Stabwechsel: Nach 28 Jahren sagt Dr. Reinhard Siepenkort ade

Der neu gewählte Vorstand des Förderkreises Städtepartnerschaften nimmt Abschied von seinen jahrzehntelangen Mitstreitern Dr. Reinhard Siepenkort (Vierter von links) und seiner Ehefrau Marie-Charlotte Siepenkort (vorne rechts). Neuer Vorsitzender ist Wolfgang Riedel (vorne, Mitte) und neue Schriftführerin ist Verena Fleiss (hinten, 2. von links).

Foto: Pfeifer

Königstein (pit) – „Vive Jumelage! Vive Königstein! Vive Le Cannet“ – es gibt seit Bestehen des Förderkreises der Städtepartnerschaft wohl so manchen historischen Augenblick, in dem dieser Ausruf erschallte. Bei der jetzigen Jahreshauptversammlung kam es erneut zu einem Ereignis, das gewiss in die Annalen des Vereins eingehen wird. Begleiteten diese Worte doch die Verabschiedung von Dr. Reinhard Siepenkort, der 28 Jahre als Vorstandsvorsitzender fungierte, und seiner Frau Marie-Charlotte, die 30 Jahre das Amt der Schriftführerin innehatte. „Wir möchten nicht mehr kandidieren, um Zeit für andere Dinge zu gewinnen“, erklärte Siepenkort den Entschluss des Ehepaares. Auch gesundheitliche Aspekte hätten den Ausschlag gegeben.

Doch zurück auf Anfang. Zahlreiche Mitglieder und Gäste machten den scheidenden Vorstandsmitgliedern und ihren Nachfolgern ihre Aufwartung. Immer mehr Stühle mussten in den Raum Altkönig gebracht werden, damit die über 90 Personen schließlich einen Platz fanden. „Das ist eine stattliche Anzahl“, freute sich daher Dr. Reinhard Siepenkort bei seiner Begrüßung, der es obendrein als große Überraschung empfand, dass Gaston Fischesser, Ehrenbürger von Königstein und Ehrenpräsident des Cannetaner Komitees, extra eingeflogen war.

In seinem anschließenden Rückblick wurde einmal mehr deutlich, mit wie viel Engagement der Förderkreis seine Arbeit macht. Neben vielen anderen Veranstaltungen, die alljährlich stattfinden, erinnerte Siepenkort daran, dass 2014 die 100. Wanderung seit 1997 durchgeführt worden sei und die 20. Wanderwoche seit 1993 in Mutters/Tirol stattgefunden habe: „Insgesamt gesehen war 2014 ein vielfältiges und gelungenes Jahr.“

Nach dem Kassenbericht, der schnell abgesegnet war, folgte die Entlastung des gesamten Vorstandes und der Schritt Richtung Neuwahlen konnte gemacht werden. Dr. Reinhard Siepenkorts langjähriger Stellvertreter Wolfgang Riedel wurde als neuer Vorsitzender gewählt, dessen gleichberechtigte Stellvertreter sind von nun an Alexander Hees und Patricia Danielzik, die gebürtige Cannetanerin ist, aber schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Die neue Schriftführerin heißt Verena Fleiss und Klaus Rätz bleibt Kassenwart. Das neugewählte Komitee besteht von nun an aus Marianne Crux, Helga Hellberg, Uschi Machhaus, Dagmar Reuter, Herrmann Seyfried. Als Kassenprüfer wurden Alexander Freiherr von Bethmann und Michael Legeland gewählt. Alle Personen wurden einstimmig per Akklamation gewählt – allein beim Komitee war eine geheime Wahl notwendig, da es sechs statt nur fünf Kandidaturen gab.

Hinsichtlich seiner Wahl meinte Wolfgang Riedel: „Es sind sehr große Fußstapfen, in die ich trete, sie haben quasi XXL-Format.“ Doch die Umrisse, in denen er ja selbst mitgestanden habe, seien deutlich zu erkennen und so sei es wohl kaum möglich, die Spur zu verlieren.

Eine Tagesordnung in der Tagesordnung bildeten die vielfältigen Ehrungen für das Ehepaar Siepenkort, das musikalisch durch Jessica Neugebauer (Harfe), Patenkind von Marie-Charlotte Siepenkort, umrahmt wurde. Wolfgang Riedel freute sich, dass die Versammlung einhellig zustimmte, Reinhard Siepenkort zum Ehrenvorsitzenden – somit ist er der erste des Vereins –, und Marie-Charlotte Siepenkort zum „Ehrenmitglied“ zu ernennen. Es folgte die Übergabe der deutsch-französischen Freundschaftsmedaille mit Verlesen der Urkunde. Aus Le Cannet hatte Bürgermeisterin Tabarot ein Grußwort geschickt, das sowohl in französischer als auch deutscher Sprache vorgetragen wurde. „Es verknüpft und ein starkes Band, das nicht vergehen wird“, versicherte sie darin und kündigte die Verleihung der Goldmedaille der Stadt an, wenn das Ehepaar wieder zu Besuch sei. Auch Bürgermeister Leonhard Helm fand ausschließlich lobende Worte: „Sie haben die Stadt Königstein in all den Jahren leidenschaftlich und würdig vertreten.“ Gaston Fischesser gab zu, dass ihn die Nachricht von Reinhard und Marie-Charlotte Siepenkorts Abtritt traurig gestimmt habe und erinnerte sich: „Es war nicht immer leicht, doch Du wurdest die Triebfeder der Partnerschaft.“

Das Ehepaar habe ganze Arbeit für die deutsch-französische Verständigung geleistet. Die Europa- und Regionalbeauftragte Natascha Ramadanovic erinnerte sich noch gerne an eine Diskussionsrunde während des Europatages in Usingen im vergangenen Jahr. Besonders ein Satz von Dr. Reinhard Siepenkort sei ihr in Erinnerung geblieben: „Damals sagten Sie: Europa kann nur mit Bürgern gebaut werden.“ Ein Satz, der so viel Wahrheit in sich berge. Und in diesem Zusammenhang erinnerte sie auch gleich an ein Wort von Goethe: Ehre, wem Ehre gebührt.



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