Königsteiner Burgpflegewerk weckt Interesse im Odenwald

Königstein/Oberzent (kw) – Zum 1. Januar diesen Jahres haben die Stadt Beerfelden und die Gemeinden Hesseneck, Rothenberg und Sensbachtal zur neuen Stadt „Oberzent“ fusioniert. Seitdem hört man immer wieder von diesem Zusammenschluss, der insofern bemerkenswert ist, dass die neue Stadt mit 165,5 Quadratmetern Fläche, rund 11.000 Einwohnern und 19 Stadtteilen unvermittelt zur drittgrößten Stadt Hessens geworden ist. Dieser Zusammenschluss war die erste Änderung im Bestand der hessischen Städte und Gemeinden seit Abschluss der Gebietsreform in Hessen 1979. Und da nun alles anders ist als vorher, sollte auch die Burgruine Freienstein aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und mit Leben erfüllt werden, so die Hoffnung vieler Bürger.

Vortrag war ausschlaggebend

Bei einer Tagung zu Perspektiven für Burg Freienstein hatte Dr. Gerd Strickhausen, der Projektleiter des Königsteiner Burgpflegewerks, Burg Königstein vorgestellt und weckte damit das Interesse des Kreisbeigeordneten und Denkmalbeiratsvorsitzenden der neuen Stadt, Dr. Michael Reuter. In den maigrünen Bergen des Odenwaldes, den jetzt duftenden und blühenden Streuobstwiesen, entdeckt man immer wieder auch verwunschene Burgruinen. Für historisch Interessierte gilt es den Limes mit seinen Wachthäusern, Kastellen und Türmen, sowie das Felsenmeer und den dreischläfrigen größten und besterhaltenen Galgen Deutschlands zu entdecken.

Der Odenwald ist also durchaus einen Besuch wert und warum nicht die ein oder andere Burg für Besucher und Bevölkerung interessant machen, dachten sich auch Dr. Jürgen Kammer, Denkmalbeiratsmitglied für den Ortsteil Gammelbach und sein Mitstreiter, Frank Leutz, der ebenfalls die Gammelbacher Bürgerschaft vertritt. Sie gesellten sich zu Dr. Reuter und der erste Schritt zur Projektgruppe war getan.

Auf ihre Initiative hin wurden der Grundeigentümer der Burg Freienstein, Louis Graf zu Erbach-Fürstenau, der derzeitige Nutzer und Erbbauberechtigte, Andreas Tilly, die Architektin des Grafenhauses, Dörte Petersson und, was sehr erfreute, Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalspflege Hessen und seine Mitarbeiterin Kristin Schubert sowie die zuständige Kollegin für die Bezirksdenkmalpflege im Hochtaunus, Dr. Verena Jakobi, mit ins Boot geholt.

Besuch in Königstein

Auf Einladung besuchte die hochkarätige Delegation jüngst Stadt und Burg Königstein. Bürgermeister Helm begrüßte und Dr. Gerd Strickhausen erläuterte die wichtigsten Schritte, die bisher bereits im Rahmen des Pflegewerks gegangen wurden. Die Arbeiten rund um die Burg Königstein werden über drei Jahre von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Ziel ist es, Denkmal- und Naturschutz in Einklang zu bringen und damit als Leuchtturmprojekt mit Pilotcharakter die Entwicklung eines innovativen, interdisziplinären und modellhaften Burgpflegewerks für die Burgruine Königstein (Hessen). Spannend für die Odenwälder war der Besuch der Burg, die aufgrund ihrer Größe und Vielgestaltigkeit ein sehr anspruchsvolles Denkmal ist. „Der Test unterschiedlicher Mörtel- und Klebersorten auf den Mauerkronen zeigten erste Ergebnisse“, so Dr. Petra Egloffstein vom Institut für Steinkonservierung, Mainz. Daraus lässt sich bereits jetzt schon ableiten, welche Materialien zukünftig weiter verwendet werden und welche ihre Wirkung verfehlen.

„Während verholzender Bewuchs in Mauern wegen seines Schadenpotentials zu beseitigen ist, konnte das Schutzpotential besonders von Moosen und Flechten wissenschaftlich nachgewiesen werden. Daher soll dieser Bewuchs nicht nur erhalten, sondern gezielt zum Schutz der Mauern eingesetzt werden. Ein echter Fortschritt zum Erhalt der Burg“, erklärte Dr. Gerd Strickhausen.

Die sehr unterschiedliche Vegetation in Mauern, Freiflächen und außerhalb der Burg und natürlich die elfköpfige, rasenmähende Ziegenbockherde, die in der Sonne ihrer Arbeit nachgingen, waren weitere Themen an diesem Vormittag.

Im Rathaus wurden nach dem Rundgang über mögliche Nutzungen der Burg Freienstein möglicherweise in Anlehnung an Veranstaltungen auf Burg Königstein und rechtliche Fragen diskutiert. Mit vielen Eindrücken, noch mehr Ideen und einer positiven Einstellung werden die Kollegen aus Oberzent nun an die weitere Arbeit gehen. Für das Projekt „Burgpflegewerk Königstein“ bedeutete dieser Besuch eine weitere Bestätigung für den richtigen Weg, den die Stadt gemeinsam mit Vereinen und Fachleuten eingeschlagen hat. Urteil der Besucher: „Stadt und Bürger können stolz auf das sein, was bis hierher bereits erreicht wurde.“



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