„Die Schüssel“ begeisterte beim hessischen Abend des MGV

Peter Schüssler gefiel durch seine hessischen Betrachtungen des Lebens Foto: Scholl

Falkenstein (gs) – Nein, es handelte sich nicht um eine Verkaufsveranstaltung einer dieser knallbunten „Plastikdippe“ aus den USA – „Die Schüssel“ ist aus Fleisch und Blut, heißt mit bürgerlichem Namen „Peter Schüssler“ und war vielen der anwesenden Gäste bereits aus zahlreichen Auftritten in Oberursel bekannt.

Zur Gestaltung ihres traditionellen „Hessischen Abends“ wollten die Verantwortlichen des Männergesangvereins (MGV) Falkenstein in diesem Jahr einmal etwas Neues in Angriff nehmen und waren über die Grenzen der Stadt hinaus in „den Niederungen“ von Oberursel fündig geworden. Peter Schüssler – in der Comedyszene bekannt als „Die Schüssel“ – ist weit über seine Heimatgemeinde hinaus bestens bekannt und berühmt für seine kurzweiligen Betrachtungen des täglichen Lebens, seiner Pseudo-Familie sowie tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen. Seine humoristischen Erzählungen präsentierte er in schönster hessischer Mundart, was dem Ganzen noch zusätzlichen Heimatflair verlieh.

Markus Schleicher war es denn auch gelungen, persönlichen Kontakt zu Peter Schüssler aufzunehmen und ihm den allerletzten freien Auftrittstermin abzuringen. Zum „Hessischen Abend“ waren dann auch viele Mitglieder und Freunde des MGV zusammengekommen und hatten sich bereits im Vorfeld in heimeliger Wohnzimmeratmosphäre mit hessischen Spezialitäten gestärkt. Das Vereinsheim war bis auf den letzten Platz besetzt, als „Die Schüssel“ die Kapp‘ uffzooch und sich anschickte, den Anwesenden einen ebenso lustigen wie auch charmanten Abend zu bereiten, denn Charme hatte er, der Peter Schüssler – wenn dieser nach hessischer Manier auch manchmal etwas kantig und eckig daherkam. In seinen einführenden Worten bereitete Schüssler seine Gäste auf die Familie (Frieda, Heinz-Rüdiger nebst Hund Flocki) „unplugged“ vor, bevor er den ersten Lacher auspackte und davor warnte, dass man besser nicht nach innen lacht, „… denn dann zieht der A…. Vakuum und der Stuhl bleibt hängen!“ Dieser Peinlichkeit wollte sich niemand hingeben, weshalb an diesem Abend viel und herzlich laut gelacht wurde. Peter Schüssler steht seit fast 25 Jahren auf der Bühne und hatte Erfahrungen als Büttenredner gesammelt, bevor er sich mit seinem Comedy- und Slapstick-Programm auf die Bühne begab. Die Comedy ist ihm eine Herzensangelegenheit, der er manchmal etwas zotig, aber mit viel Liebe frönt. Seine Einblicke in die (imaginäre) Familiengeschichte waren unglaublich lustig, denn er plauderte aus dem Nähkästchen und ließ alle wissen, dass er seine Frau Frieda damals „ganz klassisch“ beim 17 plus 4 gewonnen hatte und dass sein Hund Flocki das Gegenteil derselben sei – „er versteht alles und redet nix“. Auch sein Sohn Heinz-Rüdiger bekam sein Fett weg, als Schüssler darüber sinnierte, dass „dumm sein heute viel schwerer sei, weil die Konkurrenz zu groß ist!“. Es gab nichts, worüber „Die Schüssel“ sich nicht ausließ: trinkfeste, harte Männer und deren Nahtoderfahrung bei Grippeerkrankungen, Gewichtsverlust auf dem Trimmdichpfad, Greta Thunberg oder die spielsüchtige Jugend, deretwegen der Untergang des Abendlandes bevorstehe.

Ein buntes Feuerwerk an Ironie, Slapstick, Comedy und manchmal erstaunlich tiefgreifender Schlitzohrigkeit begeisterte das Publikum. Seine teils düstere Sicht auf unsere Gesellschaft, die „Machtlosigkeit“ von Politik und Staatsmacht ließen ihn über notwendige Veränderungen sinnieren, wobei er seine manchmal kritische Sicht auf die Gesellschaft mit heiteren Anekdoten am Rande meisterhaft aufzupeppen verstand. Amüsant, aber auch nachdenklich nannte er oftmals die Dinge beim Namen, was beim Publikum hervorragend ankam und mit großem Applaus bedacht wurde. Wie es sich für ein Kabarettprogramm gehört, war auch bei Peter Schüssler nicht alles zum Lachen, vieles regte auch zum Nachdenken an und provozierte beim Gast ein zustimmendes Nicken. Komödiantisch, aber auch kritisch betrachtete er mit viel Amüsement die Online-Aktivitäten seines „Sohnes“, der als „Influencer“ „Likes“ seiner „Follower“ sammelt und der aus Sicht von Schüssler eigentlich „nur Mist macht und von Idioten, die ihn dabei beobachten, auch noch Geld kriegt“. Früher war ja sowieso alles besser, weshalb Schüssler sich, gemeinsam mit seinem Publikum, wehmütig an die BRAVO (klärte uns auf), Nappo (zog die Amalgam-Plomben aus den Zähnen) und die Pril-Blumen (hielten manche Kachel zusammen) erinnerte. So sinnierte er über die verflossenen Jahre seiner Jugend, die er altersmäßig mit den meisten Gästen geteilt haben dürfte, weshalb die ihn und seine Sorgen auch bestens verstanden.

Sein sinniger Spruch: „Gesunde Alte gibt es nicht – es gibt nur falsch Untersuchte!“ traf allenthalben auf erheiterte Zustimmung, weil auch die vielen Zipperlein, über die er im Vorfeld reüssiert hatte, eigentlich jedem wohlbekannt vorkamen. Als er dann noch über seine „Chillout-Sessions“ hinter dem Lenkrad und die bevorstehenden „Streetfights: Roller versus Rollator“ berichtete, blieb fast kein Auge trocken. Unter den Gästen herrschte fröhliche Einigkeit, dass das Leben irgendwie genau so sei und beim Vorstand des Männergesangvereins freute man sich, dass die Idee zu einem Kabarettprogramm so hervorragend ankam. Es ist den Vereinsverantwortlichen zu wünschen, dass sich auch im nächsten Jahr wieder ein Gastauftritt organisieren lässt, der eine solche Begeisterung hervorruft und damit ganz nebenbei auch dringend benötigte Einnahmen in die Vereinskasse spült. Für dieses Jahr war der „Hessische Abend“ ein voller Erfolg, nach dem so mancher ein schmerzendes Zwerchfell sein Eigen nennen durfte.



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