Trauer um Königsteiner Redakteurin Ingeborg Riedel

Ingeborg Riedel ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Foto: privat

Königstein (el) – 2015 hatte Ingeborg Riedel, die von so manchem liebevoll als „Grande Dame“ der lokalen Berichterstattung bezeichnet wurde, ihren 90. Geburtstag gefeiert. Umso bestürzter sind die Kurstädter nun, als sie von einem ihrer beiden Söhne, Wolfgang Riedel, Vorsitzender des Förderkreises Königstein – Le Cannet, erfuhren, dass seine Mutter vor wenigen Tagen verstorben ist.

Ingeborg Riedel hat das Tagesgeschehen in Königstein wie kaum eine andere geprägt. Dazu musste die Lokalreporterin, die für die Taunus Zeitung unter dem Kürzel „ir“ geschrieben hat, nur zu Block und Stift greifen, um aus dem so Festgehaltenen ihre gelungenen und gern gelesenen Artikel und Reportagen anzufertigen. Sie war bekannt für ihr offenes Wesen, war zu allen freundlich, selbst wenn sie, wie Ingeborg Riedel selbst mal in einem Interview sagte, auch mal „Kante zeigen“ musste.

Das liegt wahrscheinlich auch in der Biografie der Mutter von zwei Söhnen (Zwillinge) und einer Tochter begründet, die nach dem frühen Tod ihres Ehemannes im Jahre 1962 als berufstätige Frau und Mutter für sich und ihre Kinder sorgen musste und somit ihrer Zeit um einiges voraus war. Sie nahm einen Full-time-Job bei der TZ an. Es war wohl auch das Gottvertrauen, das sie ein Leben lang hatte, das ihr über die schwere Anfangszeit als alleinerziehende Mutter hinweghalf.

Am 4. September 1925 in Beuthen/Oberschlesien geboren und nach dem Krieg vertrieben, war die erste Station der jungen Ingeborg Riedel das Königsteiner Priesterseminar, danach die Limburger Straße und schließlich die Eppsteiner Straße. Über lange Zeit engagierte sie sich auch in der katholischen Gemeindearbeit. Darüber hinaus war Ingeborg Riedel musikalisch bewandert und und gab ihr Wissen auch gerne weiter – sei es als Klavierlehrerin, als gute Sopranistin und im katholischen Kirchenchor.

Unvergessen ist ihr Einsatz bei der Verschwisterungsfeier 1973 in Le Cannet/Rocheville im Stadion, als sie den letzten Satz der 9. Symphonie von Beethoven, die Europahymne, sang.

Einem weiteren Hobby, dem Reisen, sollte sich die Journalistin erst später und das auf intensive Weise zuwenden. 1985 zog sie sich ganz bewusst aus dem Berufsleben zurück. Zwischen 1986 und 2005 unternahm sie insgesamt 24 Fernreisen, die sie unter anderem nach Südamerika, Indien, Japan, Indonesien, Russland, Südafrika, Iran und auch in den nahen Osten führten. Diese Reisen hat sie mit großer Freude und Sorgfalt vorbereitet. Um diese große Passion seiner Mutter für das Kennenlernen anderer Länder und Kulturkreise zu würdigen, ist nun auch ihre Todesanzeige mit dem Zitat versehen: „Als Ziel ihrer letzten Reise hat sie sich den schönsten aller Orte ausgesucht“.



X