„Wir haben einen Schatz in irdenen Gefäßen“

Falkenstein (kw) – Pfarrer Daniel Lenski blickt anlässlich seiner Verabschiedung mit persönlichen Worten an die Gemeinde zurück: „‚Wir haben einen Schatz in irdenen Gefäßen.“ Dieser Satz ist mir in den letzten drei Jahren in Falkenstein wichtig geworden. Paulus hat ihn vor langer Zeit aufgeschrieben in seinem Brief an die Menschen in Korinth. In Falkenstein hat Gott auch mir einen wahren Schatz anvertraut. Ich denke an die strahlenden Augen der Kinder, die mit Freude die Stufe zum Taufbecken hinaufgestiegen sind. An die aufgeregten Konfis, die vor dem Einzug in die Kirche noch einmal ihr Kleid glatt gestrichen haben. Ich denke an die Braut, deren Mutter wir wenige Monate vor der Hochzeit noch beerdigen mussten. Vor Augen stehen mir bunte Familiengottesdienste zu Harry Potter genauso wie die hüpfenden Kinder der KiTa Villa Regenbogen bei der wöchentlichen Bibelstunde. Die von einem Schlaganfall gezeichneten Patienten in der Asklepios-Klinik werde ich ebenso wenig vergessen wie das interaktive Krippenspiel per Zoom, das wir innerhalb weniger Tage auf die Beine gestellt haben.

Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens begleiten zu dürfen nehme ich als einen großen Schatz wahr, den Gott mir als Pfarrer anvertraut hat. Die vielen wunderbaren Begegnungen auf der Straße, im Supermarkt oder in der Kirche werden mir fehlen. Sie spiegeln das Vertrauen, das in diesen Jahren gewachsen ist. Für dieses Vertrauen möchte ich mich bedanken. Gemeinsam mit meiner Familie durfte ich Teil der Gemeinschaft dieses Ortes werden.

Viele Menschen waren enttäuscht, als sie erfuhren, dass wir den Taunus verlassen. Das kann ich gut verstehen, zeigt es doch, wie viele Beziehungen in diesen Jahren entstanden sind. Auch mir fällt der Abschied aus Falkenstein nicht leicht. Wie sehr hatten wir uns alle auf diese Zeit „nach Corona“ gefreut, in der hoffentlich wieder große Gottesdienste und Feste gefeiert werden können. Gerne hätte ich im September noch den neuen Kirchenvorstand eingeführt.

Zugleich haben mir viele Menschen in den letzten Wochen noch einmal zugesprochen, wie gut sie es finden, dass ich als Vater in Elternzeit gehe. Besonders viele Frauen erzählten mir, wie sie sich gewünscht hätten, dass auch ihre Männer diese Möglichkeit gehabt oder wahrgenommen hätten. Viele berichteten von beruflichen Träumen, die sie als Mütter nie verwirklichen konnten. Mancher Großvater meinte zu mir, dass er nun endlich die Zeit für die Enkel hätte, die er als Vater nie gehabt habe.

„Wir haben einen Schatz in irdenen Gefäßen.“ Dieser Satz des Apostels erinnert auch daran, dass unseren menschlichen Fähigkeiten Grenzen gesetzt sind. Bei allem geistlichen Reichtum müssen wir auf uns und auf die Menschen, die uns anvertraut sind, aufpassen. Nachdem ich drei Jahre lang mit Unterstützung meiner Familie meiner Berufung als Pfarrer Tag und Nacht nachgehen konnte, freue ich mich darauf, nun auch meiner Berufung als Vater noch viel umfänglicher nachzukommen, als dies im Moment möglich ist.

Ich danke allen Haupt- und Ehrenamtlichen der Martin-Luther-Gemeinde, mit denen ich in den letzten Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten durfte. Gerade der neue Kirchenvorstand, der aus erfahrenen und neuen Mitgliedern besteht, wird die Gemeinde gut in die Zukunft führen. Und weiterhin auf den Schatz achten, der uns allen anvertraut ist.

Bleiben Sie behütet!“

Ihr Pfarrer Daniel Lenski



X