Es geht in der Tat um mehr als Wasser

Clemens Kraft aus der Schlesischen Straße nimmt den Gedanken aus dem Leserbrief von Jörg Krämer aus der letzten KöWo auf, dabei legt er Wert darauf, seine Privatmeinung ohne Zusammenhang mit irgendwelchen Organisationen zu äußern:

„Wasser ist ein Menschenrecht“. Dieser Satz steht ausgerechnet auf einer Internetseite des Konzerns Nestlé, dessen Umgang mit Wasserrechten weltweit seit Jahren heftig kritisiert wird. Denn gerade beim Wasser ist es fraglich, ob marktwirtschaftliche Mechanismen zu einer gerechten und nachhaltigen Verteilung führen können.

Der Forderung, in Zeiten der Knappheit das Angebot zu erhöhen oder über Preisvariationen die Nachfrage zu steuern, kann ich mich nicht anschließen. Warum? Weil wir nur eine Umverteilung eines nicht vermehrbaren Gutes zugunsten der Wohlhabenden erleben würden. Es gibt keinen Anspruch auf eine grüne Wiese in Zeiten der Wasserknappheit. Da endet die Freiheit des Einzelnen genau dort, wo er beginnt, den Mitmenschen und dem Naturraum zu schaden.

Höher bepreistes Wasser über den lebensnotwendigen Bedarf hinaus zu verwenden führt bei Knappheit nur dazu, dass es anderswo fehlt – beispielsweise dem Wald mit seinen Tieren. Das ist ein grüner Rasen oder ein gefülltes privates Schwimmbad niemals wert! Das zeigt ein Waldspaziergang aus der privaten Wohlfühloase heraus ganz deutlich.

Nachhaltigkeit bedeutet hier zu erkennen, dass man sich einschränken muss, unabhängig von den finanziellen Mitteln. Dabei geht es nicht um die zwei oder drei täglichen Kannen Wasser für die Blumentöpfe und das Gemüsebeet. Es darf aber nicht sein, dass der Wohlstand eines Einzelnen über die Menge seines möglichen Wasserverbrauches entscheidet. Man könnte sogar spitzfindig behaupten, dass gerade der Erwerb und die Pflege dieses Wohlstands ja eine der Ursachen für den (vermuteten) Klimawandel ist, der uns (möglicherweise) die schon einige Jahre andauernde Trockenperiode beschert. Also ist das Argument mit den „Gutbetuchten“ möglicherweise noch stärker als gedacht.

Letztendlich aber gilt: Jeder von uns profitiert von der weltweiten Übernutzung von Mensch und Natur. Da stünde es uns als Homo sapiens gut an, bescheiden ohne Klage die Konsequenzen unseres Handelns zu ertragen und nachzudenken, ob wir einige unserer Fehler korrigieren können. Freiheit geht nicht ohne das Nehmen von Verantwortung und das Ausüben von Rücksicht und endet ganz sicher dort, wo man das Gastrecht verletzt. Wir sind nur Gast auf diesem Planeten, und wir haben jeden Tag die Freiheit der Wahl, ob wir uns an seine Regeln halten wollen. Die Erde braucht uns nicht.



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