Abenteuer pur im Science Camp der Spurensucher

Ferienbeginn mit großem Lerneffekt mitten in der Natur.
Foto: Scholl

Schneidhain (gs) – Es knackte und knisterte im Wald, die Vögel sangen und die Sonne lachte durch das Blätterdach des Schneidhainer Waldes. Mitten drin hatten sich etwa dreißig Kinder am ersten Tag des Science Camp ein „schickes“ Waldsofa gebaut und warteten nun darauf, dass es endlich losging. Es war morgens um 9 Uhr und während andere Zeitgenossen den Vormittag in den Ferien eher im Bett verbrachten, entschlossen sich die Teilnehmer des Camps dazu, den Wald „unsicher“ zu machen. Amelie war bereits zum sechsten Mal dabei und war damit die erfahrenste Spurensucherin der Aktionswoche.

Wer nun dachte, eine ganze Woche im Wald wäre doch „total langweilig“, der wurde vom Spurensucher-Team recht schnell eines Besseren belehrt. Der Wald ist groß, er lebt und er hat unglaublich viel zu bieten. Da wäre zunächst einmal der Fuchs, der pünktlich zum Camp-Start in Blicknähe seines Weges zog und sich durch die Kinder überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ – oder die Minifrösche, die am Bach herumhüpften – oder die Molche im Bach oder alle anderen großen und kleinen Tiere, die der Aufmerksamkeit der Kinder keineswegs entgingen. „Wir möchten mit unserem Camp die Sinne der Kinder für die Zusammenhänge in der Natur schärfen“, beschrieb Jan Wacker den naturnahen Ansatz der Spurensucher. Gemeinsam mit Tanja Hug leitete er das Science Camp und wurde dabei von den Teamern Laura Reul, Jan Reinhardt und Julia Recknagel unterstützt.

Ohne festen Wohnsitz

Bereits im zweiten Jahr kam das Camp ohne festen „Wohnsitz“ aus und fand stattdessen komplett im Wald statt. Hier lernten die Kinder spielerisch, sich im Einklang mit der Natur im Wald zu bewegen. Dazu hatte sich das Team viele interessante Aktionen überlegt, die oft ganz wenig Equipment benötigten, dafür aber hervorragend die Sinne der Kinder für das Naturleben im Wald schulten. Mal mit einem Spiegel unter das Blätterdach der Bäume schauen oder als „blinde“ Raupe (mit verbundenen Augen) den Waldboden ertasten und Geräusche zuordnen, machte den Kindern Riesenspaß. Vier Gruppen waren gleichzeitig im Wald unterwegs und es war erstaunlich, wie wenig Lärm oder Trubel herrschte. Die Kinder waren hochkonzentriert und horchten oder fühlten mit großer Spannung, was der Wald ihnen jetzt wohl für ein kleines Geheimnis offenbaren würde. In Gemeinschaftsarbeit hatten die Kinder am Vortag bereits aus langen Ästen Teamhütten gebaut, die zwar noch nicht ganz fertig waren, aber deutlich erkennen ließen, was daraus werden würde. Eine Teamhütte beherbergte mittlerweile sogar Hummeln in einem Bodennest, die sich dort offensichtlich sehr wohl fühlten – was allerdings die kindliche Nutzung doch sehr einschränkte. Die Kinder trugen es mit Fassung – schließlich gehöre der Wald den Tieren und nicht den Menschen. Auch mit dem Thema Feuer hatte sich die Gruppe im Alten zwischen fünf und dreizehn Jahren bereits auseinandergesetzt. Im Woogtal beschäftigten sie sich auf dem Grillplatz der Pfadfinder mit den weniger technischen Verfahren des Feuermachens und lernten, wie man mit Steinen, Ästen und Stroh oder wenigstens mit Streichhölzern ein Feuer entfacht. Aber auch ihrem Namen als „Spurensucher“ machten die Kids schon alle Ehre und begutachteten Tierspuren von Fledermäusen (Mumie), Wildschweinen (Kieferknochen) oder Gewölle von Eulen. Tierspuren suchen war ohnehin die Lieblingsbeschäftigung der Kinder und damit es immer etwas zu suchen gab, kamen auch „Tierspur-Stempel“ zum Einsatz, deren Abdruck im nassen Bachbett auch gerne mit Gips ausgegossen werden durften. Neben dem Forscherhandbuch, in das Blätter, Federn und sonstige wichtige Funde eingeklebt werden konnten, sicherlich ein schönes Andenken. Sogar einen Bienenschaukasten gab es zu bewundern, anhand dessen Jan Wacker, Diplom-Geologe und Hobbyimker, den Kindern das Leben und Wirken der Bienen näherbrachte. Dabei erfuhren die Kinder etwa, dass die Honigbiene ein domestiziertes Tier ist und darüber hinaus im Wald durchaus Wildbienen leben. Es gab viel zu lernen im Science Camp und es war schön zu sehen, wie gut sich die Kinder verstanden und die Bedürfnisse des jeweils anderen respektierten.

Sozialverhalten

Die „Großen“ beschäftigten in den Pausen die „Kleinen“ oder anders betrachtet: Alle spielten einträchtig zusammen. Niemand blieb außen vor, was besonders schön für die Kinder war, denen die deutsche Sprache noch fremd war. Als gemeinnütziger Verein akquirieren die Spurensucher sehr erfolgreich Stiftungsgelder, die es auch sozial benachteiligten Kindern ermöglichen, an dem Science Camp teilzunehmen. In diesem Jahr stellte die Leberechtstiftung aus Bad Homburg die Gelder zur Verfügung, mit denen etwa zehn Kindern die Teilnahme ermöglicht werden konnte, deren Eltern nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügten. Tanja Hug, Diplom-Geografin und Umweltpädagogin, ist für die Stiftungszuwendungen verantwortlich und freute sich darüber, dass auch in diesem Jahr wieder Flüchtlingskinder aus Kronberg und Königstein die Möglichkeit hatten, am Camp teilzunehmen. Für sie ist das Camp eine willkommene Abwechslung vom Alltag in der Unterkunft und eine schöne Möglichkeit, etwas mit Gleichaltrigen zu unternehmen. Ein weiteres Highlight stand für den Folgetag noch auf dem Programm: Quarzkristalle suchen.

Die schönen glitzernden Steine werden von allen Kindern heiß geliebt und sind ein beliebtes Andenken an die schöne, lehrreiche Zeit mit den Spurensuchern im Wald. Der Traum der Kinder wäre der immer wieder geäußerte Wunsch nach einer Übernachtung im Wald. Auch wenn das bisher aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht möglich war – zu diesem Wunsch gehört eine große Portion Mut und Selbstvertrauen. Etwas, was die Kinder aus dem Science Camp offensichtlich mit nach Hause nehmen.



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