Sommerkonzert mit groß besetzter Revolutionsmusik und leisen Tönen

Ein philharmonischer Genuss: das vierte Europakonzert des Vereins Terra Incognita.

Königstein – Zum elften Mal hatte der Königsteiner Kulturverein Terra Incognita e.V. zu einem großen sinfonischen Konzert in das „Haus der Begegnung“ eingeladen. Dass es der französische Nationalfeiertag war, dürfte Zufall gewesen sein, denn bei dem musikalischen Rundgang spielte Frankreich keine herausragende Rolle: Immerhin kam mit Lili Boulangers „Vieille pirère bouddhique“ unser europäischer Nachbar beeindruckend zu Gehör. Mit Kompositionen von Johann Strauß Sohn und Bela Bartok ging es nach Wien und Ungarn bzw. in die Slowakei, mit der 4. Sinfonie von Niels Wilhelm Gade ins benachbarte Dänemark. So verdiente sich das Sommerkonzert schon hier den Zusatz „Viertes Europakonzert“.

Universitätsmusikdirektor Jan Schumacher war nicht nur mit dem groß besetzten Orchester angereist, sondern auch mit dem Akademischen Chor, der seine Partien meisterhaft ablieferte. Für Orchester und Chor waren aber vor allem die beiden zeitgenössischen Stücke eine Herausforderung: Mit Cadarios „Systemae Naturae“, einer Komposition zu Ehren des 200. Geburtstages der Frankfurter Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft wurde der Abend zwar fulminant beendet, im emotionalen wie akustischen Mittelpunkt aber standen der dritte und vierte Satz der 12. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch. Kompositorisch herausragend, herausfordernd für die Blechbläser, die ihre Partien mit Bravour meisterten, ist sie eine durch und durch politische Komposition, entstand sie doch als Erinnerung an Wladimir Iljitsch Lenin, der bekanntlich mit deutscher Hilfe die Oktoberrevolution im zaristischen Russland vom Zaun brechen konnte.

Auf die etwa nur rund 100 Besucher angesprochen, vermerkte Veranstalter Terra Incognita e.V. vertreten durch das Vorstandsmitglied Frauke Heckmann: „Ein auswärtiges Orchester bringt nun einmal kein ‚eigenes‘ Publikum mit, wie etwa das Jugend-Sinfonie-Orchester des Hochtaunus-Kreises. Wir werden darüber hinaus auch weiter mit der Nähe Frankfurts zu kämpfen haben“, meinte das Vorstandsmitglied: „Große Sinfonie-Konzerte werden noch nicht dem Königsteiner HdB in Verbindung gebracht. Königstein als Standort großer philharmonischer Veranstaltungen zu etablieren, dauert einfach“. Dennoch ein gelungener Abend und der immerhin schon sechste Auftritt des Frankfurter Uni-Ensembles.



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