Lions-Benefizlauf für ehrenamtliche Vormundschaften

Viel Spaß hatten die Teilnehmer, die in Gruppen liefen, im vergangenen Jahr und so soll es auch diesmal wieder sein. Die Veranstalter des fünften Königsteiner Benefizlaufs hoffen darauf, am 23. April die Teilnehmer-Marke von 1.000 knacken zu können.

Archivfoto: Schemuth

Königstein (kw/el) – Der Countdown läuft: Noch 66 Tage bis zum fünften Königsteiner Benefizlauf, dem Schirmherr Leonhard Helm bereits zu Recht olympischen Charakter attestiert hat. Ob über Distanzen von 2,5, 5 und 10 Kilometern gelaufen, gejoggt oder gewalkt wird, eines eint alle Aktiven: der Gedanke daran, mit ihrer Teilnahme Gutes bewirkt zu haben. Bereits im vergangenen Jahr kam auf diesem Wege ein stattlicher Betrag für das Projekt „Ehrenamtliche Vormünder“ des Kinderschutzbundes Hochtaunus zusammen. Seit dem vergangenen Jahr hat sich viel getan und so haben die Damen des Lions-Clubs Königstein-Burg, die den Lauf als Volksfest für die Königsteiner ins Leben gerufen haben, beschlossen, dass am Sonntag, 23. April, zur nunmehr fünften Auflage des Events erneut die Laufschuhe für das Projekt „ehrenamtliche Vormundschaft“ geschnürt werden, damit dieses noch weiter vorangetrieben werden kann.

Einige haben bereits mit dem Training begonnen. Selbst wenn der sportliche Ehrgeiz nicht an erster Stelle steht, will man sich doch am 23. April in Bestform präsentieren und den so genannten „Lions Hill“ bezwingen. So wurde der steile Streckenabschnitt hinauf zur Villa Borgnis, wo sich Start und Ziel befinden, von einer Dame getauft, die es wissen muss: Uli Frech vom Organisationskomitee der Lions Damen ist eine der Initiatorinnen der Veranstaltung und befindet sich aktuell selbst im Trainingslager. Schließlich ist teilnehmen im 100. Jahr des Bestehens der Lions Clubs international Ehrensache.

800 Läufer meldeten sich im vergangenen Jahr für den Lauf an. Zum Jubiläum ist die Hoffnung berechtigt, die 1.000-Marke knacken zu können. Man gehe davon aus, dass diesmal neben einzelnen Läufern und Teilnehmern örtlicher und regionaler Unternehmen auch zahlreiche Lions-Clubs mitlaufen werden, so Marion Neuschäfer-Menke, die ebenfalls zum Kreis der Organisatoren gehört. Da ist es gut zu wissen, dass die Online-Anmeldung, die über die eigens für den Lauf eingerichtete Webseite www.benefizlauf-königstein.de getätigt werden kann, in diesem Jahr noch weiter optimiert wurde, um Anmeldungen von Gruppen zu erleichtern.

„Ehrenamtliche Vormundschaften“

Dank der großzügigen Unterstützung des Lions-Club Königstein-Burg konnte 22 Kindern und Jugendlichen, deren Eltern nicht mehr für sie sorgen können, ein ehrenamtlicher Vormund vermittelt werden, der nun Verantwortung für sie übernimmt. Bei den Minderjährigen handelt es sich um Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 17 Jahren, deren Eltern entweder das Sorgerecht entzogen wurde oder die alleine als unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Sie leben in Heimen oder Wohngruppen im Hochtaunuskreis und haben in ihrem Leben bereits Schlimmes durchmachen müssen. Eines eint sie jedoch alle: Das Bedürfnis, einen Menschen zu haben der als direkter Ansprechpartner, Vertrauensperson und Weggefährte fungiert. Für 22 Minderjährige haben diese Aufgabe nun engagierte Bürger aus dem Hochtaunuskreis übernommen, die ein Höchstmaß an Einsatz zeigen, um „ihr“ Mündel zu unterstützen.

Für diese verantwortungsvolle Aufgabe wurden sie vom Kinderschutzbund ausgebildet und werden nun während ihrer Tätigkeit fachlich begleitet.

