Zeitreise für Kinder durch Königsteins Geschichte

Zufriedene Gesichter bei den mitwirkenden Kindern und den Organisatoren mitsamt ihren Helfern zeugen vom heiteren Gelingen der diesjährigen Zeitreise durch die Königsteiner Geschichte. Foto: Krüger

Königstein (sk) – Man möchte fast annehmen, die Stadtbibliothek habe das Zeitreisen erfunden. Denn so fühlte es sich zumindest für die rund 23 Grundschulkinder an, die am Samstag bei herrlichem Sommerwetter den Sprung in längst vergangene Jahrhunderte wagten. „Geschichte to go“ im wahrsten Sinne des Wortes erlebten die Dritt- und Viertklässler, die sich auf Einladung der Stadtbibliothek – nunmehr schon zum vierten Mal – alleine oder in Begleitung ihrer Eltern auf den Weg machten, Königsteins Geschichte hautnah zu erleben. Einmal um die eigene Achse gedreht, katapultierten sich die Kinder in das Jahr 1313, als Königstein die Stadtrechte erhielt. Seitdem konnten Streitigkeiten zwischen den Königsteiner Bürgern in Königstein verhandelt werden und mussten nicht nach tagelangen Fußmärschen in Frankfurt beigelegt werden. „Wer Recht sprach, das war der Schultheiß von Königstein“, erklärte Constanze Schleicher von der Königsteiner Stadtbibliothek und führte ihre kleinen und großen Gäste zum Alten Rathaus. Dort bewiesen der Bürgermeister Leonhard Helm und die Leiterin der Stadtbibliothek, Simone Hesse, mit ihrem Ehemann Dr. Michael Hesse schauspielerisches Talent, indem sie eine Gerichtsverhandlung vor dem Schultheiß inszenierten. Der Schultheiß alias Bürgermeister Helm sprach Recht und entschied zugunsten der armen Bauersfrau, der man einen Hahn statt einer Legehenne angedreht hatte.

Nach einem weiteren Zeitsprung um mehr als 800 Jahre zurück, erwartete die Kinder auf der Königsteiner Burg in schön schauriger Burgatmosphäre des Zwingers ein Puppenspiel der besonderen Art.

Untermalt mit Harfen- und Altflötenklängen brachte die Theatergruppe der Ritter von Königstein e.V. ihre Gäste mit der Sage von König Chlodwig und den Alemannen, die er im Taunus dank seiner Bekennung zum Christentum in die Flucht geschlagen hatte, zum Staunen. Den Rückweg durch die Burganlage verkürzten zahlreiche interessante Informationen von Simone Hesse über die An- und Umbauten der jeweiligen Bewohner und Herrscher auf der Burg.

Der nächste Zeitsprung um rund 1350 Jahre beförderte die Grundschüler direkt vor das Luxemburger Schloss in das Jahr 1858, wo bereits der Herzog Adolph von Nassau und seine Ehefrau, die Herzogin Adelheid, in zeitgemäßer Kostümierung auf ihre Zuhörer warteten. Das Ehepaar erzählte aus seinem Leben, berichtete von rauschenden Festen auf dem Schloss und erzählte von seinen Wohltaten für Königstein und seine Bürger. Das Herzog-Adolph-Denkmal und die gleichnamige Straße sowie der Adelheidstift und die Adelheidstraße zeugen noch heute von der Wertschätzung, die die Bürger der Herzogin und dem Herzog entgegenbrachten.

Angekommen beim Brunnen im Kurpark vor dem ehemaligen Kurhaus, der Villa Borgnis, genoss Dr. Georg Pingler die Aufmerksamkeit der Kinder. Mit Frack und Zylinder in zeitgenössischer Garderobe gewandet, erklärte der als Wasserdoktor beliebte Begründer des Kurwesens in Königstein den Kindern anschaulich seine Wasserheilmethoden zur Behandlung der verschiedensten Krankheiten. Dabei wurde er unterstützt von Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann, die nach Anweisung des Arztes zwei kränkliche Damen mit dem Brunnenwasser aus der blechernen Gießkanne behandelte und alle Kinder die wohltuende Wirkung des heilenden Wassers am eigenen Leibe erkunden ließ. Mit der letzten Drehung um sich selbst begaben sich die Kinder zurück in das Jahr 2017. Dank der ideenreichen Organisation der Stadtbibliothek und mit Unterstützung des Königsteiner Rittervereins und vieler ehrenamtlicher Helfer erlebten die Grundschüler Königsteins Historie auf wunderbar lebendige und spielerische Art als „an-fassbare“ Geschichte. Mögen noch viele Kinder von dieser Art der Geschichtserzählung profitieren!



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