Edelkastanie findet neue Heimat in Mammolshain

Die Edelkastanie wurde so schonend wie möglich ausgegraben und lebt nun mit der Pflege von Experten in Mammolshain weiter.

Mammolshain – In der vergangenen Woche wurde der Wurzelstock der im Januar auf dem Kronberger Bahnhofsareal gefällten alten Edelkastanie im Auftrag einer Bürgerinitiative von den Firmen Contraco und Schiesser Gartenbau ausgegraben und auf ein speziell Edelkastanien gewidmeten Gelände des Obst- und Gartenbauvereins in Mammolshain verpflanzt.

Die Fällung der 326 Jahre alten, als Naturdenkmal gekennzeichneten Edelkastanie im Rahmen des Bauprojektes auf dem Kronberger Bahnhofsareal hatte im Januar unter vielen Bürgerinnen und Bürgern großes Entsetzen ausgelöst. Als im Frühling jedoch der verbliebene Wurzelstock einen unbändigen Lebenswillen zeigte und durch unzählige neue Triebe zu einem riesigen Busch heranwuchs, entstand die große Hoffnung, diesem einmaligen Baum durch Verpflanzung des Wurzelstocks ein Weiterleben zu ermöglichen.

In seiner Antwort auf einen Offenen Brief mit fast 40 Unterschriften lehnten Bürgermeister Klaus Temmen und Erster Stadtrat Robert Siedler eine Beteiligung der Stadt und den benachbarten Viktoriapark als neuen Standort ab, betonten aber die Bereitschaft der Firma Contraco für eine Übergabe des Wurzelstocks. Aus dem Kreis der Unterzeichner bildete sich mit Dr. Heide-Margaret Esen-Baur, Peter Illert, Prof. Dr. Jörg Mehlhorn, Herbert Pons, Dr. Gerhard Wiesinger und Gwendolyn E. Wiesinger ein Team, das nun nach langen Vorbereitungsarbeiten für eine Verpflanzung sorgte und hofft, die Kosten von circa 1.750 Euro durch Spenden abdecken zu können (Informationen zum noch einzurichtenden Spendenkonto zu erfahren von Gwendolyn E. Wiesinger: G.Wiesinger[at]t-online[dot]de).

Am vergangenen Donnerstag und Freitag wurde der Wurzelstock, der circa 15 Tonnen wog, im Auftrag des Teams von den Mitarbeitern der Firmen Contraco und Schiesser Gartenbau in enger Zusammenarbeit so schonend und mit so viel Wurzelwerk wie möglich ausgegraben und an seinen neuen Standort transportiert. Da eine Verpflanzung auf ein städtisches Gelände nicht erlaubt wurde und private Gärten, die von zahlreichen engagierten Kronberger Bürgerinnen und Bürger angeboten worden waren, aber keine ausreichend guten Bedingungen boten, blieb nichts anderes übrig, als jenseits der Stadtgrenze einen idealen Standort auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins e.V. in Mammolshain zu wählen. 

Dieses ist speziell den heimischen Edelkastanien gewidmet, wo neben vielen jungen und alten Edelkastanien in einer Baumschule von Fachleuten des Arbeitskreises Edelkastanien innerhalb des Vereins Forschungen an frisch gepflanzten Setzlingen durchgeführt werden. Auch werden öffentliche Führungen zur Biologie der Edelkastanie und deren Rolle in der Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Umgebung angeboten.

Der verpflanzte Wurzelstock erhält dank der optimalen Bodenverhältnisse und der ehrenamtlichen fachgerechten Pflege durch den Edelkastanienexperten Johannes Schiesser und seinen Arbeitskreis eine Chance weiterzuleben und einem pädagogischen Zweck zu dienen. Am neuen Standort verdeckt nur eine Reihe jüngerer Edelkastanien den Blick auf die alte Heimat Kronberg, wo das Leben der vielgeliebten Edelkastanie im Jahr 1691 begann, fast zeitgleich mit der Geburt von Leonard da Vinci. Das Schicksal dieses einzigartigen Baumes sollte alle Kronberger Bürgerinnen und Bürger nachdenklich stimmen.



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