Leonhard Helm: Ein Baby-Boomer-Bürgermeister wird 50

Die Familie ist und war dem „Baby Boomer“ – diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1976 und zeigt den Teenie Helm mit Vater, Mutter (Zweite v. li.) und Tante beim Wandern – immer wichtig. Foto: privat

Königstein (el) – Er ist einer der prominentesten Köpfe Königsteins. Jeder kennt sein Gesicht, weiß, wer er ist, glaubt ihn zu kennen. Doch wie ist ein Bürgermeister Leonhard Helm überhaupt privat, gibt es in seinem Vokabular so etwas wie „Freizeit“ überhaupt? Wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag, den er als öffentlicher Mensch mit allen Königsteinern im Festzelt auf dem Kapuzinerplatz feiert, ist eigentlich nicht an private Dinge zu denken – da ist die schwierige Haushaltslage zu bewältigen; es gilt im Parlament einen so genannten „Beitrittsbeschluss“ zu fällen. Damit erklärt man sich als Stadt bereit, den Auflagen des Landrates zu folgen. Andernfalls drohen wichtige Leistungen der Stadt, Winterdienst etc. zu entfallen.

Ein enormer Druck also, einen Konsens herbeizuführen, der sich so im Finanzausschuss in diesen Tagen noch nicht abgezeichnet hatte. Und dann ist da noch das Organisatorische kurz vor so einem runden Geburtstag, aber hier hat Leonhard Helm vollstes Vertrauen in Hans Koch, Bürgermeister aus Königstein in der Oberpfalz, der gerade mal so die Order bekommen hat, nicht weniger als 1.000 Würstchen für den Geburtstag anzuliefern, der als zünftiges Oktoberfest gefeiert wird, ebenso wie der verkaufsoffene Sonntag des Handwerker- und Gewerbevereins Königstein (HGK), der sich um 13 Uhr im Festzelt an die Geburtstagsparty anschließt.

Der 28. September – ein wichtiges Datum also für den gebürtigen Königsteiner Leonhard Helm, der seine Heimat trotz Umzugs in jungen Jahren nach Nürnberg nie vergessen hat und hierher zurückgekehrt ist, um Rathauschef zu werden. Wie hat ein Leonhard Helm, der 2006, als die brasilianische Fußballnationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in Falkenstein ihr Quartier aufgeschlagen hat, erstmals Bürgermeister wurde, um vor zwei Jahren wieder gewählt zu werden, seine Kindheit erlebt? Als mittleres Kind zwischen einer jüngeren Schwester und einem älteren Bruder als Spross eines Professors. Wie es der Zufall wollte, war der Onkel, Dr. Wolfgang Kramer, in der Politik engagiert und als Stadtverordnetenvorsteher Königsteins in den Diensten der CDU. 1986 ließ sich sein Neffe im Alter von 22 Jahren in den CDU-Vorstand der Stadt Königstein wählen.

„Ich habe meine gesamte Schulzeit woanders verbracht, aber das hat das Heimatgefühl eher noch verstärkt, Königstein ist immer mein Zuhause geblieben“, sagt der 49-Jährige wenige Tage vor einem vermeintlich weiteren wichtigen Abschnitt in seinem Leben. Allerdings ist es zu früh, um Rückblick zu halten, selbst wenn es sich um einen runden Geburtstag handelt. Und außerdem habe der dafür überhaupt keinen Kopf, gesteht Helm im Hinblick auf die wichtigen Entscheidungen, die er als Rathauschef mit zu verantworten hat. Ein klitzekleines Geschenk will er sich selbst jedoch zum 50. machen: Den Freitag vor dem eigentlichen Datum und den Montag danach will er sich freinehmen, auch um alles noch mal in Ruhe sacken zu lassen.

Ein weiterer Herzenswunsch für den gläubigen Katholiken: Der Morgen seines Geburtstags soll mit einer Messe begonnen werden. Hier freut es ihn besonders, dass der Gottesdienst im Ursulinenkloster stattfinden soll. Auch, dass die Familie bei ihm ist – seine Schwester reist aus Schottland an – ist von großer Bedeutung für ihn. Er möchte in seinen Geburtstag hineinfeiern,

Die Überlegung, auf dem Kapuzinerplatz sei dadurch zustande gekommen, dass er sich gesagt habe, er wolle alle einladen und keinen vergessen. Eine Bilanz des eigenen Wirkens möchte er selbst also nicht ziehen. Werden andere diesen Anlass heranziehen, um das zu tun? Sicher seien es stets die Projekte, an denen man – gerade als Bürgermeister – gemessen werde. Das sei der Lauf der Dinge, macht sich Helm nichts vor. Die Menschen machen sich ihr Bild und Projekte würden nun mal auffallen.

Und wenn man gerade schon davon spreche, dann denke er in diesen Tagen besonders daran, dass man nach fast einem Jahrzehnt des Arbeitens das Sportplatz-Projekt in Schneidhain zu einem guten Abschluss gebracht habe. Generell sei er der Meinung, dass man keine Entscheidung, von einem Erfolg abhängig machen, sondern es vielmehr aus der Warte sehen sollte, ob dies sinnvoll für die Stadt sei.

Schon in der Zeit als Referent – nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Goethe-Uni in Frankfurt – war klar, hier handelt es sich um einen jungen Mann, dessen Kopf voller Ideen steckt. „Zugegebenermaßen sage ich manchmal zu viel“, räumt Helm ein, doch auch hier habe er sich weiter entwickelt, wie in diversen anderen Dingen auch. Er habe mit den Jahren als Bürgermeister lernen müssen, dass er zwar immer ansprechbar für alle sei, aber es eben nicht allen recht machen könne.

Hinzu komme die Tatsache, dass gerade in den letzten Jahren einzelne Interessen stärker in den Fokus gerückt seien. Zur natürlichen Entwicklung der Zeit gehört auch der Einsatz sozialer Netzwerke, auch hiervon ist Leonhard Helm ein Verfechter. Allerdings müsse auch hier abgewogen werden, wie viel man von sich preisgibt. Ein sehr schönes Beispiel für einen gezielten Einsatz des Mediums, diesmal um Werbung für das Woogtal-Bad zu machen, war jüngst die „Ice-Bucket-Challenge“, die der Bürgermeister angenommen und im Neopren-Anzug vor der Kulisse des Bades auch über sich hat ergehen lassen. Ein sehr öffentliches Statement also, das jedoch dem Image der Stadt dienen soll. Allerdings sagt „Leo“, wie er gerne auch mal gerufen wird, dass er nie der Mensch gewesen sei, den es in die Öffentlichkeit gedrängt habe. Als Mitglied der „Baby-Boomer-Generation“, der geburtenstarken Jahrgänge, habe man lernen müssen, sich durchzusetzen. Helm: „Man muss sich einbringen mit seinen Ideen, sich behaupten.“

Als Bürgermeister steht er stets in der Öffentlichkeit und mit allen Königsteinern feiert Bürgermeister Leonhard Helm am Sonntag auch seinen 50. Geburtstag.

Foto: Schemuth

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