64. St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt in der renovierten Kollegskirche Königstein

Königstein
(kw/gs) – Immer am letzten Sonntag im August begehen die schlesischen Katholiken ihre Wallfahrt in Königstein im Taunus. So auch in diesem Jahr, wenn der feierliche Gottesdienst am Sonntag, dem 29. August um 10 Uhr in der renovierten Kollegskirche Königstein von Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl aus Limburg gehalten wird.

Nach vierjähriger Generalsanierung ist es wieder möglich, den Wallfahrtsgottesdienst in der am 31.5.2021 durch Bischof Georg Bätzing eingeweihten Kollegskirche stattfinden zu lassen. Bedingt durch die Pandemie und die Begrenzung der Sitzplätze war eine öffentliche Einweihung bedauerlicherweise nicht möglich. Nun jedoch ist die Kirche wieder für Gottesdienste geöffnet.

Die Wallfahrtsleiterin, Patricia Ehl, zeigt sich darüber mehr als erfreut, hatte sie selbst doch im Jahr 2016 den „Ball“ ins Rollen gebracht.

Ein Dankeschön möchte Patricia Ehl an dieser Stelle an alle richten, die sich während der oft schwierigen Bauphase um deren Umsetzung gekümmert und die umfangreichen Planungen sowie die Grundsanierung finanziell unterstützt haben. An erster Stelle sei hier das Bistum Limburg zu nennen wie auch der Verband der Deutschen Diözesen (VDD) und die Bischof-Neumann-Schule mit ihrem Förderverein und allen Spendern, die das große Projekt unterstützten.

Ort der Erinnerung und Traditionen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sport-, Lager- und Exerzierhalle von vertriebenen Priestern und Studenten zur katholischen Kirche/Notkirche umgebaut und hat seitdem unzähligen Menschen aus den vormals „deutschen Ostgebieten“ bei der Integration in der neuen Heimat geholfen. Gleichzeitig ermöglichte sie ihnen die Pflege der heimatlichen Traditionen. Die geschichtsträchtige Kollegskirche beherbergt Altäre und Kapellen für alle Landsmannschaften der Ost-Vertriebenen. Durch die bewegende Darstellung der „Mutter der Vertriebenen“, die der schlesische Bildhauer Erich Jäkel 1952 selbst schnitzte, wurde sie zur Wallfahrtskirche, in der heute noch die Wallfahrten der Ermländer und Schlesier stattfinden.

Erde vom St. Annaberg

Die Schlesier ließen in dem Gotteshaus 1957 einen Altar zu Ehren der Heiligen Anna errichten. Dargestellt ist das Gnadenbild vom oberschlesischen Sankt Annaberg – neben dem Altar erinnert ein Glas mit Erde an diesen bedeutenden Pilgerort. Mit Entsetzen wurde im Rahmen der Renovierungsarbeiten festgestellt, dass die ursprüngliche Urne mit der Erde von 1957, die einen hohen ideellen Stellenwert besitzt, bisher leider noch nicht wieder aufgefunden werden konnte, so dass vor der Einweihung kurzerhand Erde vom St. Annaberg geholt wurde, die nun an alter Stelle wieder an die verlorene Heimat erinnert.

Der St. Annaberg, ein Inselberg mit Kloster und einigen Einrichtungen für Pilger, ist der wichtigste katholische Wallfahrtsort in Oberschlesien.

In der Zeit des Umbaus wurde der Kongresssaal vom „Haus der Begegnung“ zu einem Kirchenraum umgestaltet, damit die Heilige Messe gefeiert werden konnte. „Damit dieses reibungslos gelingen konnte, standen viele Helfer bereit, denen an dieser Stelle zu danken sei. Stellvertretend seien hier genannt: Landrat Ulrich Krebs, Bürgermeister Leonhard Helm und der Geschäftsführer des HdB, Roman Kerber, mit seinen Kollegen. „Sie alle berieten und unterstützten uns nach Kräften“, so Patricia Ehl.

