Es geht um mehr als Wasser!

Jörg Krämer, Auf dem Seif, schickt diese Stellungnahme im Namen seiner Familie. Es scheint – ohne dabei an einen bestimmten Sachverhalt zu denken – angebracht, darauf hinzuweisen, dass „Bürgers Stimme“ in Unkenntnis der parallel eingesandten Äußerungen der lokalen Politiker, die beinahe die ganze Seite 8 dieser KöWo füllen, formuliert worden ist:

In die Diskussion um die Wasserpolitik in Königstein haben sich zuletzt leider soziale Ressentiments („Gutbetuchte“, „Falkenstein“, etc.) eingeschlichen. Die ALK hat recht, dass das nicht weiterhilft. Was wir wirklich brauchen, ist eine Diskussion darüber, wie wir als Königsteiner Bürgerschaft als Ganzes in Zeiten des Klimawandels mit Wasser umgehen wollen. Im Grundsatz bieten sich zwei Möglichkeiten an:

Die erste ist eine Politik der Rationierung, wie sie in Königstein in diesem Sommer wieder betrieben wird. Unter dem Druck fallender Wasservorräte ruft die Stadt gemäß Gefahrenabwehrverordnung eine Wasserknappheit aus und schränkt die Nutzung des Wassers ein. Das ist natürlich in einer Notsituation richtig, und den Verantwortlichen in der Stadt macht es sicher keine Freude, das Nutzungsverhalten der Bürger einzuschränken.

Wenn dieses Vorgehen wegen des Klimawandels und der Ausweisung neuer Baugebiete aber in jedem Sommer zum Normalzustand würde, griffe die Stadt dauerhaft in die Rechte der Bürger ein. Die dürfen nämlich nicht mehr selbst entscheiden, wie es in ihren Gärten aussieht. Darüber hinaus funktioniert eine Politik der Wasserrationierung letztlich nur, wenn die Stadt ihre Bürger kontrolliert und gegebenenfalls bestraft. Entsprechend hat Erster Stadtrat Jörg Pöschl laut Königsteiner Woche vom 13. August gesagt: „Wir sind bereit, auch hart durchzugreifen und mit optischen und technischen Mitteln die Einhaltung zu überwachen. Wir sind auch gewillt, Bußgelder zu verhängen.“

Die Alternative zu einer Politik der Rationierung ist, die Nachfrage nach und das Angebot an Wasser miteinander in Übereinstimmung zu bringen. Einige Ideen dazu hat die ALK in einer Pressemitteilung (Königsteiner Woche vom 20. August) bereits formuliert. So brachte sie gestaffelte Wassergebühren ins Gespräch. Tatsächlich können höhere Preise für Wassermengen, die über einen festzusetzenden Normalbedarf hinausgehen, die Nachfrage nach Wasser dämpfen, ohne dass die Stadt mit Verboten agieren muss. Mit einem teuren Gut gehen die meisten Menschen von sich aus verantwortungsvoll um.

Darüber hinaus sollte eine Politik, die Rationierung vermeiden will, das Angebot an Wasser erhöhen. Wenn das aus geologischen Gründen in Königstein nicht möglich sein sollte, könnte die Stadt ausreichend Wasser aus regionalen Wasserverbänden zukaufen. Schließlich ist Wasser in Deutschland grundsätzlich ausreichend vorhanden. Allerdings hat das zugekaufte Nass wohl nicht ganz die hohe Qualität des heimischen Wassers, und bei den Wasserverbänden fielen kostenträchtige Investitionen – etwa für den Bau neuer Leitungen – an.

Wir in Königstein müssen entscheiden, welchen Weg wir in der Wasserpolitik gehen wollen: den der Rationierung oder den freiheitlichen Weg, durch geeignete Maßnahmen die Nachfrage und das Angebot an Wasser in Einklang zu bringen. Es geht um mehr als Wasser.



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