Staufer-Stele erinnert an schwäbische Epoche im Taunus

Königstein (hhf) – Hält man sich an die Ergebnisse der Bodenforschungen von Rudolf Krönke und seinem Verein für Heimatkunde, so ist der Siedlungsplatz Burgberg in der Kurstadt schon wesentlich älter als die Staufer, möglicherweise ist dem schwäbischen Adelsgeschlecht aber die Errichtung der ersten richtigen „Burg“ auf dem Berg zu verdanken. Auch Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann musste mangels Bauantrag in ihren Unterlagen hier Raum für Spekulationen lassen, konnte aber sicher belegen, dass die Staufer hier eine Burganlage zur Sicherung der Handelsstraße Frankfurt-Köln angelegt haben. Vielleicht, so eine naheliegende Vermutung, hat Friedrich II. den Ort sogar einmal besucht, nachdem er einen Reichstag in Mainz abgehalten hatte.

Höher in der Gunst des großen Herrschers, der auch als „Stupor mundi“, das „Staunen der Welt“ gelobt worden ist, stand sicherlich aber das „Castel del Monte“ in Apulien, das mit seiner achteckigen Form einen Höhepunkt der damaligen Architektur repräsentierte. Diese Form findet sich in den „Stauferstelen“ wieder, die seit 15 Jahren von den schwäbischen „Stauferfreunden“ an bedeutenden Orten des Wirkens ihrer Haus-Dynastie aufgestellt werden – sofern sie einen Stifter dafür finden und das Wohlwollen der Gemeindeverwaltung.

Beides traf nun für Königstein zu, so dass nach reiflicher Vorüberlegung und Planung am Wochenende hier die 31. Stauferstele enthüllt werden konnte – auf der Burg natürlich, vor dem Hintergrund einer Mauer mit dem typischen Fischgrätmuster.

„Er-Rafft“ hatte die Stiftung Dr. Gerhard Raff im Namen seiner Stauferfreunde, der zum Festakt erfreut feststellte, dass wohl noch nie so viele Schwaben wie heute auf der Burg versammelt waren. Aber auch die Königsteiner waren trotz des zunächst schlechten Wetters äußerst zahlreich erschienen, um das neue Kleinod in ihrer Mitte herzlich zu begrüßen. Diese Verbindung dürfte vor allem Ministerialdirigent a.D. Roland Mack erfreut haben, der seine mittlerweile verstorbene Frau als Stifterin der Säule vertrat. Dr. Jutta Kempf-Mack hatte zwar einen großen Teil ihres Lebens im Raum Stuttgart verbracht, jedoch nie die Verbindung zum Taunus verloren – sie stammte aus Schloßborn und war eng verwandt mit dem früheren Limburger Bischof Wilhelm Kempf.

Damit war ihr schnell klar, nachdem sie sich als Stifterin einer Stele beworben hatte, dass diese in Hessen stehen sollte, mithin die einzige in diesem Bundesland, während Stelen bereits in fünf Staaten Europas auf die eben länderübergreifende Epoche der Staufer hinweisen. Dieses Thema machte sich vor allem Festredner Dr. Heinz Riesenhuber zu eigen, den unter anderem auch sein ursprünglicher Beruf als Chemiker mit der Stifterin eng verbindet. Mehr noch: Wilhelm Kempf begann seine berufliche Laufbahn als Kaplan in der Gemeinde des heutigen Bundestagsabgeordneten. Aber auch in Königstein kennt sich der Festredner aus: „Bildungsbürgertum ist hier kein Schimpfwort“ lobte er angesichts der Schwierigkeiten, mit denen die Stelen-Stifter anderenorts zu kämpfen haben – sei es, dass die Verwaltung keinen passenden Platz findet oder eben, dass die Stifter fehlen.

Von der ersten Stele am Sterbeort Friedrichs II. in Fiorentino bis zur für 2016 geplanten Aufstellung in Nijmegen referierte Riesenhuber die Geschichte der Stauferfreunde ebenso umfassend wie die Bedeutung der Staufer, die große Teile Europas geeint hatten, nicht nur durch Unterwerfung, sondern auch durch Toleranz und Förderung der Wissenschaften. Bei Hofe habe es regelrecht einen Schmelztiegel der Kulturen gegeben und man habe sich sogar mit den Schriften der Araber auseinandergesetzt – alles Themen, die einem in heutiger Zeit eigentlich recht bekannt und aktuell erscheinen.

Angesichts der gewaltigen Festrede freute sich Bürgermeister Leonhard Helm, mit dem Referenten zum wiederholten Mal ein „gutes Geschäft“ gemacht zu haben und ergänzte um die Vorgänge seit der 700-Jahr-Feier, in deren Zusammenhang die Idee der Stauferstele im Rathaus vorgetragen wurde: „Damals passte es nicht so gut“, um so besser aber jetzt, wo die Ersterwähnung Königsteins sich zum 800. Mal jährt. Auf den genaueren Termin, nämlich den „Tag des offenen Denkmals“ ging Staatssekretär Ingmar Jung in Vertretung von Ministerpräsident Volker Bouffier noch einmal ein und animierte die Gäste, es ihm und seinen Kollegen gleich zu tun und an einem solchen Tag möglichst viele Denkmäler zu besuchen. Damit traf er auch das Protokoll von Landrat Ulrich Krebs, der direkt von der Saalburg nach Königstein gekommen war und die historischen Überlegungen um einen weiteren Aspekt erweiterte. „Ohne Eppsteiner keine Habsburger“ schlug er den Bogen von seiner Geburtsstadt über Königstein zu einem weiteren großen Herrschergeschlecht, das wohl nie eines geworden wäre, wenn die bedeutenden Grafen von Eppstein (und Königstein) nicht ihre Strippen gezogen hätten.

Burgfräulein Isabelle I. und Hofstaat fokussierten das Geschehen schließlich wieder auf die Burg Königstein, wo Schwaben und Hessen gemeinsam die mehr als vier Tonnen schwere Travertin-Stele enthüllten, über deren Entstehung Bildhauer Markus Wolf im Anschluss gerne und lange Fragen beantwortete. Selbstverständlich bedurfte ein solcher Anlass auch der musikalischen Untermalung, daher gaben Minnesänger Cuno und sein Familienorchester unter anderem mit dem Merseburger Zauberspruch der neuen Stele ihren musikalischen Segen. Den weltlichen Höhepunkt bildete im Anschluss daran der Eintrag der Stifter in das Goldene Buch der Stadt, das zu diesem Anlass eigens – von einem Pavillon geschützt – auf die Burg gebracht worden war.

Gut, dass Heinz Riesenhuber so groß ist, so nahm der Festredner auch eine tragende Rolle bei der Enthüllung der Stele auf der Burg ein. Vorne rechts steht Roland Mack, der an seine verstorbene Frau Jutta Kempf-Mack als Stifterin erinnerte.

Foto: Friedel



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