82 Prozent der Deutschen von Zoos überzeugt

Von links nach rechts: Dr. Thomas Kauffels (Kronberg), Dr. Miguel Casares (Frankfurt), Sabine Kleindiek (Darmstadt) und Frank Velte (Darmstadt) Fotos: Puck

Kronberg/Königstein (pu) – Sowohl in Deutschland als auch anderen europäischen Ländern läuft seit geraumer Zeit ein gesellschaftlicher Diskurs um die Tierhaltung im Allgemeinen, der selbstredend die Mitgliedseinrichtungen des seit 1887 bestehenden Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ), der ältesten und größten Zoovereinigung der Welt, bewegt.

Im Mittelpunkt der Berichterstattung der Medien stehen vor allem Vor- oder Nachteile zoologischer Einrichtungen, lediglich marginal behandelt wird dabei jedoch deren Akzeptanz in der Bevölkerung. Dies vor Augen lag die zentrale Frage bei der vom VdZ beauftragten und mittels eines Online-Tools im November letzten Jahres vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführten Studie „Die Deutschen und ihre Zoos“ auf der Hand: „Befürworten Sie es, dass es Zoos in Deutschland gibt – oder lehnen Sie Zoos ab?“ Das für viele womöglich überraschende eindeutige Ergebnis von bundesweit 1.508 nach Zufallsprinzip ausgewählten Personen ab 14 Jahren: Vier von fünf Deutschen (82 Prozent) stehen hierzulande hinter den Zoos, Tiergärten und -parks. Lediglich 12 Prozent lehnen Einrichtungen dieser Art ab, die übrigen der Befragten machten keine Angaben.

Diese aus ihrer Sicht mehr als erfreulichen Nachrichten veranlasste die Spitzen von drei in Hessen ansässigen Einrichtungen dieser Tage, die Presse in den Opel-Zoo einzuladen, um sowohl Details der im Juli öffentlich gemachten Forsa-Studie zu präsentieren, als auch sich kritischen Fragen zu stellen. Neben dem Direktor des Opel-Zoos, Dr. Thomas Kauffels, standen Sabine Kleindiek (1. Betriebsleiterin des Eigenbetriebs für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen Darmstadt), Frank Velte (Zoopädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter Zoo Vivarium Darmstadt) und Dr. Miguel Casares (Direktor Zoo Frankfurt) Rede und Antwort.

Gesellschaftliche Aufgabe

Alle eint der gemeinsame Gedanke, dass die Bedeutung zoologischer Gärten nicht nur auf internationaler oder nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden muss. „Es ist von elementarer Wichtigkeit, die Bedeutung des Tier- und Artenschutzes in die Gesellschaft hineinzutragen“, brachte es Dr. Thomas Kauffels auf den Punkt. „Keiner kann die Welt alleine retten, wir leisten in unseren jeweiligen Einrichtungen unseren Beitrag für dieses Ziel!“ Damit sprach er die Selbstverpflichtung moderner Zoos für den Erhalt der Biodiversität an. Das umfasst unter anderem, über die potenziellen Bedrohungen der jeweiligen Arten aufzuklären, zu sensibilisieren und die Tiere im natürlichen Lebensraum zu pflegen und zu erhalten.

Wertschätzung

Diese gesellschaftliche Aufgabe wird inzwischen von der deutschen Bevölkerung besonders hoch eingeschätzt. Denn auf die Frage, ob ein Zoobesuch überhaupt dazu geeignet ist, die Besucher an Natur und Tiere heranzuführen und sich durch den Zoobesuch die Wertschätzung für Tiere vergrößert, antworten 65 Prozent der Befragten, diese Bemühungen seien „sehr wichtig“, weitere 28 Prozent beurteilten dies als „wichtig“.

Pro Investitionen für Gehege

Wiederholt Gegenstand von Diskussionen sind bekanntlich die Haltungsbedingungen der Tiere. Die zoologischen Gärten, darunter der Opel-Zoo, haben in den vergangenen Jahren investiert, um die Haltungsbedingungen gemäß dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Tierwohl weiterzuentwickeln. Dies erfährt offensichtlich breite Unterstützung. Laut vorliegenden Ergebnissen fanden es insgesamt 98 Prozent (79 Prozent „sehr wichtig“; 19 Prozent „wichtig“) wesentlich, dass Zoos in Gehege investieren, die in ihrer Einrichtung der natürlichen Umgebung nachempfunden sind. Für 96 Prozent der Deutschen (69 Prozent „sehr wichtig“; 27 Prozent „wichtig“) ist es essenziell, dass es für die Tiere mehr Rückzugsmöglichkeiten in den Gehegen gibt. Der gleiche Bevölkerungsanteil findet die Errichtung größerer Gehege wichtig.

Nicht minder beeindruckend: Mehr als zwei Drittel der Befragten haben nach eigenen Aussagen bei ihrem letzten Besuch sehr viel oder viel über Tiere gelernt. Darüber hinaus entsteht bei einer Mehrheit auch eine emotionale Verbindung. In vielen Kommunen und Regionen gehört der regelmäßige Zoobesuch von Kita-Kindern oder Schülern dazu, wobei es sich dabei nach vorliegenden Erkenntnissen meistens um individuelle, über die Jahre gewachsene Lösungen zwischen den Lehrern der Zooschulen und bestimmten Einrichtungen handelt. Insgesamt 84 Prozent der Deutschen sprachen sich für regelmäßige Zoobesuche als fester Bestandteil des Schulunterrichts aus.

Ersatzlos

Auf die Frage „Bietet eine gute Tierdokumentation beziehungsweise ein guter Tierfilm dieselbe Erfahrung mit Tieren wie ein Zoobesuch?“ antworteten 65 Prozent mit „Nein“. Noch deutlicher fällt mit 68 Prozent die Ablehnung bei Virtual-Reality-Zoos aus. Den Studien-Ergebnissen entsprechend, sehen Besucher moderne Zoos nicht nur als Chance, Tiere zu beobachten – sie nehmen tatsächlich auch neue Erkenntnisse über sie mit und fühlen sich ihnen während des Besuches verbunden.

Vor diesem Hintergrund sehen sich auch die Spitzen aus Hessen in ihrer Arbeit bestätigt. „Wir hatten diese Tendenz erhofft, waren aber positiv überrascht von der hohen Wertschätzung“, unterstrich Frank Velte. Für die Leitungen der Darmstädter, Kronberger und Frankfurter Einrichtungen motivierende Bestätigung, dass zoologische Gärten in ihrer Vorreiterrolle mit pragmatischem Ansatz nicht nachlassen sollten „in der gigantischen Aufgabe des Tier- und Artenschutzes“, allerdings bei 1,5 Millionen katalogisierten Tieren mitnichten als Einheitszoos.

Weitere Details zur jüngsten Forsa-Studie „Die Deutschen und ihre Zoos“ unter www.vdz-zoos.org.



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