Der „Offene Treff für jedermann“ wirft kritische Blicke auf die EU

Ob es ganz so familiär wie 2015 bei Henning Scherf zugeht, ist nicht sicher, die Nähe zwischen Publikum und Referenten zeichnet aber traditionell die Veranstaltungen im „Offenen Treff für jedermann“ aus, was sich vor allem in der ebenso offenen wie interessanten Fragestunde nach den Vorträgen zeigt. Foto: Friedel

Schneidhain (hhf) – Spät sind sie dran in diesem Jahr, aber doch wieder mit einem anspruchsvollen Programm: „EUROPÄISCHE UNION – Zwischen Europa-Euphorie der Gründerväter und EU-Lethargie der heutigen Gesellschaft“, so das Motto über dem Jahreszyklus der Vorträge 2017 im „Offenen Treff für jedermann“.

Einige Lücken im Programm sind dabei der künftigen Aktualität geschuldet, aber auch besonderen Schwierigkeiten, mit denen die Veranstalter zu kämpfen hatten, was auch den späten Start in diesem Jahr erklärt. Dazu Wolfgang Preiß: „Herr Dr. Wolfgang Scheiding, der im Vorjahr maßgeblich an der Organisation der Vortragsreihe und der Erstellung der Homepage beteiligt war, kann in diesem Jahr die Moderation der Vortragsreihe nicht übernehmen. Er bleibt dem Organisationsteam aber durch Rat und Tat (zum Beispiel Unterstützung der Homepage) erhalten. Seiner Frau Conny Scheiding-Prieß sei an dieser Stelle für die wie immer professionelle graphische Gestaltung der Broschüren und Plakate gedankt.

Neu hinzugewinnen konnten wir Herrn Dr. Christian Lauer, der in diesem Jahr die Vortragsabende moderieren wird.“

Neben dem Personalwechsel an entscheidender Position wagte sich das Organisationsteam, zu dem außer den drei bereits genannten Herren noch Prof. Winfried Hofmann zählt, an ein ebenso interessantes wie schwieriges Jahresthema heran, das sie wie folgt begründen: „Mit der Umsetzung des Volksentscheids in Großbritannien, die Europäische Union zu verlassen, wird sich das Bild der EU verändern; noch ist nicht klar, wie. Aber auch andere Ereignisse wie das Erstarken von nationalen Bewegungen in allen EU-Mitgliedsländern sowie die Flucht vieler Menschen vor Krieg, Terror, Armut und Notstand in die friedliche, reiche EU wird deren Bild und auch deren Zusammenhalt beeinflussen.

Es muss gefragt werden, für was die EU noch steht. Gibt es heute nur noch monetäre Gesichtspunkte? Dabei standen einmal die Ziele geeintes Europa aufgrund gemeinsamer Wurzeln und Werte, „nie wieder Krieg“ und die Überwindung der Ost-West-Trennung im Vordergrund. Nur, wer weiß das noch oder wer empfindet das noch als politisches Ziel?“

Sogar die Referenten der Jahre 2008 („Europas Weg in die Moderne“) und 2014 („Europa – wohin?“) haben das Thema Europa und EU als mehr oder weniger gesetzt angesehen, niemand hat ein Szenario des Rückschritts, die Möglichkeiten eines sich selbst auflösenden Europas gesehen.

Nun geht es also gewissermaßen in die dritte Runde, wieder mit ausgewiesenen Experten, aber auch wieder ohne jede Garantie für den wirklichen Verlauf der Zukunft. Das Programm:

Mittwoch, 19. April: Prof. em. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ, vormals Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main und Leiter des Oswald von Nell-Breuning Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik: „Was ist los mit dir, Europa? – Mehr Gerechtigkeit, Solidarität und Beteiligung“

Mittwoch, 10. Mai: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank: „Ist Europa (wirtschafts- und finanz-) politisch noch zu retten?“

Donnerstag, 29. Juni: Thomas Mann, Hessischer Europaabgeordneter: „Weißbuch zur Zukunft der EU: Vom Eliten- zum Bürgerprojekt“

– Sommerpause –

Mittwoch, 20. September: Univ.-Prof. Dr. Arne Niemann, Institut für Politkwissenschaft, Universität Mainz: Vortragsthema noch offen.

Oktober und November: Auch hier stehen Daten, Referenten und Themen noch nicht fest, nicht zuletzt, um aktuellen Entwicklungen (Wahlen in EU-Ländern und Türkei, Brexit-Verhandlungen) Rechnung tragen zu können. Das Thema des Vortrags von Prof. Niemann und Informationen zu den weiteren Vorträgen werden natürlich noch rechtzeitig in der Presse und auf der Homepage mitgeteilt.

Erfreulich ist im Übrigen, dass die Sponsoren des Jahres 2016 der Veranstaltung treu geblieben sind, so dass die Vorträge weiterhin keinen Eintritt kosten – das Sparschwein im Foyer darf allerdings gerne gefüttert werden. Ebenfalls unverändert beginnen die Vorträge in der Regel um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Am Hohlberg 19 in Schneidhain.



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