Morgenimpuls und Marmeladebrötchen

Königstein – Wenn es um Leben und Tod geht, sind sie meist die erste Anlaufstelle. Die Lehrerinnen und Lehrer, die in der Schulpastoral tätig sind, „werden sehr geschätzt, wenn es Krisen gibt“, weiß Barbara Lecht aus eigener Erfahrung. Die Pädagogin ist an der Bischof-Neumann-Schule für den Schulpastoral zuständig und zugleich seit etwas mehr als einem Jahr mit einer halben Referentenstelle Ansprechpartnerin für all diejenigen, die an staatlichen und kirchlichen Schulen im Bistum Limburg in diesem Bereich tätig sind. Die meisten von ihnen sind wie sie Religionslehrer, einige wenige unterrichten auch andere Fächer. Für alle gilt, dass sie meist schon lange an „ihrer“ Schule sind und als Vertrauenspersonen gelten.

Notfälle kommen immer plötzlich: Da ist, erzählt Barbara Lecht ein Beispiel, am Vorabend der Vater eines Schülers unerwartet gestorben. Die Mutter möchte, dass gleich an diesem Morgen die Mitschüler informiert werden. Wie er das am besten gestaltet, dafür holt sich der Klassenlehrer schnell bei der Schulseelsorgerin Rat und Unterstützung. Gerade auch an Berufsschulen und Förderschulen seien Tod, Unfall und schwere Krankheit Themen im Schulalltag, bei denen das Angebot der Schulpastoral gerne in Anspruch genommen werde, sagt sie. Gefragt sind die entsprechenden Lehrer aber auch bei den vielen anderen kleinen und größeren Problemen der Schüler: Wenn ein Kind Angst hat, mit einer Fünf nach Hause zu gehen; wenn eine Schülerin sich gemobbt fühlt; wenn die Trennung der Eltern belastet.

„Die Schüler bringen alles in die Schule mit, worüber sie sich freuen, aber auch ihre Sorgen und Nöte“, sagt Lecht. „In der Schulpastoral begegnen ihnen Menschen, die sie nicht im Lernkontext sehen, sondern ihnen das Gefühl vermitteln, wertvoll zu sein, auch wenn Dinge misslingen.“ Der Anspruch, zur Humanisierung und zur Schulkultur beizutragen, bezieht sich dabei bewusst auf die ganze Schulgemeinde mit Lehrern, Schülern, Eltern, Hausmeistern und Sekretariat, betont die Pädagogin. Das jeweilige Angebot sei immer freiwillig und richte sich nach den Bedürfnissen der Schule. Das könne Unterstützung bei der Integration von Flüchtlingskindern ebenso sein wie die Vorbereitung einer schönen Abschlussfeier oder Hilfe beim Umgang mit einer großen Zahl unruhiger Schüler.

Vor allem die Jüngeren seien dankbar für einen Raum der Ruhe und Stille oder auch für einen Spiel- und Bastelnachmittag nach dem Motto: „Zwei Stunden Gemeinschaft ohne Leistung und Bewertung“. Aufgabe der Schulpastoral kann es ebenso sein, die Schüler zu ermutigen, sich in sozialen Projekten zu engagieren. Vor allem in den kirchlichen Schulen – aber nicht nur dort – kommt die Gestaltung von Bibeltagen, von Gottesdiensten zur Einschulung und Tagen religiöser Orientierung dazu. Und für die Kinder, die schon lange vor Unterrichtsbeginn und oft mit knurrendem Magen in die Schule kommen, gibt es zumindest in der Bischof-Neumann-Schule, wie Barbara Lecht schmunzelnd berichtet, nicht nur ein gutes Wort zum Morgen, sondern auch ein Brötchen mit Marmelade.

Gerne möchte die Pädagogin weitere Schulen und Lehrer zu ersten Schritten auf dem weitgespannten Feld der Schulpastoral ermutigen. Dafür wird allen Interessierten in einem zum Schuljahresbeginn aufgelegten „Startup-Projekt“ eine kleine finanzielle Starthilfe in Aussicht gestellt. Geworben wird in diesem Zusammenhang auch für den professionellen Weiterbildungskurs, der in Kooperation mit anderen Bistümern einmal jährlich veranstaltet wird. Weitere Informationen: Barbara Lecht, Referentin Schulpastoral für das Bistum, Telefon 06171/6942-22, E-Mail: B.Lecht[at]bistumlimburg[dot]de. Dienstsitz der Referentin ist im Amt für Katholische Religionspädagogik Taunus in Oberursel.



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