Denn der ehrenamtliche Vormund trägt viel Verantwortung: Er ist grundsätzlich der rechtliche Vertreter des Minderjährigen, hat das Aufenthaltsbestimmungs- und Erziehungsrecht und muss die Gesundheitssorge seines Mündels sicherstellen. Konkret bedeutet das zum Beispiel: Ohne das Einverständnis des Vormunds darf der Jugendliche nicht operiert oder eingeschult werden. Bei sich zuhause aufnehmen muss der Vormund den Jugendlichen nicht, die meisten Kinder oder Jugendlichen leben in Heimen oder betreuten Wohngruppen. Die tatsächliche Erziehung des Minderjährigen wird somit von Fachleuten der Kinder- und Jugendhilfe übernommen. Eine Vormundschaft ist keine Pflegeelternschaft. Im Idealfall entwickelt sich der Vormund im Laufe der Zeit zu einer wichtigen Bezugsperson für den Minderjährigen.

Die konkrete Ausgestaltung der Vormundschaft obliegt jedem Vormund selbst. Es gibt bezüglich der Besuchskontakte keine Vorgaben, außer der gesetzlichen Regelung, dass sich Vormund und Mündel (mindestens) einmal im Monat sehen sollen.

Wie der Kontakt genau aussieht, ist jedoch unterschiedlich: Manche Vormünder beziehen zum Beispiel ihre Familien in die Betreuung ihrer Mündel mit ein, andere trennen das lieber. Da ist jeder frei, das so zu tun, wie es für sein Mündel und ihn am besten ist. Gerade der Einstieg in die Beziehung verläuft häufig nicht linear, manche Mündel sind verunsichert, ziehen sich zwischenzeitlich auch mal zurück. Ein Vormund muss bereit sein, ein Beziehungsangebot mehrmals zu wiederholen und darf dabei keine Erwartungshaltung an den Minderjährigen haben.

In jedem Fall müssen die Vormünder engen Kontakt zu den Betreuern in den Einrichtungen halten – und den Minderjährigen außerdem bei Behördengängen helfen und den Überblick über wichtige Arzttermine oder Schulbesuche haben. Vor allem soll der Vormund auch ein Ansprechpartner sein für die Kinder und Jugendlichen, die häufig Schlimmes erlebt haben und die sich, wenn es sich um einen minderjährigen Flüchtling handelt, auch noch in einer fremden Kultur, mit einer fremden Sprache und allein zurechtfinden müssen. Daher sollte auch die Vergangenheit erst einmal nicht angesprochen werden, sondern sich lieber auf das Hier und Jetzt konzentriert werden: Wie ist es im Heim? Wie ist es in der Schule? Hast Du schon Freunde gefunden? Was willst Du mal werden? Irgendwann kommen die Mündel dann vielleicht von sich aus auf ihre Familie – oder ihre Flucht – zu sprechen.

Solche Dinge und noch vieles mehr lernen die Vormünder im Rahmen der Schulungen, die sie vor ihrer offiziellen Bestallung durch das Gericht durchlaufen müssen. Sieben Schulungseinheiten organisiert der Kinderschutzbund KV Hochtaunus für die Vormünder, in denen rechtliche und pädagogische Hintergründe, Informationen zu Trauma, Flucht und seelische Gesundheit sowie über die Arbeit der Kooperationspartner von der Kinder- und Jugendhilfe vermittelt werden. Auch wie ein Asylverfahren abläuft, ob ihre Mündel ohne weiteres ein Praktikum machen dürfen, oder dass Kopfschmerzen ein Zeichen für ein Trauma sein können, lernen die Vormünder bei den Schulungen.

Nach den Schulungen wird geschaut, ob der ehrenamtliche Vormund bereit ist, ein Kind auf seinem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten und auch schwierige Situationen mit ihm durchzustehen. Der Erstkontakt zwischen Vormund und Mündel wird dann gemeinsam mit dem Jugendamt, dem Kinderschutzbund und den Bezugsbetreuern des Mündels gestaltet. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass sich potentieller Vormund und Mündel kennenlernen. Stimmen alle Beteiligten einer Vormundschaft zu, wird der Vormund vom Gericht bestellt. Danach übernimmt der Vormund seine Aufgaben. Bei seiner Tätigkeit wird er eng vom Kinderschutzbund begleitet und kann jederzeit Rücksprache mit dem Kinderschutzbund halten. Des Weiteren unterstützt der Kinderschutzbund die Vormünder durch das Angebot von Supervision, Einzelfallberatung durch Fachleute und Fortbildungen. Außerdem finden regelmäßige Gesprächsrunden statt, in denen sich Vormünder zum Austausch treffen können. Anfang 2017 hat eine neue Ausbildungsrunde begonnen, damit noch mehr Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, mit einer individuellen Vormundschaft erwachsen zu werden und eine Bezugsperson zu erhalten, die sie in schwierigen Situationen stützt und die auch dann noch als Ansprechpartner für sie da ist, wenn sie volljährig geworden sind.



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