MS Plaschi legt diesmal (fast) ohne Männer an Bord ab

Die Schoppedancer tanzten auf ihren Bierkästen und zeigten ein wenig Haut zur Weiberfassenachts-Party in Königstein. Foto: Schnurawa

Königstein (js) –„Schiff Ahoi“, lautete der Schlachtruf der Plaschi-Damen, die in diesem Jahr extra ein Piratenschiff gekapert hatten, um ihr närrisches Treiben, das unter dem Motto „Fluch der Karibik“ stand, auf die See zu verlagern. Der komplette Saal des HdB hatte sich in eine Meereslandschaft verwandelt, die auf eine stürmische wie lustige Seefahrt in die kunterbunte Fassenachtswelt einlud. Ob die mit Muscheln, Sand und Seepferdchen dekorierten Tische, die unzähligen, den Saal zierenden Regenbogenfische oder das riesige, in Form einer Bühnenkulisse arrangierte Piratenschiff – alles deutete auf eine stürmische Fahrt zu Wasser hin. Freilich durfte da auch die Moderation nicht fehlen, die, wie könnte es auch anders sein, in der Hand von geballter Frauenpower lag. Denn schließlich befand man sich ja auch auf der Weiberfassenacht, weswegen die Herren auch deutlich in Unterzahl waren. Immerhin waren sie zumindest geduldet, sofern sie bereit waren, der für einen Abend herrschenden Frauenpower ganz und gar zu Diensten zu stehen, wie das nun einmal so Tradition ist.

Einen wahrhaft schaurigen Auftakt lieferten zunächst die Mini Plaschis, die einem in ihren blutverschmierten Zombieoutfits und mit ihrem gruseligen Zombietanz wahrlich das Fürchten lehrten. Zu passenden Songs wie „Thriller“ von Michael Jackson und Lindsey Stirling „Shatter Me“ torkelten sie so lange über die Bühne, bis sie schließlich urplötzlich tot umfielen und so dem Spuk ein jähes Ende bereitet wurde.

Für geballte Lachmuskelaktivierung sorgte sodann der wohlbekannte Hosenträgermann, auch bekannt als Jörg Werner, der mal wieder mit einer kleinen Ukulele bewaffnet, so manch interessantes Beispiel aus der Evolution lieferte. Nicht nur allerhand auf dem Herzen lag jenem männlichen Exemplar, sondern auch gesanglich bestens mitzuteilen, wusste sich der Mann, der sich stets in der Opferrolle sieht. Ach, was seien doch die Männer für beklagenswerte Wesen, die den ganzen Haushalt schmissen, während die Frau beharrlich die Arbeit meide, beklagte der gepeinigte Mann sein geteiltes Schicksal. Ganz schön ihr Fett weg bekamen die Frauen von dem Mann. Nüchtern und selbstkritisch sprach er aber auch die Schwächen der Männer an. Die wohl romantischsten Worte aus dem Munde eines Mannes lauteten: Bundesliga hat begonnen! Gleichzeitig sprach Jörg Werner aber auch seine Bewunderung für die tollen Frauen aus, ohne die es für die leidensfähigen Männer gar nicht geht.

Dass man(n) auch durchaus noch ganz anders kann, bewies das Männerballett Daalbach-nixen aus Kronberg, das sich mit seinen aberwitzigen Performances aus Kult TV Serien abermals in die Herzen der Damenwelt tanzte. Ob in Form von „Dick und Doof“, „Asterix und Obelix“ oder den gelben Krabbeltierchen aus dem Kinderklassiker „Biene Maja“ – sie machten einfach immer eine gute Figur. In ihren überaus originellen Kostümen, mal dem rosaroten Panther abgeschaut, ein andermal der Augsburger Puppenkiste entliehen, erinnerte das Männerballett an die Helden aus Kindertagen. „Ihr habt mein Alter falsch bekannt gegeben“, meinte einer der Herrenrunde, im Anschluss bei der Vergabe der Medaillen, völlig entrüstet. Er sei nicht 72, sondern schon fast 80, stellte der toughe Rentner richtig, dem man, angesichts seiner noch so herausragenden Leistungen, sein Alter kaum glauben mag.

Nach einem kurzen Ausflug in die Vergangenheit wurde man dank der legendären Ingelore Steinmetz, einer reiferen Dame, wieder in die Realität, oder vielmehr, in die noch bevorstehende Zukunft zurückbefördert. Begleitet von dem Lied von Udo Jürgens „Mit 66 Jahren“ stimmte sie feierlich auf alle das Alter mit sich bringende Debakel ein, auf die sie selbst mit ihren 60 Jahren bestens vorbereitet ist. Mit Heizdecke, allerhand Büchern und sonstigen Vorkehrungen habe sie bereits den drohenden Altersproblemchen vorgebaut, erklärte die gesetzte Dame mit Hut, die sich aber noch längst nicht zum alten Eisen zählt.

„Wir Frauen sind agil und wendig, die Männer eher unlebendig“, so ihr Altersvergleich der Geschlechter.

Dabei lässt sie es freilich auch nicht aus, die Männer dann und wann mal gehörig alt aussehen zu lassen. Um die im Alter zunehmende mangelnde Attraktivität des männlichen Geschlechtes noch zu untermauern, wird da auch gerne mal der Vergleich mit einem Autoreifen herangezogen. Männer wären durchgerostet. „Von innerer Schönheit sind mir Frauen, die mit Falte im Gesicht lebbe müsse, die mir lieber am Hinnern hätte“, meint sie ein wenig sarkastisch. Ein paar tröstende Worte an die reifende Frau hatte die gute Ingelore Steinmetz dann auch parat: „Ernährt Euch mäßig und denkt stets daran, mit 60 fängt das Leben an.“ Und dieser Rat wurde dann auch gleich in der 22-minütigen Pause tapfer befolgt, wo man sich erst einmal närrischen Genüssen hingab, für die mal wieder vonseiten Siggi Papes bestens gesorgt war.

