula Sauter dieses Mal mit Sylvia Oelkrug, einer äußerst begabten Violinistin, die Bühnenbretter betrat. Dem Publikum bot sich ein bunter musikalischer Blumenstrauß, gespickt mit kleinen, von den Künstlerinnen gekonnt vorgetragenen Anekdoten, die von „Menschen und ihren Irrtümern“ handelten, so Titel und Thema der Veranstaltung. Leidenschaftlich, mit Herz und Witz, ließen die beiden Vollblutmusikerinnen damit also nicht nur ihre Instrumente sprechen. Es war kein leeres Versprechen von Sylvia Oelkrug, die zu Beginn die Gäste auf die musikalische Reise mit den Worten „wir nehmen Sie mit auf eine Reise durch die Länder und von Mensch zu Mensch“ vorbereitete. Denn Menschen, Länder und Musik sind vielschichtig, verschieden und zu so mancher Überraschung fähig. Nicht nur musikalisch schöpften die Künstlerinnen aus einer anscheinend unbegrenzten Klangwelt. Persönlich Assoziiertes, Anekdoten und Lyrik, beispielsweise von Eugen Roth, flochten Sylvia Oelkrug und Cordula Sauter mit viel Charme und schauspielerischem Talent in ihre Musik ein. Die musikalische Reise führte die Gäste durch die Welten des Tango, Bossa Nova, Czardas, Musette und Swing. In Argentinien, dem Land des Tangos, startete man gemeinsam in das abwechslungsreiche Programm. Die in Rot-Schwarz abgestimmte Kleidung der Künstlerinnen unterstrich das Flair der Tangoklänge und die Gäste, unter denen neben vielen bekannten Königsteiner Gesichtern aus Politik und Geschäftsleben auch Annemarie Ramm, Ehrenbürgerin der Stadt saß, genossen die Beiträge. Argentinien, Liebe und Leidenschaft sowie thematisch passend abgestimmte Verse Eugen Roths, leiteten zur nächsten kulturellen Station auf dem Weg durch die Musikstile der Länder über. Denn mit leisen Akzenten vernahm der Zuhörer russisch anmutende Klänge, die von den Weiten und der Kultur Russlands träumen ließen.

Das Programm überzeugte mit Liedern von Sehnsucht und Drama, aber auch elegant leichte Töne des Swing und Jazz fanden ihren Platz. Kaum zu glauben, dass eine solche musikalische Bandbreite mit nur zwei Instrumenten dargeboten wurde, die doch für manche Stilrichtung eher untypisch sind. Musik und sprachliche Beiträge brachten das Publikum zum Schmunzeln und motivierten zum Mitmachen. Eindrucksvoll und erheiternd demonstrierte Sylvia Oelkrug, wie sie auf ihrem Weg zur Profimusikerin, nicht nur ihren Bruder mit den schiefen Tönen ihres Instruments zur Verzweiflung brachte. Diese Erfahrungen konnten wohl auch einige Gäste im Publikum nachvollziehen und nickten daher zustimmend. Heute sind die Anfangsschwierigkeiten auf der Violine vergessen und spätestens mit dem von Cordula Sauter und Sylvia Oelkrug musizierten „Bossa Nova“, der typischen Stilrichtung der brasilianischen Musik, war der Funke der Leidenschaft auf das Publikum übergesprungen. Ein wunderbar abwechslungsreiches Programm verzauberte noch bis in den frühen Abend und machte Lust auf mehr. Wer Kleinkunst mag oder kennenlernen möchte, der sollte sich den 10.06.2017 im Kalender vormerken. Dann wird die aus Film und Fernsehen bekannte und in der Region lebende Schauspielerin, Susanne Schäfer in hessischer Mundart aus dem Buch „Frau Rath erzählt“ vortragen. Ein ganz anderer Genuss, aber nicht minder hörenswert!



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