Malerei als etwas Sinnliches betrachten

Die Kursteilnehmer und ihre Kursleiterin sind stolz auf ihre erste Vernissage, die sie mit Bravour gemeistert haben. Foto: Schnurawa

Königstein (js) – Es ist eine kreative, facettenreiche, sehr lebendige und vor allem sehr bunte Ausstellung, die dieser Tage in den Räumlichkeiten des Rathauses von Kursleiterin Huiza Müller-Lim und ihrem Kurs präsentiert wird und nicht umsonst den schlichten, aber doch sehr aussagekräftigen Titel „Malzeit“ trägt, der zunächst ein wenig Verwirrung stiftet, weil manch einer bestimmt denken mag, hier stehe das Thema Essen im Fokus. Dies ist allerdings mitnichten der Fall. Essen sei nun mal etwas Sinnliches und genauso sei es eben auch mit der Malerei, so die plausible wie simple Erklärung von Künstlerin Huiza Müller-Lim. Denn ähnlich wie auch beim gemeinsamen Essen ist das ein Akt, der zusammenschweißt und besonders schön ist, wenn man es zusammen erlebt. „Es ist ein Genuss zu malen, genau wie bei einer Mahlzeit“, schwärmt die Kursleiterin vor Begeisterung, die es wissen muss, nicht nur weil sie selbst schon so lange leidenschaftliche Malerin ist, sondern auch weil der Kurs sich nicht ausschließlich nur zum Malen trifft. Man treffe sich auch manchmal einfach mal nur zum gemeinsamen Brunch oder auf einen Kaffee, meint sie, wobei diese Tatsache letztlich auch ausschlaggebend für die Wahl des Titels gewesen sei. „Bei uns geht es nicht nur um das Malen allein, auch der menschliche Austausch und Kontakt ist sehr wichtig und die Malerei ist ja auch das, was uns vereint“, so die passionierte Künstlerin.

Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass ihre beiden Kurse in der Kunstwerkstatt bereits seit zehn Jahren mit großem Erfolg existieren und viele Schüler ihr zudem über viele Jahre hinweg schon treu sind. Dem konnte sich auch die langjährige Schülerin Sabine Schuster nur anschließen, die bei der Eröffnungsrede ebenfalls kurz zu Wort kommen durfte. „Huiza ist eine großartige Lehrerin. Sie nimmt sich viel Zeit und holt uns da ab, wo wir abgeholt werden wollen“, lobte sie. „Es wird einfach nie langweilig.“

Das zeigt dann auch die unendliche Vielfalt an Gemälden, die alle ihre ganz individuelle Handschrift tragen. So werde zwar immer ein Thema vorgegeben, wobei es jedem freigestellt sei, ob und wie er das umsetze. „Ziel ist es, selbst kreativ zu werden. Ich habe nur unterstützende Funktion und helfe, wenn es nötig ist“, verriet Huiza Müller-Lim, die vor allem zum selbst Ausprobieren ermutigen möchte und der es immer wieder auf frappierende Weise gelingt, die Hobbykünstler mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen miteinander in Einklang zu bringen. Doch nicht nur die Kursleiterin selbst hilft, wenn Not am Mann ist, auch für die Schüler untereinander ist es selbstverständlich, sich gegenseitig zu helfen und mal einen Tipp zu geben, sofern dies erforderlich ist.

Bei der immerhin ersten Ausstellung des Kurses, die sie schon so gut wie Profis gemeistert haben, ist nicht nur ein Thema dominierend, sondern gleich mehrere. Ein sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung ziehender Aspekt sind vor allem auch Menschen, die sich in Bewegung finden – kein ganz einfaches Thema sollte man meinen, doch dem Kurs von Huiza Müller-Lim ist die Umsetzung mit Bravour gelungen. Mal sind es Leute, die sich in einer Bahnhofshalle befinden und dem Betrachter nur angedeutet werden, dann sind es jedoch auch wieder sehr filigrane und detailgenaue Zeichnungen wie beispielsweise die ihr Kind tröstende Mutter, die sich mit ihm am Meer befindet. Hier wie auch in vielen anderen Bildern springt das Leben einem förmlich entgegen und es sprüht nur so vor Lebendigkeit, was sowohl der Verbindung von Licht und Schatten als auch der Farbkomposition und Bewegung zuzuschreiben ist. Ob eine Gruppe von laufenden Leute am Strand oder spielende Kinder – Leben und Emotion steckt in all diesen Werken in irgendeiner Form.

Dominiert wird die Ausstellung aber auch von Stillleben aller Art. Mal sind es schlichte Tongefäße, mal sind es leuchtende von der Decke hängende Lampen und dann trifft man auch wieder auf Schuhe oder Landschaften. Es gibt aber auch Bilder, wo man vergeblich das Gegenständliche suchen wird. Hier verschwimmt alles irgendwie miteinander und doch steht auch alles wieder für sich, wobei ganz klar die Farbe allein dominiert. Dem Betrachter ist es selbst überlassen, was er hierbei fühlt und wahrnimmt. Was die Technik angeht, so wurde hier mit Öl, Acryl und Kreide gearbeitet, allerdings zeigt sich auch wieder, dass selbst mit Acryl oder Kreide in ganz unterschiedlicher Weise gearbeitet werden kann.

Ganz beeindruckt und fasziniert von so viel Kreativität und Energie zeigte sich da auch Kunstwerkstattleiterin Sabine Mauerwerk, die sich in ihrer Begrüßungsrede insbesondere in lobender Weise über die ambitionierte Künstlerin Huiza Müller-Lim aussprach. „Wir sind wirklich alle sehr dankbar, dass wir sie haben. Sie ist eine echte Bereicherung für uns.“ Es sei toll, wie es dieser Frau immer wieder gelinge, die Kurse zusammenzuhalten und die Teilnehmer zu begeistern, konstatierte die Kunstwerkstattleiterin, die es auch nicht versäumte, der Kursleiterin ein kleines Dankeschön in Form von Blumen und einem Buch zu übergeben.

Aber auch die Hobbykünstler bekamen ein großes Lob ausgesprochen. Die Kreativität und das Talent der Malschüler sei einfach wundervoll, gab die Leiterin nicht ohne Stolz zu verstehen, die sich an dieser Stelle auch nochmal ganz herzlich für die großartige Kooperation mit der Stadtverwaltung bedankte, welche seit vielen Jahren immer wieder die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Stolz kann Sabine Mauerwerk allerdings an dieser Stelle aber nicht nur auf ihre Kursleiterin sowie das gesamte Team sein, sondern auch das 25-jährige Bestehen dieser Institution, das schon im kommenden Jahr ordentlich gefeiert werden darf.

Jetzt aber darf man sich erst einmal den vielen, tollen Bildern mit ihren Eindrücken hingeben, die in der atemberaubenden Ausstellung im Königsteiner Rathaus noch bis einschließlich 25. September zu bewundern sind.



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