,,Was wollt ihr schwarze Hexen hier?‘‘ Die Nazizeit in Falkenstein

Falkenstein
(gs) - Im Rahmen der Vorbe reitung zu den Feierlichkeiten zu „65 Jahre Christkönigkirche Falkenstein“ im Mai des kommenden Jahres, ludt die katholische Kir chengemeinde zu einem Vortragsabend mit Lokalhistoriker Hermann Groß in den Pfarr saal in Falkenstein ein.

Das Thema war so interessant, wie schwer gewichtig:,,Kreuz oder Hakenkreuz“ - Die Nazizeit in Falkenstein und Umgebung.

In Anwesenheit zahlreicher Zeitzeugen re ferierte Hermann Groß über ein Thema, das Falkenstein für viele Jahre prägte und noch heute so manchen mit einem unguten Gefühl zurück lässt.

Begleitet wurde der Vortrag von einer Bil derwand, deren Fotos Zeugnis von Begeben heiten ablegten, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen mag.

Dazu gehörten auch die Bilder des ehemaligen Schwesternhauses (Herz-Jesu-Heim) in direk ter Nachbarschaft zum Ehrenmal, das im Ok tober 1936 von Unbekannten mit dem Text:,,

... wer hat euch schwarze Hexen hierher ge holt?“ beschmiert worden war. Dass die dort ansässigen Schwestern eine wichtige soziale Funktion im Ort hatten, den Kindergarten be trieben, Gesundheitsfürsorge leisteten und die Sterbenden begleiteten war nicht mehr wich tig - denn die Kirche sollte durch „Partei“ er setzt werden, weshalb der Anschlag auch von offizieller Seite nicht verurteilt wurde.

Hermann Groß wußte an dem Abend noch viele Geschichten aus dem Ort zu erzä hlen, denn auch er ist Zeitzeuge und konnte sich an

viele Begebenheiten persönlich erinnern. Ziel der Nationalsozialisten sei es gewesen, so Groß, die kirchliche Gemeinschaft zu ver bieten und durch eine staatliche Organisation zu ersetzen - dass das wirklich gelang, kann wohl nicht behauptet werden. Die Falken steiner waren in der Mehrzahl katholisch und als solche dem Nationalsozialismus nicht be sonders zugetan. Erkennbar sei dies auch an den wenigen Wahlstimmen für die NSDAP gewesen, so Groß.

Zwar wurden unter der Nazi -Herrschaft viele Vereine in Falkenstein - allen voran die Ge

sangsvereine - aufgelöst, dennoch organisier ten sich die Einwohner privat, oft mit Hilfe der Pfarrer und trotzten so den Vorgaben - sogar der (geschlossene) katholische Kinder garten wurde durch Privatinitiativen ersetzt. Fronleichnamsprozessionen (zeitweise verbo ten) wurden auch für anders Gläubige geöff net und so zum Mittel des Protestes gegen das herrschende Regime. Auch von den Quäkern aus Frankfurt konn te Hermann Groß berichten. Diese hatten im ehemaligen Hotel „Frank furter Hof“ Zimmer angemietet, um „durch das Regime geschä digten“ Menschen eine Zuflucht und einen Rückzugsort in Falkenstein zu bieten.

Eine besonders ergreifende Geschichte spielte sich in der katholischen Kirche selbst ab. Hier hatte der diensthabende Pfarrer einen Brand brief gegen das NaziRegime geschrieben und diesen - im Rahmen einer Sanierung des Ta bernakels - in einer Öffnung versteckt. Wäre dieser Brief noch während der Nazi -Herr schaft gefunden worden, es hätte den Pfarrer sicher das Leben gekostet. So fand man ihn viele Jahre später - er ist heute ein Zeitzeug nis eines Menschen, der sich nach Kräften dafür einsetzte, die Nationalsozialisten zu be kämpfen.

Zum Ende des Vortrags kamen die anwesen den Zeitzeugen ins Gespräch, tauschten Erin nerungen aus und ließen die Ereignisse dieser

„dunklen“ Zeiten Revue passieren. Manche hatte beklemmendes von den Bombennächten zu berichten, andere erinnerten sich gut an die wehrhaften Pfarrer.

Einmal mehr eröffnete Hermann Groß einen Blick in eine Zeit, die längst vergangen ist, aber an manchen Orten durchaus noch spürbar bleibt.

Hermann Groß berichtete von einer wehr haften Kirche..
Foto: Scholl



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