Neujahrsempfang: Partnerschaftskomitee Falkenstein erinnerte an den Elysée-Vertrag

Falkenstein
(gs) – Es war ein entspanntes und freudiges Wiedersehen zu einem geschichtsträchtigen Anlass – das Partnerschaftskomitee Falkenstein-Le Mêle-sur-Sarthe hatte seine Mitglieder und Freunde zum traditionellen Neujahrsempfang eingeladen. Gefeiert wurde am vergangenen Sonntag (22. Januar) auch der „Deutsch-Französische Tag“, an dem sich zum 60. Mal die Unterzeichnung des Elysée-Vertrages jährte. Konrad Adenauer und Charles de Gaulle hatten mit der Unterzeichnung dieses Vertrages das Ziel einer dauerhaften Aussöhnung und Freundschaft beider Länder im Blick.

Lebendige Partnerschaft

In seiner kurzen Ansprache würdigte Walter Krimmel, 1. Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, die Weitsicht der beiden Politiker, mit der sie einen neuen und bis dahin einzigartigen Weg beschritten. „Die größte Friedensbewegung nach dem 2. Weltkrieg“ sei aus diesen Vereinbarungen entstanden – heute könne sich niemand mehr einen Krieg gegen Frankreich vorstellen, so Krimmel.

Königstein sei hierbei besonders aktiv, denn die Stadt habe mit den Partnerschaften zu Le Mêle und Le Cannet gleich zwei Partnerstädte, was im Hochtaunuskreis, in dem viele Partnerschaften aufgrund fehlenden Interesses aufgelöst würden, eine Besonderheit sei. „Unsere Partnerschaft ist mit Leben erfüllt“, so Krimmel, der einem aktiven Jugendaustausch eine große Bedeutung beimisst. „Wir freuen uns alle, dass wir nach zwei Jahren Pandemie nun endlich wieder die Möglichkeit zu persönlichen Begegnungen haben“, führte er weiter aus, „so dass wir auch den Jugendaustausch in diesem Jahr wieder fortführen werden.“ Mit der Feststellung, dass man die Entscheidung zu der Partnerschaft in all den Jahren nicht bereut habe und guten Mutes sei, diese noch über viele Jahre fortzuführen, beendete Krimmel seine einleitenden Worte.

Jugendaustausch revitalisieren

Jörg Pöschl (1. Stadtrat) überbrachte die Grüße der Stadt und zeigte sich erfreut, dass persönliche Begegnungen – von denen die Partnerschaften getragen werden – nun auch wieder grenzüberschreitend möglich seien. Mehr als 2.000 Jugendliche hätten in den vergangenen Jahren an dem regelmäßigen Jugendaustausch mit Le Mêle teilgenommen, viele Freundschaften sich entwickelt, von denen auch heute noch viele Bestand hätten. Er unterstützt das Engagement zur Revitalisierung des Jugendaustausches und hofft, dass ihm ebenso viel Erfolg wie vor der Pandemie beschieden sei. Überhaupt, so führte Pöschl aus, sei der Partnerschaftsverein sehr ideenreich und habe mit der „Tour de Falkenstein“ eine „Schnitzeljagd“ erfunden, die auch Interesse bei den junge Menschen wecke.

Ein Herz für Städtepartnerschaften

Auch Königsteins Burgfräulein Angelika I. hatte sich gemeinsam mit Junker Daniel Georgi die Ehre gegeben und richtete Grußworte an die Anwesenden. Die Partnerschaftsvereine, so das Burgfräulein, liegen ihr am Herzen, denn sie werden von großem ehrenamtlichen Engagement getragen und verdienten schon alleine aus diesem Grund den größten Respekt – unzählige nette Begegnungen und Freundschaften hätten sich bei den Reisen und gegenseitigen Besuchen ergeben, die es Wert seien, gepflegt und intensiviert zu werden. Gemeinsam mit den Anwesenden stieß Angelika I. anschließend auf das „Band der deutsch-französischen Freundschaft“ an.

Einen Blick in den Spiegel der Zeit

… ermöglichte Lokalhistoriker Hermann Gross seinen Gästen, indem er in seiner unnachahmlich charmanten und kurzweiligen Art Geschichten und Anekdoten aus vielen Jahren französischer Begegnungen in Falkenstein zu berichten wusste. Er blickte auch auf jene frühen Zeiten zurück, die lange vor dem Elysée-Vertrag lagen.

Falkenstein, so führte Gross aus, war bereits zu Zeiten des Sonnenkönigs (Ludwig IVX.) in den „Genuss“ der französischen Besatzer gekommen. Hermann Gross, vor 56 Jahren selbst einer der Mitbegründer der Partnerschaft mit Le Mêle, schlug dabei einen Bogen über die geschichtlichen Ereignisse vom 17. bis ins 21. Jahrhundert. Er erzählte von Einquartierungen und von Besatzern, die sich ihren „feudalen“ Lebensstil von den Bürgern Falkensteins teuer bezahlen ließen. Ob Kronberger Erdbeeren für die Offiziere oder Stiefel für die Soldaten, zu Besatzungszeiten mussten die Kosten der Besatzung von den Bürgern getragen werden. Er erinnerte z.B. an den Kriegsgefangenen „Paul“ (2. Weltkrieg), der immer so traurig aussah, dabei aber ein Herz für die Falkensteiner Kinder hatte und diese auf dem gemeindeeigenen Fuhrwerk gerne mitnahm. Überhaupt konnte Hermann Gross einige Geschichten, die sich um die Soldaten und Gefangenen des 2. Weltkriegs drehten, aus eigener (Kindheits-)Erinnerung heraus erzählen – genau jene Bereitschaft, aus dem eigenen Leben zu berichten, ist es, die die Erzählungen von Hermann Gross so lebendig und einzigartig macht. Wer wüsste sonst zu berichten, dass die fast 200 Pferde der Besatzer auf den Wiesen rund um das heutige „Falkenstein Grand“ gegrast haben?

Gemütliches Beisammensein

Nach einem Gläschen prickelnden Crémants luden die Gastgeber ihre Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein bei einem Gläschen Wein und leckeren Canapés ein. Viele waren der Einladung gefolgt und gleich zu Beginn mussten bereits zusätzliche Tische aufgestellt werden, um allen Anwesenden Platz bieten zu können. Die Anwesenden vereinte nicht nur die Begeisterung für den interkulturellen Austausch mit den französischen Freunden, sondern auch die Hoffnung, dass die Völkerverständigung den Frieden in Europa sichern möge.

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ (Helmut Kohl)

Gründungsväter der Städtepartnerschaft mit Le Mêle – Hermann Gross und Walter Krimmel (1. Vorsitzender)
Fotos: Scholl

Eine Flasche exquisiten Cognacs zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Le Cannet

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