Königsteiner Soirée entführte in das wilhelminische Deutschland

„Der Kaiser und die Burg“: Die sechste Königsteiner Soirée beschäftigte sich mit dem wilhelminischen Deutschland. Eine Zeit, in der sich der „Hilda-Blick“ vom Falkensteiner Burgberg noch wesentlich grüner präsentierte. Repro: Schlott

Königstein (as) – „Der 23. Mai als Datum für unsere sechste Königsteiner Soirée ist natürlich mit Bedacht gewählt“, eröffnete Christoph Schlott vom Verein Terra Incognita e.V. seinen Vortrag: „Schließlich ist das das Gründungsdatum der Bundesrepublik und Königstein hat über seine Geschichte mit dem ‚Haus der Länder‘ durchaus damit zu tun. Vielleicht sollten wir jedes Jahr am 23. Mai in Königstein eine auf unsere Geschichte bezogene Veranstaltung durchführen?“ – mit diesen einführenden Worten war der Tenor des Abends gesetzt.

Zum ersten Mal fand eine Königsteiner Soiree in der Stadtbibliothek statt, ging es schließlich doch auch um Bücher zum Thema.

Schlott führte kurzweilig über gut 100 Minuten seine Zuhörer durch die Welt der „Photochroms“, aufwändig kolorierter Fotografien aus der Zeit um 1890 bis 1908. Von den gut 14.000 jemals hergestellten Motiven befassen sich rund 2.000 mit Deutschland in den Grenzen des Kaiserreichs vor 1914.

Beginnend im südlichen Bayern nahm der Referent seine Hörer mit auf eine Reise durch etliche der insgesamt 32 Bundesstaaten des Deutschen Kaiserreiches: Höhepunkte der Bildreise waren mit Sicherheit die Photochroms von Helgoland, aus Berlin, Danzig und Dresden. Relativ viele der Bilder befassen sich auch mit dem Taunus, darunter immerhin ein Motiv mit dem üblichen „Hilda-Blick“ auf die Festungsruine Königstein.

„Es ist leider so, dass die Detailgenauigkeit der Originale und unsere moderne Beamer-Technik mit einer Auflösung von 72dpi sich nicht gut vertragen“, hob Schlott hervor. Kurzum: Er hatte eine ganze Reihe von Originalbildern und Alben mitgebracht, darunter sogar seltene Exemplare von Groß-Photochroms im Format über 60 Zentimetern. Was der Beamer an der Wand nicht hergab: Die detailgenauen Originale bestätigten das Versprechen ihrer damaligen Produzenten: „Die Welt in Naturfarben“, und das in einmaliger Präzision.

Nur wenige Bildbände im deutschen Buchhandel befassen sich mit den Photochroms, darunter zwei – zu den Themen „Frankfurt“ und „Deutschland“ – von Schlott selbst. Ob seine Idee, jeweils am 23. Mai in Königstein ein „Deutschland“-Thema auf die Tagesordnung zu setzen, fruchten wird? Man wird sehen ...



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