167 Einsätze in neuneinhalb Stunden – Helm dankt Feuerwehren

Blick in eine überflutete Tiefgarage

Foto: Feuerwehr

Königstein (pu/kw) – „Mein großer Dank geht an unsere Königsteiner Feuerwehrleute, von den Anwärtern bis zu den Wehrführern und dem Stadtbrandinspektor. Sie haben mit riesigem Aufwand vorbildlich gearbeitet und Großes geleistet“, fand Bürgermeister Leonhard Helm unter dem Eindruck des schweren Unwetters vom Freitag herzliche Worte. Der arbeitsintensive Dienst der ehrenamtlichen Einsatzkräfte war über viele Stunden bis weit ins Wochenende gegangen. Denn als alles Wasser abgepumpt war, hieß es obendrein aufräumen und die Ausrüstung für den nächsten Ernstfall vorbereiten. Und unter Umständen zuhause die Schäden zu beheben, die das Unwetter dort hinterlassen hatte.

Vergelt’s Gott!

„Dafür meinen ganz besonderen Dank an alle, die tapfer mitgeholfen haben. Ein herzliches Vergelt’s Gott“, schrieb Bürgermeister Helm sowohl an die Königsteiner Wehren als auch an die Nachbargemeinden, die ihre Feuerwehrleute zur Unterstützung geschickt hatten.

Darunter beispielsweise Kronberg im Taunus. Von dort rückten zeitnah zum Unwetterbeginn zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehren Oberhöchstadt und Kronberg in das Königsteiner Stadtgebiet aus, da sämtliche Kräfte der örtlichen Wehren bereits an diversen Einsatzstellen gebunden waren. Des Weiteren wurde auch der in Kronberg stationierte Einsatzleitwagen 2 zur Unterstützung der dortigen Einsatzleitung entsandt. Nach Abarbeitung von drei Einsätzen – einer durch einen ausgelösten Kohlenmonoxid-Melder bedingt, eine überspülte Straße sowie ein unklarer Brandgeruch – mussten die Kronberger und Oberhöchstädter allerdings unverzüglich die Rückkehr antreten, weil inzwischen in der Burgstadt infolge einer Vielzahl in der Zentralen Leitstelle eingegangener Notrufe ebenfalls Not am Mann und der Frau herrschte.

Statt 44 Millimeter 112

Eigentlich handelt es sich nach Information der städtischen Pressesprecherin Stefanie Wagenknecht bei den 31 Tagen um den 16. August herum in Königstein um die trockenste Periode im Sommer. Im Schnitt fallen den Aufzeichnungen zufolge in diesem Monat insgesamt etwa 44 Millimeter Regen. Am Freitag waren es nach der Messung des Bürgermeisters innerhalb lediglich einer Stunde 112 Millimeter– mehr als siebenmal das Maß eines Starkregens!

Der Rathauschef, der später bei den Einsatzkräften vorbeischaute, um sich persönlich ein Bild der Lage zu machen, konnte in seinem Keller noch mit Nachbarschaftshilfe per Hand schöpfen. In vielen Häusern war aber auch das nicht mehr möglich: 167 Alarmierungen der Feuerwehr bis 23 Uhr wegen vollgelaufener Keller, Tiefgaragen, Wohnräume oder Garagen hielten die Einsatzkräfte in Atem. Die Schwerpunkte lagen nach Angaben des Pressesprechers der Königsteiner Wehren, Christoph Schwarzer, in der Goethestraße und Altkönigstraße ebenso wie in einer Klinik am Kreisel, wo innerhalb kürzester Zeit der Technikraum komplett überflutet war und die Behebung dieses Notfalls ganz oben auf der Prioritätenliste stand. An zahlreichen Stellen im Stadtgebiet wurden Gullis herausgespült, Straßen unter Wasser gesetzt oder es traten Bäche über die Ufer.

Großartige Solidarität

Für die Königsteiner Feuerwehren unter Leitung von Stadtbrandinspektor Heiko Martens allein wäre das mitnichten stemmbar gewesen. Helm: „Aber zum Glück gibt es eine großartige Solidarität zwischen den Wehren der Hochtaunuskommunen. Aus allen Nachbarkommunen bis nach Friedrichsdorf, Bad Homburg und sogar Grävenwiesbach war eine große Anzahl von Mitgliedern der dortigen Freiwilligen Feuerwehren zu uns gekommen. Sie haben überall mitgeholfen und viele Einsätze selbstständig erledigt. Ich empfand diese Art der Solidarität als wirklich beeindruckend und möchte den Wehren herzlichst dafür danken!“

Der Pressesprecher der Königsteiner Wehren lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich

die „reibungslose Zusammenarbeit und gute Koordination“ der zusammengekommenen Wehren aus Gesamt-Königstein, Schmitten, Glashütten, Kronberg, Oberhöchstadt, Friedrichsdorf, Bad Homburg und Steinbach. Des Weiteren versorgten die Bereitschaften des Deutschen Roten Kreuzes aus Königstein und Kronberg die Einsatzkräfte in der eiligst im Hilfeleistungszentrum eingerichteten Versorgungsstation mit Essen und Getränken.

All jenen, die sich angesichts dieses jüngsten Unwetter-Ereignisses zu Wort melden mit der Forderung, die Stadt müsse lediglich die Kanäle größer dimensionieren, dann gäbe es diese Probleme nicht, hält der Rathauschef entgegen: „Das ist nicht zutreffend und verniedlicht die Situation. Es war nicht weniger als eine echte Naturkatastrophe!“

Die Messungen aus der Stadt zeigen, dass es punktuell bis zu 130 Millimeter innerhalb einer Stunde geregnet hat (Steinweg zwischen 14.04 und 15.04 Uhr) und flächendeckend in diesem Zeitraum 80 Millimeter überschritten wurden. Damit werden in aller Regel Starkregenschwellenwerte von 10 oder 11 auf der von 1 bis 12 reichenden Skala erreicht. Der „Jahrhundertregen“ liegt dagegen „nur“ bei Stufe 7. „Wenn man sich dies bewusst macht, lässt das den Respekt vor der Leistung der Feuerwehr noch weiter steigen: Die jüngste Naturkatastrophe hat die Feuerwehr mit höchstem Einsatz, aber mit hervorragendem Ergebnis bewältigt“, so Helm abschließend.

Versorgungsstation DRK
Foto: Feuerwehr

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