Von Wahlempfehlungen und einem fast schon gespaltenen Königstein

Wochenlang hatten sich die Kandidaten und auch die vielen Helfer während des zurückliegenden Wahlkampfes an ihren Informationsständen oder aber in ihren jeweils eigenen Wahllokalen – wie im Fall der beiden Stichwahlkontrahenten Leonhard Helm und Nadja Majchrzak – die Beine in den Bauch gestanden. Einen Tag nach dem ersten Wahlgang sah die Welt für so manchen plötzlich ganz anders aus. Nacheinander erklärten erst der unabhängige Winfried Gann, dann die SPD, Grüne und FDP, dass eine Ablösung des Amtsinhabers, die sie im Wahlkampf noch so vehement eingefordert hatten, für sie doch keinen Sinn ergebe. Einscheren ins Bündnis, lautete die Devise für die drei Letztgenannten, sehr zur Freude der CDU, die den Amtsinhaber als Unabhängigen mit CDU-Parteibuch von Anfang an unterstützt hatte. Endlich hat man die Herde wieder zusammen und das ohne große Anstrengung. Zuhilfe Hilfestellung hatte man dabei aber von kam Helm und der CDU das geflügelte Wort, dessen sich nacheinander alle bedienten, die meinten, das würde von ihnen erwartet und gehöre zum guten Ton, den es schließlich im Rahmen einer Bündniszusammenarbeit zu pflegen gelte: „Wahlempfehlung“ .  Aus dem Fenster gelehnt hatte sich so manch einer während des Wahlkampfes genug, jetzt galt es, Schadensbegrenzung angesichts der künftigen parlamentarischen Zusammenarbeit zu betreiben.  „Wahlempfehlung“ lautete also das Zauberwort, das im Ansatz schon mit so etwas wie einer Garantie auf Wahlsieg versehen wurde. Das sei man seinen Wählern auch schuldig, hatte der FDP-Chef in einer diesbezüglichen Erklärung festgehalten, die fast schon als Entschuldigung Rechtfertigung dafür verstanden werden kann, dass man erst einen eigenen Kandidaten aufgestellt hatte, um dann doch den Amtsinhaber zu unterstützen. Das hätte man auch schneller und billiger haben können. Stattdessen sahen es FDP, SPD und Grüne – letztere zwei hatten keinen eigenen Kandidaten aufgestellt – fast schon als ihre Pflicht an, eine Empfehlung für Helm abzugeben. Wie ausradiert schien war die Unzufriedenheit darüber, dass vieles in der Stadt nicht schnell genug auf den Weg gebracht wurde. War es eine Empfehlung für  das Bekannte Element – nämlich Leonhard Helm – oder aber eine gegen das Unbekannte? Wie es ein Beteiligter so schön pragmatisch ausgedrückt hat: Man werbe für Helm, denn eine andere Wahl habe man nicht. Das aber sehen die Wähler aber differenzierter. Man könnte in Anbetracht des doch sehr knappen Wahlergebnisses, das lediglich eine Stimmen-Differenz von 278 Stimmen zugunsten von Leonhard Helm ausweist, fast schon von einem gespaltenen Königstein sprechen. Die eine Hälfte wollte Helm und die andere seine Herausforderin Nadja Majchrzak, die in Zukunft auch im Stadtparlament beweisen muss, inwieweit sie es schafft, als ALK-Co-Vorsitzende aktiver auf die „anderen“ zuzugehen, um endlich das „Verhinderer-Image“ abzuschütteln, das der ALK anhaftet. Helfen könnte dabei die Tatsache, dass die Kommunalwahl  schon bald vor der Tür steht und mit ihr die Möglichkeit für die Aktionsgemeinschaft, nochmals an parlamentarischen Mandaten zuzulegen, was gleichermaßen auch auf die „kleineren“ Parteien – wie etwa die FDP – zutrifft, deren Bürgermeisterkandidat Iredi im ersten Wahlgang mehr als einen Achtungserfolg erzielt hatte. Im Parlament wird sich bald schon zeigen, wie viel dieser Wahlsieg von Leonhard Helm wert ist, denn es stehen mit der Sanierung des Kurbades wichtige Zukunftsprojekte für die Kurstadt an, die angesichts der finanziellen Größenordnungen alle durch die Bank weg gemeinsam tragen sollten.

Elena Schemuth



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