Neue Auffang- und Zuchtstation für Feldhamster eingeweiht

Königstein (kw) – „Wir freuen uns, eine weitere Anlage für eine bedrohte heimische Tierart ihrer Bestimmung zu übergeben“, begrüßte Stiftungsvorstand Gregor von Opel bei der offiziellen Eröffnung der Auffang- und Zuchtstation für Feldhamster die geladenen Gäste. Die Anlage entstand auf Initiative und mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises und in Kooperation mit dem hessischen Umweltministerium.

Dr. Christian Hey, Leiter der Abteilung Klimaschutz, nachhaltige Stadtentwicklung, Biologische Vielfalt vertrat Umweltministerin Priska Hinz. Er hob die Bedeutung des Feldhamsterprojektes im Rahmen der Naturschutzkampagne Hessen hervor. Diese zielt auch auf die Rettung wichtiger gefährdeter Leitarten der Feldflur. Dazu gehören die Aufzucht und die Schaffung günstiger Lebensräume in der Ackerlandschaft. Sein Dank galt dem Opel-Zoo und dem Förderverein für ihr außerordentliches Engagement.

Der Feldhamster, einst ein weit verbreiteter Schädling, ist inzwischen durch die starke Bejagung, den Rückgang geeigneter Lebensräume und die intensive moderne Landwirtschaft in seinem Bestand stark bedroht und zählt in Deutschland zu den streng geschützten Tierarten. Zoodirektor Dr. Kauffels, der auch als amtierender Vorsitzender des Europäischen Zooverbandes EAZA fungiert, erläuterte bei der Einweihung, dass sich die Zoobesucher im Schauraum über die Ökologie und das Verhalten der Feldhamster sowie deren Bedrohungsstatus informieren können und die Hamster in den selbstgegrabenen Bauen sogar beobachten können. „Zoologische Gärten und so auch der Opel-Zoo setzen sich weltweit auf verschiedene Art und Weise für den Artenschutz ein, betreiben ihn aktiv durch Haltung, Zucht und Wiederauswilderung und sind dabei eng vernetzt“, erläuterte er und ergänzte: „Darüber hinaus leisten Zoos in ihrer Bildungsarbeit einen wichtigen Beitrag, um das Verständnis für Artenvielfalt zu wecken und auch für die Notwendigkeit, sie aktiv zu schützen.“ Diese zoopädagogische Arbeit an der neuen Feldhamsteranlage wurde bereits im Vorfeld durch die Übergabe eines Schecks vom hessischen Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz unterstützt. Aber auch der Förderverein des Opel-Zoos unter Vorsitz von Brigitte Kölsch, zahlreiche Fördermitglieder und weitere Spender trugen durch großzügige Dotierungen dazu bei, dass das Freigehege sein Engagement für bedrohte heimische Tierarten konsequent fortsetzen kann. Die Zuchtstation bietet im Übrigen bis zu 24 adulten Feldhamstern mit Nachwuchs Platz.

Infos zu den Tieren

Der Feldhamster war ursprünglich in den Steppen Europas und Asiens verbreitet. Er ist an ein kontinentales Klima, also kalte Winter und heiße Sommer, angepasst und hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv.

Feldhamster ernähren sich überwiegend von Samen, Körnern, Kräutern und Knollen. Um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten hamstern sie Nahrung in ihren Backentaschen und verstauen diese in den Vorratskammern ihrer Erdbaue. Während des Winterschlafs wachen sie in regelmäßigen Abständen auf, um zu fressen und Kot und Urin abzusetzen. Um den Winter zu überstehen benötigt ein Feldhamster circa zwei Kilogramm Vorräte.

Durch starke Bejagung bis Ende der 50er Jahre und den Rückgang geeigneter Lebensräume infolge intensiverer Landnutzung ist die Zahl der Feldhamster in Deutschland stark zurückgegangen. Daher gehört der Feldhamster in Deutschland zu den streng geschützten Tierarten.

An der Seite des neuen Feldhamster-Hauses, oberhalb der Außenanlage waren bereits einige Tage vorher drei Paare des Europäischen Ziesels (Spermophilus citellus) eingezogen, die tagaktiv sind und die Anlage zumindest im Sommer etwas beleben. Sie gelten in ihrem Bestand im Freiland als gefährdet und sind in Deutschland und Kroatien bereits ausgestorben. Zum Schutz dieser Tierart gibt es einen Maßnahmenplan der Europäischen Kommission sowie Wiederansiedelungsprojekte. „Wir haben drei Paare aus dem Tiergarten Nürnberg bekommen, die sich hoffentlich schon im nächsten Frühjahr vermehren werden “, erklärte dazu Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels. Die Weibchen würden dann zwei bis zehn Jungtiere im unterirdischen Bau zur Welt bringen. Die etwa 150 bis 500 Gramm leichten Nagetiere aus der Familie der Erdhörnchen leben in Kolonien und bevorzugen Lebensräume mit einer maximal 20 Zentimeter hohen Vegetation, in der sie zwar noch Deckung finden, die Umgebung aber auf den Hinterbeinen stehend nach ihren Fressfeinden, wie Greifvögeln, absuchen können. Sie sind jetzt noch aktiv, da sie sich ausreichend Winterspeck für den bis zu sieben Monate dauernden Winterschlaf anfressen müssen, den sie bereits im Laufe des August beginnen werden. Und bei der Suche der überwiegend pflanzlichen Nahrung aus Körnern, Samen und Kräutern sind sie in ihrem Gehege an der Seite des neuen Feldhamsterhauses auch sehr gut zu beobachten.

Die bis zum Boden reichenden Glasscheiben bieten großen und kleinen Zoobesuchern ungehinderte Einsicht in das Leben dieser tagaktiven Nager. Die neue Anlage ist dem natürlichen Lebensraum der Ziesel nachempfunden und wurde dementsprechend mit passenden Pflanzen wie beispielsweise Haar-Pfriemengras, Steppen-Wolfsmilch und Dornigem Heuhechel bepflanzt.

Feldhamster in der neuen Außenanlage

Fotos: Archiv Opel-Zoo

Auf den Hinterbeinen stehend suchen die Ziesel das Gelände ab.

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