Rudolf Krönke erinnerte an Königstein im Ersten Weltkrieg

Rudolf Krönke vor dem „Hemdchen“, das Friedel Hedwig (früherer Inhaber des Zigarettengeschäftes in der Hauptstraße) auf einem Foto trägt.
Foto: Scholl

Königstein (gs) – Mit seinem lokalhistorischen Vortrag „Zeitzeugen und Zeitstücke der Kriegsjahre 1914 bis 18“ erinnerte Rudolf Krönke nicht nur an den 100. Jahrestag des Endes des 1. Weltkrieges, sondern er eröffnete seinen Gästen einen Einblick in eine Zeit, deren Spuren auch heute noch in Königstein zu finden sind. Der Vortrag wurde getragen von den vielen, handverlesenen Fotos und „Zeitstücken“, die Krönke zusammengestellt hatte, um die Frage zu beleuchten, wie der Erste Weltkrieg Königstein geprägt und auch verändert hat.

Mit einem Einblick in sein ganz privates Fotoalbum offenbarte er seinen Gästen seine ganz persönliche Familiengeschichte, die mit der Eröffnung einer Drogerie durch seinen Großvater Paul in der Hauptstraße ihren Anfang nahm. Ergänzt wurden die Fotos durch historische Schriftstücke, wie Inserate zur Geschäftseröffnung oder auch den Meldezettel der Gemeinde. Es war bemerkenswert, welche Vielfalt an Bildern, aber auch an „Zeitstücken“ Krönke über die Zeit des ersten Weltkrieges zusammengetragen hatte. Kriegspredigten des Pfarrers Karl Bender waren ebenso darunter wie Fotos von Mitbürgern, deren Namen und Betriebe vielen Anwesenden bekannt waren und an die sie sich aus Kindertagen noch gut erinnern konnten.

Lazarette

Prägend für Königstein waren während des 1. Weltkrieges die Lazarette, deren Fotos der Liegenschaften, aber auch der Innenansichten ein Fenster in eine längst vergangene Zeit eröffneten. Das Sanatorium Kohnstamm, das ehemalige Hotel Taunusblick (an der Stelle des heutigen Kurbades) und die Klinik Amelung waren die Einrichtungen, in denen körperlich und seelisch verwundete Soldaten gepflegt wurden. Ein Blick auf die Innenausstattung zeigte, dass die Krankenzimmer früher eher Wohnräumen glichen, um den (seelisch) Verletzten eine möglichst angenehme Rekonvaleszenz zu ermöglichen. Mit Gründung der Kriegsfürsorge im Jahre 1914 engagierte sich auch Großherzogin Adelheid Marie als Schirmherrin für die Kriegsversehrten. Sie unterstützte den Verein unter anderem durch eine Ausstellung eigener Gemälde, deren Eintrittsgelder der Kriegsfürsorge zu Gute kamen. Vom Ableben der Großherzogin zeugten ebenfalls Fotografien, die den Trauerzug durch Königstein festhielten. Dass die Kriegsjahre bittere Jahre waren, konnten die Gäste anhand eines Blickes auf die Verlustlisten erfahren, die in den Kriegsjahren den Familien als Informationsquelle über das Schicksal der Angehörigen dienten.

Ein Raunen ging durch die Reihen, als Krönke auf das Tagebuch von Emma Kroth zu sprechen kam, die darin unter anderem den Tod der Großherzogin beschrieb. Emma Kroth war vielen als Lehrerin durchaus ein Begriff und ihr Tagebuch eröffnete die Präsentation von mehreren Schulfotos aus der Zeit, auf denen einige bekannte Königsteiner als Kinder zu sehen waren. Aber nicht nur Menschen und ihre Geschichten standen im Mittelpunkt des Vortrages, Krönke nahm auch Bezug auf die eingeschmolzenen Königsteiner Kirchenglocken, deren Abbau aus dem Kirchturm fotografisch festgehalten wurde. Ebenso erinnerte er an das „Germania“-Denkmal, welches im Gegensatz zum Herzog-Adolph- Denkmal damals abgebaut und eingeschmolzen wurde. Nur die Fotografien sind als Erinnerung erhalten geblieben. Krönke schloss seinen interessanten und sehr kurzweiligen Vortrag themengerecht mit einem Abdruck der Waffenstillstandsbedingungen in der damaligen Taunuszeitung, bevor er seine Gäste zu einem Gläschen Wein in gemütlicher Runde einlud. Im Foyer fand sich dann auch noch etwas ganz Besonderes. Dort hatte Rudolf Krönke an einer Fotowand ein Kinderhemdchen aufgehängt, dessen Träger, Friedel Hedwig, in genau demselben Hemdchen auf einem Foto abgebildet war. Es handelte sich um den Sohn des Schneiders Gustav Hedwig und den späteren (gut bekannten) Besitzer des Zigarettengeschäftes in der Königsteiner Hauptstraße. Insgesamt ist es Rudolph Krönke in seinem Vortrag vortrefflich gelungen, zeitgenössische Dokumente so mit „Stadtgeschichten“ zu verbinden, dass daraus ein gelungener Blick in eine längst vergangene Zeit entstanden ist, der seine Gäste Zeitgeschichte wahrhaft „erleben“ ließ.



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