Das Wasserangebot lässt sich vermehren

Jörg Krämer, Auf dem Seif, erweitert seine Suche nach mehr Trinkwasser im Sommer:

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die sommerliche Rationierung des Wassers zu vermeiden. Eine davon könnten gestaffelte Wasserpreise sein. Für Wassermengen, die über einen haushaltsüblichen Normalbedarf hinausgehen, müsste dann mehr bezahlt werden. Mit einem teuren Gut gehen die meisten Menschen von sich aus verantwortungsvoll um, so das Kalkül. Die ALK hatte diese Idee bereits am 20. August in einer Pressemitteilung erwähnt.

Der Verfasser eines Leserbriefes behauptete nun vor einer Woche an dieser Stelle, dass wir als Konsequenz dieser Idee „nur eine Umverteilung eines nicht vermehrbaren Gutes zugunsten der Wohlhabenden erleben würden“.

Grundsätzlich ist dieser Satz nicht falsch. Wenn ein Gut tatsächlich nicht vermehrbar ist, können Unternehmen trotz höherer Preise und Gewinne nicht wie sonst üblich mehr produzieren und Knappheiten entschärfen. So werden Lebensmittel in Kriegszeiten meist rationiert, weil alle freien Ressourcen für das Militär mobilisiert werden und das Angebot an Konsumgütern nicht gesteigert werden kann. Es geht dann nur noch darum, das spärliche Angebot per Bezugsscheine gleichmäßig auf alle Bürger zu verteilen, so dass niemand hungern muss.

Aber mit Blick auf das Wasser ist die Annahme, es sei nicht vermehrbar, schlicht falsch. Deutschland ist trotz der zuletzt heißen und trockenen Sommer grundsätzlich ein wasserreiches Land. Daten des Statistischen Bundesamtes und des Bundesumweltamtes zeigen, dass Industrie, Wärmekraftwerke, Landwirtschaft und Privathaushalte jährlich nur 12,8 Prozent der grundsätzlich verfügbaren Wassermenge verbrauchen; 87,2 Prozent verbleiben ungenutzt.

Das Angebot an Trinkwasser lässt sich also mit Investitionen in Wassergewinnung und -transport erhöhen; Trinkwasser ist vermehrbar. Damit ist die Voraussetzung gegeben, dass gestaffelte Wasserpreise einen Beitrag dazu leisten, den kommunalen Haushalten und regionalen Wasserverbünden mehr Geld zuzuführen, um den notwendigen Ausbau der Wasserinfrastruktur zu finanzieren. Außerdem schaffen gestaffelte Wasserpreise für Verbraucher Anreize, mit dem Nass sparsam umzugehen. Dieses Instrument sollte Teil einer Wasserpolitik sein, die das Angebot an und die Nachfrage nach Wasser wieder in Einklang bringt und Rationierungen während der Sommermonate soweit wie möglich vermeidet.



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