Königsteiner Schülervertreter veranstalten Kongress zum Thema „Flucht und Integration“

Schüler und Experten diskutierten über das Thema Flucht. Foto: privat

Königstein – Ende Dezember 2015 wurde der Grundstein zu dieser Veranstaltung gelegt: Damals hatten sich Schülervertreter des Taunusgymnasiums, der Sankt Angela-Schule und der Bischof-Neumann-Schule zum ersten Mal gemeinsam mit Bürgermeister Helm getroffen, um gemeinsam darüber zu beraten, wie Schüler in Königstein zur gelungenen Integration beitragen können.

Damals wurden viele Ideen gesammelt, zwei davon fanden in der letzen Zeit ihre Umsetzung: Am 3. Mai fand im Taunusgymnasium ein bunter Abend statt, bei dem Schüler gemeinsam mit über 50 Flüchtlingen aus Königstein kochten, ein multikulturelles Büfett anrichteten und Kontakt zueinander aufbauten.

Nach diesen gelungenen Veranstaltungen fand nun am Dienstag das nächste Event statt: Die Schülervertreter hatten einen halbtägigen Kongress zum Thema „Wie kann Integration gelingen“ auf die Beine gestellt. Bürgermeister Helm unterstützte diese Veranstaltung von Anfang an mit Tat und Rat: So stellte er den Schülervertretern nicht nur das Haus der Begegnung zur Verfügung, sondern suchte auch den Kontakt zu in der Integrationsarbeit tätigen Menschen in und um Königstein.

Nach Grußworten der Schülervertreter und von Stadtrat Jörg Pöschl, der Bürgermeister Helm vertrat, stand zu Beginn des Kongress ein Vortrag an, gehalten von Dr. Svenja Gertheiss vom Hessischen Institut für Friedens- und Konfliktforschung zu Fluchtursachen, insbesondere in den Ländern im arabischen Raum. Sie betonte dabei stets den Aspekt der Multikausalilät und erläuterte die Schwierigkeiten, die hinter den viel zitierten Fluchtursachen stehen.

Im Anschluss an den Vortrag nahmen die rund 300 Schülerinnen und Schüler, überwiegend aus der 11. Klasse, an von ihnen gewählten Workshops teil. Dabei berichteten elf Referenten aus ihrer Sicht, wie Integration gelingen kann. Mit dabei waren unter anderem der Filmregisseur Imad Karim, der Dokumentationen über Flüchtlingsschicksale dreht, Daniel Dietz, der sich in staatlichen Schulen um die Zuweisung von Flüchtlingen kümmert, und Moritz Samen, seit kurzem als Sozialarbeit mit der Flüchtlingsarbeit in Königstein betraut.

Nach den Workshops fand eine Abschlusspodiumsdiskussion statt, die Axel Stolzenwald, Lehrer am Taunusygmnasium, moderierte. Daran nahmen teil: der deutsch-libanesische Regisseur Imad Karim, Jan Nolte, Landesvorsitzender der Jungen Alternative, die evangelische Pfarrerin und Mitbegründerin des Freundeskreis Asyl, Katharina Stoodt-Neuschäfer, Ramin Peymani, Beisitzer im Kreisverband der FDP Main-Taunus, und der Juso-Hochtaunussprecher Felix Lupp.

Intensiv wurde auch hier die Frage debattiert, wie Integration gelingen kann und vor welchen Herausforderungen wir stehen. Dabei bot sich durch einen leeren Stuhl neben den Podiumsgästen stets auch diskutierfreudigen Schülern die Möglichkeit, zu den verschiedenen Streitfragen Stellung zu beziehen.

Besonders kontrovers diskutiert wurde die Aussage Jan Noltes, um Integration gelingen zu lassen, müsse man zu allererst die Flüchtlingszuströme begrenzen. Hierauf wurde erwidert mit dem Statement, dass in jedem Fall eine Einzelfallprüfung vonnöten sei und nicht pauschal Zuströme begrenzt werden könnten.

Auch die Frage nach dem, was der Staat in Integrationsfragen tun solle und müsse, wurde kontrovers diskutiert. Während insbesondere Katharina Stoodt-Neuschäfer die These vertrat, dass ein Großteil der Flüchtlinge sehr lernwillig sei und nur nach Möglichkeiten suche, zur Schule zu gehen und einen Job zu finden, vertrat Imad Karim, selbst geborener Libanese, der als Student nach Deutschland kam, den Standpunkt, dass viele Flüchtlinge nicht integrationswillig seien und dass dies aber ihre erste und wichtigste Aufgabe sei und nicht etwa die des Staates. Wie nötig staatliche Integrationsmaßnahmen sind, stellten insbesondere die an der Diskussion teilnehmenden Schülerinnen und Schüler heraus: Man müsse jetzt alle Maßnahmen ergreifen um zu verhindern, dass sich – wie schon mehrfach geschehen – in Deutschland Parallelgesellschaften bilden. Auch die Schüler hielten Integration in unseren Schulen hierbei für eine wichtige Aufgabe.

Die Debattierer hätten sicherlich noch viele Stunden weiterdiskutierten können und auch die Schlange von Schülerinnen und Schüler, die sich auf den leeren Stuhl setzen wollten, wurde zum Schluss immer länger. Sie alle erhielten, genau wie die Podiumsgäste, am Schluss die Möglichkeit eines kurzen Schlussstatements. Nicht nur die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, auch die Referenten und Podiumsgäste waren begeistert von der Veranstaltung und freuen sich sehr, eingeladen worden zu sein. Stadtrat Pöschl bezeichnete es als eine Selbstverständlichkeit, dass die Stadt Königstein den Kongress im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Mittel unterstützt habe. Die Organisatoren Alexander Schott und Lukas Weyde (BNS), Julia Geleert und Nathalie Margo (SAS) sowie Josephine Hammerschmitt und Svenja Appuhn (Taunusgymnasium) waren zufrieden mit der Veranstaltung.

„Es hat alles reibungslos geklappt, wir hatten einen spannenden Vortrag, Workshops und eine sehr kontroverse und spannende Podiumsdiskussion. Wir denken, dass wir unser Ziel, die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken zu bewegen, erreicht haben“, so die Organisatoren.



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