Hauskirche der BNS

Die Kollegskirche, gerne auch als Hauskapelle der Bischof-Neumann-Schule (BNS) bezeichnet, erinnert an ein nicht unbedeutendes Stück Kirchengeschichte in der Kurstadt. Diese Geschichte und Traditionen vor dem Vergessen zu bewahren, bleibt auch Aufgabe der BNS, die ihre Gründung den besonderen Gegebenheiten nach 1945 verdankt.

Für die Schulgemeinschaft war und ist die Kollegskirche ein wichtiger Ort und hat für sie eine große Bedeutung. So gilt auch der Schulleiterin, Frau Dr. Susanne Nordhofen, großer Dank für ihr organisatorisches Engagement im Rahmen der Bauarbeiten, im Zuge derer die „Mutter der Vertriebenen“ einen neuen Platz bekommen hat. Sie steht nun linker Hand in einer Nische auf einem Sockel und wird im Altarraum nicht mehr „hin- und hergeschoben“.

Außerhalb des Gebäudes steht die Sanierung der Treppe noch an. Der direkte Aufgang zur Kirche ist deshalb zur Zeit abgesperrt, so dass der Zugang über das Gelände der BNS erfolgen muss. „Der Weg wird am Wallfahrtssonntag entsprechend ausgeschildert, es wäre jedoch wünschenswert, wenn die Treppe zeitnah saniert werden würde, damit der Gesamtkomplex wieder eine Einheit darstellt“, sinniert Patricia Ehl, die für die Organisation zuständig ist.

Weit sichtbar und beeindruckend ist die ochsenrot gestrichene Eingangstür, deren Farbgestaltung sich im Innern fortsetzt. Die Renovierung der Bänke wurde durch eine Spende von „Kirche in Not“ möglich und der Ambo vom Ehemaligenverein der BNS übernommen. Im Raum stehend fallen die neue Orgel, der Boden und die Deckenlampen auf. Andere Arbeiten sind eher unsichtbar, wie die Erneuerung der Elektrik, der Heizung, des nassen Mauerwerks und die Ausbesserung des Putzes sowie die Kanalarbeiten.

Begrenztes Platzangebot

Aufgrund der Pandemie sind die Vorsichtsmaßnahmen und das Hygienekonzept zu beachten. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Sitzplätzen, weshalb eine Anmeldung wünschenswert ist. Händedesinfektionsspender stehen bereit. Die Kontaktdaten sind zu hinterlegen – Teilnehmerlisten liegen am Eingang aus. Mund-Nasenschutz ist beim Verlassen des Platzes zu tragen. Am Platz kann er abgenommen werden (vollständig geimpft, genesen oder getestet wäre von Vorteil).

Auch in diesem Jahr werden die beliebten Verkaufsstände mit Brot- und Wurstwaren nach traditionellen schlesischen Rezepten wieder vor Ort sein.

Organisatorischer Ablauf

Die Schlesier feiern ihr 64. Jubiläum der St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt am Sonntag, den 29. August 2021 in der neu renovierten Kollegskirche. Parkmöglichkeiten stehen auf dem Pater-Werenfried-Platz zur Verfügung.

Um 9 Uhr findet ein Rosenkranzgebet statt, bevor Bürgermeister Leonhard Helm die Wallfahrer um 10 Uhr persönlich begrüßen wird. Das Pontifikalamt zelebriert Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl aus Limburg, der seinerzeit ebenfalls zu den Heimatvertriebenen gehörte und in Königstein studierte.

„Kirche in Not“ lädt zum anschließenden Mittagessen ein. Nachfolgend findet die traditionelle Heimatstunde mit dem Thema „Wo stehen die Heimatvertriebenen heute: 100 Jahre nach den Volksabstimmungen – 75 Jahre nach Flucht und Vertreibung – in der aktuellen Lage der Kirchen?“ statt. Referent ist Albrecht Kauschat aus Limburg, Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Hessen. Zum Tagesabschluss hält Konsistorialrat Wolfgang Blau aus Seligenstadt eine Marienandacht ab.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der Wallfahrt teilzunehmen.

Anmeldung bei Patricia Ehl, Tel.: 06174-3450 oder E- Mail: ehl.falkenstein[at]web[dot]de

Blick in die neu renovierte Kollegskirche.
Foto: HTK/Hofmann

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