ALK-wALK beleuchtete Lichtverschmutzung

Foto: privat

Königstein (kw) – Zu ungewohnter Stunde begann der jüngste wALK&tALK der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) kurz vor Einbruch der Dämmerung. Der wolkenlose Spätsommertag war ideal, um das Thema Lichtverschmutzung näher zu beleuchten.

Geführt wurde die Veranstaltung von Dr. Dr. Mark Scheibe, der bei der RWE über das Thema Lichtverschmutzung promoviert hat. Fachmännisch erläuterte er die negativen Auswirkungen von künstlicher Beleuchtung auf die menschliche Gesundheit, den Nachthimmel und damit die eingeschränkten Möglichkeiten, den Sternenhimmel zu genießen, und natürlich auch auf nachtaktive Tiere und Insekten.

Entlang der Fußgängerzone bis zum Alten Rathaus wurden Erkenntnisse zum Verhalten von Insekten in verschiedenen Lichtsituationen und Vorschläge, wie eine bessere Beleuchtung die Lichtverschmutzung deutlich vermindern kann, vorgestellt. Beim Einstieg in das komplexe Thema erstaunte Scheibe die Teilnehmer, indem er einen Topf mit Sonnentau, einer pflanzlichen Insektenfalle, präsentierte. Diese Pflanze sei im Taunus fast ausgestorben, weil ihre natürlichen Lebensgrundlagen und damit auch die Insekten als Nahrung wegfielen. Das massenhafte Insektensterben durch die zunehmende Bebauung und Beleuchtung schade aber allen Pflanzen und damit nicht zuletzt dem Menschen.

Die unzähligen Lampen, die Straßen und Parks in helles Licht tauchen, stellen laut Scheibe ein großes Problem dar. Eine Kombination aus Lichtfarbe und Leuchtintensität ziehe Insekten aus einer bis zu einem Kilometer großen Entfernung an.

Kritisch sei vor allem die Dämmerungszeit. Einmal vom Lichtkegel in Bann gezogen, flögen die Insekten in zuckenden Spiralen bis zur totalen Erschöpfung um die Lampen herum und könnten ihr eigentliches Ziel, sich fortzupflanzen, nicht erreichen.

Andererseits sei Licht jedoch wichtig für die menschliche Sicherheit. Wie könne ein gesundes Mittelmaß gefunden werden? Dicht beieinanderstehende Laternen, wie sie am Kapuzinerplatz zu finden sind, seien ebenso wenig zweckmäßig wie Straßenlampen, die seitlich oder nach oben strahlten.

An sich solle eine Laterne einen Weg oder eine Straße so weit ausleuchten, dass ein Sicherheitsgefühl entstehe und man ohne Stolpergefahr laufen könne. Hierfür reiche es, wenn das Licht nur nach unten abstrahlt. Durch die Lichtreflexion und Streuung am Boden werde ausreichend und gleichmäßig hell beleuchtet. Auch ein heller Bodenbelag sei hilfreich. Prinzipiell genüge in Fußgängerzonen beispielsweise eine Leuchtstärke von der Kraft des Vollmondes.

So schön die Lampen oft in touristischen Hot Spots seien, so sehr führten sie zu Blendeffekten, lockten Insekten aus größeren Entfernungen an und leuchteten ineffektiv aus, was letztlich auch zu einer Energieverschwendung führe.

In seiner mehrjährigen Arbeit, die er am Dattenbach in Eppstein durchführte, konnte Scheibe deutlich machen, dass allein eine einzige Straßenleuchte ausreiche, um den Insektenschlupf aus bis zu 200 Meter Bachlauf anzulocken. Die Lichtfarbe, ob gelb oder weiß, sei dabei zweitrangig.

Zum Abschluss des wALK & tALK wurde erörtert, welche Möglichkeiten bestünden, die öffentliche Beleuchtung insektenfreundlicher und energieeffizienter zu gestalten. Ob mit Hilfe technischer Innovationen, durch Änderung der Leuchtintensität oder bedarfsabhängige Ein- und Abschaltung von Lampen: Die kenntnisreichen Erläuterungen von Dr. Dr. Scheibe will die ALK aufnehmen und in ihrem Engagement für Königstein zum Wohle der Insektenvielfalt Maßnahmen vorschlagen.



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