Wer war Augustus? Spätlese mit Dr. Michael Hesse klärt auf

Dr. Michael Hesse nahm während der Spätlese in der Stadtbibliothek die Herrschaftszeit und das Leben von Kaiser Augustus unter die Lupe. Dabei stellte er das Werk „Augustus“ von John Williams vor. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Bereits in den Siebzigern geschrieben, aber erstmalig vor ungefähr zwei Jahren ins Deutsche übersetzt, widmete sich Dr. Michael Hesse dem Werk „Augustus“ von John Williams in der letzten Spätlese der Stadtbibliothek vor den Sommerferien. Das mit dem National Book Award ausgezeichnete Werk ist ein historischer Roman, der in Briefform den Aufstieg des jungen Octavius zum Augustus, dem ersten Kaiser des römischen Reichs schildert.

„Das Buch ist interessant, da darin alles, was da damals an bekannten Größen so rumsprang, vorkommt“, erzählt Hesse. „Gemeint sind hiermit Größen wie Kleopatra, Cicero oder Marc Anton“, weiß Michael Hesse zu berichten und erläutert, dass die bewegliche Sprache des Autors Licht auf den Charakter Augustus‘ werfe, um ihn damit zu einer Figur des menschlichen Lebens zu machen.

Nicht als herkömmlicher Historienroman geschrieben, zeigt „Augustus“ den Wandel der römischen Republik zum Kaiserreich. Augustus wird in diesem Werk zu einer ganzheitlichen Figur, die mit allen Widersprüchen dargestellt wird. Gleicht er bereits in der Antike einem Chamäleon wird dies auch in Williams Werk offensichtlich. „Augustus war immer kränklich, hat jedoch lange gelebt. Er galt als sittenstreng seiner Tochter Julia gegenüber, hatte aber selbst so einige Affären“, weiß Dr. Hesse zu berichten. Diese Sittenstrenge lässt Tochter Julia in einem Tagebuch Revue passieren und sucht Beweggründe ihres Vaters für das strenge Handeln.

Der Roman ist gegliedert wie ein klassisches Drama und beginnt mit einem Prolog. Es folgen drei Bücher, die mit einem Epilog abschließen. Epilog und Prolog bestehen aus einem einzigen Brief, die drei Bücher setzen sich aus Briefen verschiedener Persönlichkeiten zusammen. Hinzu kommen Tagebuchnotizen und Auszüge aus Memoiren, Flugblätter und Militärnotizen, manche davon authentisch, andere fiktiv und dennoch den historischen Ereignissen angepasst.

Die einzelnen Schriftstücke setzen sich im Laufe des Lesens wie Puzzleteile zu einem ganzheitlichen Bild zusammen und zeigen das Machtbewusstsein und die Fähigkeiten Augustus‘ einen Staat zu lenken. „Augustus“ wurde von den Zuhörern positiv angenommen. Diskutiert wurde unter anderem auch die Frage, ob auch andere große Herrscher der Historie auf diese Weise beleuchtet werden sollten.



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