Nach Wasserschaden: Rückkehr ins Haus St. Raphael

Schwester Elzbieta (li.) mit einer Rückkehrerin, Frau Butter. Im Hintergrund stehen Interimsmanager Thomas Wieler und eine weitere Bewohnerin, die nun wieder in ihr vertrautes Umfeld zurückkehrt. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Beim heutigen Gang durch den Wohnbereich EG-West des Hauses St. Raphael lässt nichts mehr erahnen, dass an dieser Stelle noch vor Kurzem hektischer Renovierungsbetrieb herrschte. Ausgelöst wurde das überstandene Drama durch einen Baufehler, der zu einem beträchtlichen Wasserschaden führte. Was war passiert?

Ende März stellte eine Pflegekraft fest, dass sich in einem Bewohnerzimmer dunkle Ränder im Bodenbereich der Wand bildeten. Man beobachtete das Phänomen ein paar Tage und musste leider feststellen, dass sich die dunklen Flecken ausbreiteten und auf einen Feuchtigkeitsschaden hinwiesen. Nun wollte man nicht gleich das Schlimmste annehmen, ließ den Schaden begutachten und musste leider feststellen, dass der Schaden sehr wohl größere Ausmaße hatte. Der von der Versicherung beauftragte Gutachter ließ eine Leck-Ortung durchführen und der Fehler wurde recht schnell im Bereich der Nasszelle gefunden. So weit so gut – bei der Öffnung der ursächlichen Schadensstelle stellte sich jedoch heraus, dass es sich unglücklicherweise um einen Einbaufehler handelte, der zwar für sich genommen recht schnell zu beheben war, aber baubedingt leider in allen baugleichen Nasszellen zu finden war. Dem Laien sei erklärt, dass „Lochfraß“ der Grund für den großen Wasserschaden war. Dieser entsteht, wenn falsche Materialien miteinander kombiniert werden. Dadurch, dass über lange Zeit ständig Wasser aus einem kleinen Riss in die Wand sickerte, war über die Zeit der gesamte Estrich in dem betroffenen Wohnbereich nass und musste somit flächendeckend getrocknet werden. Kompetent und tatkräftig unterstützt durch das Architektenbüro Waldemar Goretzki nahm man die weitreichenden Sanierungsarbeiten in Angriff.

Wer schon einmal von einem Wasserschaden betroffen war, weiß, dass Trocknungsmaschinen groß und enorm laut sind. Außerdem erfolgt die Trocknung über Wochen hinweg und erzeugt enorme Hitze und Trockenheit. An das Bewohnen der Zimmer im betroffenen Bereich war während der Sanierung nicht zu denken. Es stellte sich die Frage „Wohin mit den Bewohnern der Zimmer, solange gebaut und getrocknet wird?“. Die erste Idee, die 13 betroffenen Bewohner in andere Zimmer und somit zu anderen Bewohnern umziehen zu lassen, stieß leider auf wenig Gegenliebe, so dass nach Ausweichquartieren gesucht wurde. Diese fanden sich dankenswerter Weise in der Villa Kursana in Königstein. Bedingt durch die hilfsbereite Kooperation der Einrichtungsleitung der Villa Kursana und dem glücklichen Umstand, dass das Haus Raphael über eine „Betriebsunterbrechungsversicherung“ verfügt, die u.a. die Differenz zu den sehr viel höheren Unterbringungskosten trug, konnten alle 13 betroffenen Bewohner gemeinsam innerhalb Königsteins umziehen. Das Packen und den Umzug der Bewohnermöbel, sowie die Einlagerung des Stationsmobiliares übernahm sehr kompetent die Firma Donath, so dass die hauseigenen Pflegekräfte sich ganz dem Umzug der Bewohner und der damit verbundenen Veränderungen in deren Lebensumfeld widmen konnten. Der Satz „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“ bekommt hier sicher eine Bedeutung. Es war für die älteren Herrschaften nicht einfach, ihr „Zuhause“ zu verlassen, auch wenn Thomas Wieler (Interimsmanager) die schöne Idee hatte, den Bewohnern den Umzug auf Zeit als „Luxusurlaub“ schmackhaft zu machen. Während im Haus Raphael tatkräftig über drei Monate renoviert wurde, galt es doch alle bauseitig betroffenen Nasszellen, 71 Stück an der Zahl, zu reparieren, Estrich und Wände zu trocknen und natürlich zum Schluss den Status Quo wieder herzustellen, fühlten sich die ausquartierten Bewohner in der Villa Kursana sehr wohl.

Auch hier erhielten sie liebevolle Pflege und es fehlte ihnen an nichts. Damit sie sich nicht allzu fremd fühlten, wurden sie regelmäßig von anderen Mitbewohnern, besonders den Mitgliedern des Heimbeirates und den Pflegekräften besucht. Frater Eberhard und Monsignore Kasimir zelebrierten zweimal in der Woche eine Messe, an denen auch Bewohner der Villa Kursana gerne teilnahmen. Für die Zukunft steht hier nun der Gedanke im Raum, einmal wöchentlich auch in der Villa Kursana eine Messe zu zelebrieren. Die Heimleitung des Hauses St. Raphael war und ist über diesen Schulterschluss in der Not sehr froh und dankbar. „Organisatorisch, logistisch und auch menschlich war die Zusammenarbeit unserer beiden Einrichtungen durchweg positiv“, bemerkt Thomas Wieler, Interimsmanager des Hauses St. Raphael.

In dieser Woche nun sind die ausquartierten Bewohner glücklich in „Ihr“ Zuhause zurückgekehrt. Leider gilt dies nicht für alle, die im April das Haus verlassen mussten. Fünf Bewohner sind während ihres Aufenthaltes in der Villa Kursana leider verstorben. Für die acht Rückkehrer gab es ein kleines Willkommensfest im neuerdings beige gestrichenen Aufenthaltsraum ihres Wohnbereichs. Alle sind froh über ihre Rückkehr, berichten aber auch von einer schönen Zeit, in der sie sehr liebevoll behandelt wurden. „Dazu hat sicher auch die sehr positive Beziehung der Pflegeteams der beiden Häuser beigetragen“, merkt die Pflegedienstleiterin Dagmar Schleifring an. „Gemeinsam haben wir diese große Herausforderung bewältigt“, kann sie sicherlich mit Stolz behaupten.

Königstein

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