Wer bei solch närrischem Treiben jedoch definitiv nicht fehlen durfte, war das berühmt berüchtigte „Duo Gnadenlos“, das immer wieder aufs Neue mit seinem ganz besonders spitzfindigen Humor die Zuschauer begeistert. Mit losem Mundwerk und frechen Sprüchen hat, im wahrsten Sinne des Wortes, das gnadenlose Duo stets die Lacher auf seiner Seite. Dieses mal in Gestalt von Heldin Pippi Langstrumpf und ihrem Affen, wobei es sich hier jedoch nicht um Herrn Nielson, sondern um einen ganz und gar außergewöhnlichen Affen handelte, den sich Pippi nach dem Tod des anderen zugelegt hatte. Reichlich menschlich präsentierte sich das etwas korpulentere Affenweibchen, das fast so etwas wie eine Freundin von Pippi sein konnte. Auch das wilde, lebhafte Mädchen hatte außer den Zöpfen nicht ganz so viel Ähnlichkeit mit der Kinderbuchheldin, trug sie doch eine Lederkluft und Bierdose in der Hand, während die Filmmusik eingespielt wurde. Pippi Langstrumpf stellte dem Publikum ihren neuen Affen vor, der sein abgerissenes Schwänzchen bejammerte. „Kannst Du den für mich mal kurz halten“, fragte das Äffchen jemanden aus dem Publikum und überreichte ihm sein abgerissenes Schwänzchen, bevor man zum Klatsch und Tratsch über dies und das überging. „Sag mal, weißt Du, warum ich immer zu wenig Geld habe?“, wollte Pippi wissen, worauf die Affendame entgegnete, dass das wohl am fehlenden Ehemann läge.

Dabei hat Pippi, was das Thema Männer angeht, ganz genaue Vorstellungen. „Ich möchte einen Mann mit Piercing“, erklärte die Singlefrau ohne mit der Wimper zu zucken. „Warum denn das?“, will die Affenfreundin wissen.

Na, der kann erstens Schmerzen aushalten und zweitens hat er auch noch Sinn für Schmuck“, konterte die selbstbewusste Pippi. Selbstverständlich stand aber auch reichlich Tanz auf dem Programm, wobei freilich auch die Gardetänzer nie fehlen dürfen. Bei dieser Gelegenheit hatten die Närrinnen dann auch gleich mal die Gelegenheit Burgfräulein Victoria Pfaff wiederzusehen, die schon seit einigen Jahren eine versierte Gardetänzerin ist. Unter dem Motto „Marsch“ fegte sie zusammen mit Katja Laska übers Parkett und heizte die Stimmung schon mal kräftig an.

Natürlich waren auch allerlei Gäste an Bord des Narrenschiffs gegangen. So zum Beispiel die Cosmopolitans, die mit geballtem Mädelspower die Bühne mit Showtanzformationen vom Feinsten rockten. Ob zum Lied von Aqua, „Barbie Girl“, oder anderen bekannten Hits wie „Saturday Night“ von Whigfield – die aus Wallau stammende Tanzgruppe (Waller Wespe e.V.) machte immer eine gute Figur.

Wenn man allerdings von Gästen der Plaschis spricht, sollte einer definitiv auch nicht unerwähnt bleiben, der sich auch in diesem Jahr wieder die Ehre bei den Königsteinern gegeben hat. Klar, handelt es sich hier um niemand anderen als den Travestiekünstler von Wangoo Travestie, in aller Munde als Vanessa P. Immer wieder ein Hingucker ist der Verwandlungskünstler, dessen Markenzeichen falsche Wimpern, eine platinblonde Perücke sowie die mega hohen Highheels sind. Aber vor allem ist es auch der „weibliche Charme“ und die grandiose Stimme, die man an diesem Verwandlungskünstler, der sogar als Mann auf Highheels in schwindelerregender Höhe noch eine bessere Figur macht als so manch eine Frau, so schätzt. Dabei verblüffte die Travestiekünstlerin vor allem mit dem Song „I Will Survive“, den sie einfach mal so umgetextet hatte.

Eine echte Neuheit, die sich die Weiber keinesfalls entgehen lassen durften, waren die zuckersüßen Jungs aus Kronberg, die es, in der Tat, mächtig draufhatten. Als Bauarbeiter getarnt mit gelben Helmen und Latzhosen stürmten die Schoppedancer die Bühne und legten auf der Bühne einen wahrhaft heißen Showtanz samt Bierkästen hin. Bei solch einem Anblick war es denn auch kein Wunder, dass die Weiber jung wie alt sogleich um eine ganz besondere Zugabe baten. „Ausziehen, ausziehen“, ertönte es durch den Saal. Und kaum war dies ausgesprochen, da ließ das „Frischfleisch“ auch schon die Hüllen fallen und zum Vorschein kamen muskulöse, gut gebaute Körper, die die Stimmung endgültig zum Kochen brachten, besonders dann, als die strammen Burschen dann auch noch buchstäblich auf den Tischen tanzten. „Leider erreichen wir jetzt schon wieder den heimatlichen Hafen, aber das heißt noch lange nicht, dass die Party an dieser Stelle schon Schluss ist“, meinte Moderatorin Conny auffordernd.



X