BUND Königstein-Glashütten empört über Baumfällungen

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Königstein – Der BUND Königstein-Glashütten ist empört über die jüngste Baumfällmaßnahme entlang der Falkensteiner Straße im Naturschutzgebiet Falkensteiner Burghain (wir berichteten). Der Vereinsvorsitzenden Cordula Jacubowsky zufolge „wurden auf circa 20 Metern Breite und circa 400 Metern Länge entlang der Straße nahezu alle größeren und mittleren Bäume abgeholzt.“ Zahlreiche kleine seien ebenfalls der Maßnahme zum Opfer gefallen oder gebrochen. „Viele der Bäume waren gesund und hätten die nächsten Jahre stehen bleiben können“, behauptet Jacubowsky.

In einer Pressemitteilung erklärt sie weiter, nach Aussage von HessenForst dem BUND gegenüber sei diese Maßnahme aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht von der Oberen Naturschutzbehörde (ONB) genehmigt worden mit der Argumentation, dass durch die Trockenheit der vergangenen Jahre und einige schwere Stürme die Bäume umsturzgefährdet waren und man die Verantwortung dafür nicht habe tragen wollen.

In diesem Zusammenhang weisen die örtlichen Umwelt- und Naturschützer darauf hin, dass bereits ein höchstrichterliches BGH-Urteil feststelle, dass abbrechende Äste und dergleichen zum hinnehmbaren Risiko durch den Wald gehören. Dies gelte an Straßen genauso wie auf Parkplätzen unter Bäumen und auf Waldwegen.

„Der BUND hat volles Verständnis für Baumpflegemaßnahmen, jedoch mit dem Ziel, möglichst viele Bäume zu erhalten. Mit Kronenreduzierungen, Entfernung von Totholz und Herausnahme einzelner erkrankter Bäume zum Beispiel durch Pilz oder Weißfäule hätten viele der nun vernichteten Bäume stehen bleiben können“, schildert Jakubowsky ihre Sicht der Dinge. Sie zitiert aus einem ihr vorliegenden Ergebnisvermerk der ONB vom 11. September, in dem es heißt: „Entlang der Falkensteiner Straße werden die über die Straße hängenden, beim nächsten Sturm mit hoher Wahrscheinlichkeit umstürzenden Bäume, als Verkehrssicherungsmaßnahme umgeschnitten“. „Aus dieser Erlaubnis lässt sich die Rechtfertigung dieses brutalen Einschnitts in die Natur nicht ersehen, leider hat man sich an diese Vorgaben nicht gehalten“, moniert die BUND-Ortsverbandsvorsitzende. Nach ihrer Beobachtung seien Bäume gefällt worden, die weder über die Straße hingen noch höchst umsturzgefährdet waren. Tatsächlich hätten ein krummer Wuchs oder ein zu dicker Querschnitt für den Holzerntekran bei geplanter Kronenlichtung zur Fällung „ansonsten völlig gesunder, standfester Bestandsbäume ausgereicht.“ Jakubowsky weiter: „Kletterer, wie sie andernorts im Fortgang der Maßnahme im Falkensteiner Burghain noch eingesetzt werden sollen, hätten diese Kronenlichtungen durchführen können – so wurden zwei sehr alte, dicke Eichen ohne Not gefällt, obwohl sogar anfangs deren Erhalt zugesichert wurde.“ Darüber hinaus wären, weil gerade die Geräte vor Ort waren, Bäume gefällt worden, die ohne Weiteres noch einige Jahre hätten problemlos stehen bleiben können. „Ein schonender Umgang mit der Natur, gerade in einem Naturschutzgebiet, sieht anders aus! Jeder Bürger, der einen Baum zurückschneiden oder fällen möchte, muss wesentlich mehr Aufwand zur Erhaltung betreiben, Erlaubnisse einholen und Nachweise erbringen“, spart Cordula Jacubowsky nicht mit Kritik.

Es sei schon seltsam, wenn Mitarbeiter, zu deren Aufgaben das Fällen von Bäumen zähle, „als Baumsachverständige Bäume in einem Naturschutzgebiet beurteilen sollen. Das ist, als wollte man einen Zimmermann mit Axt um die Reparatur eines filigranen Beistelltischchens bitten, statt einen Tischler zu beauftragen: Das Desaster ist vorprogrammiert.“ Das Ergebnis „dieser sehr kurzsichtigen Maßnahme ist nun, dass der Rand des Burghains über eine Länge von rund 400 Metern geöffnet wurde. Damit wurde den Bäumen dahinter der Windschutz genommen. Diese sind bei den folgenden Herbst- und Winterstürmen wesentlich stärker dem Wind ausgesetzt, können stärker geschädigt werden und sind somit auch umsturzgefährdeter“, erklärt die BUND-Ortsverbandsvorsitzende. Der BUND befürchtet daher auch in der kommenden Sturmsaison weitere Schäden in diesem Waldstück. Darüber hinaus sei dem Gelände der Wasserspeicher – die Bäume – entzogen worden. Jakubowsky weiter: „Es wird sich im nächsten Sommer wesentlich stärker als bisher aufheizen, da die Felsen nun frei liegen und die gegenüberliegenden Häuser werden weniger Kühlung durch den Wald bekommen. Es wurde eine der Sonne extrem ausgesetzte Fläche geschaffen. Auf Habitatschutz, den Schutz von Boden- und Kleinlebewesen oder auch Fledermäusen unter abstehender Rinde wurde nicht geachtet. Dass diese Maßnahme so durchgeführt wurde, ist unverhältnismäßig, zumal sie ein Naturschutzgebiet betrifft.“ Der BUND widerspricht aufs Schärfste der Aussage in der Pressemitteilung der Stadt, dass die Maßnahme den geschützten Lebensraumtypen nicht schade.

Auf Nachfrage bei der Stadt sei auf HessenForst, als Organisator der Maßnahme, und die ONB als Erlaubnisbehörde verwiesen worden. Beide hätten sich untereinander abgestimmt, und die Stadt habe keinen Grund, an deren Entscheidungen zu zweifeln. Der BUND stellt dazu fest, dass die Stadt als Auftraggeber durchaus hätte engere Regeln aufstellen oder abwarten können. Auch die Naturschutzverbände seien nicht, wie sonst üblich, informiert beziehungsweise gehört worden. „Der beteiligte Förster und der Bürgermeister waren zufällig gerade während der Maßnahme im Urlaub, was Fragen aufwirft“, stellt Jakubowsky in den Raum.

Königstein sei Klimakommune. Die Stadt trete aus Sicht des BUND den Klimaschutz mit Füßen. In einer übereilten Aktion seien Tatsachen geschaffen worden, „ohne die Naturschutzverbände als Anwälte der Natur einzubeziehen, was sogar bei kleinsten Eingriffen in Naturschutzgebiete im Vorfeld geschieht, auch zu Begehungen wurden sie eingeladen, derlei Beispiele auch aus anderen Kommunen gibt es sehr viele. Der Falkensteiner Burghain bietet an dieser Stelle nun ein trauriges Bild. Der BUND bezweifelt, dass die Fällarbeiten in genau dieser Art und Weise nach den Vorgaben der ONB durchgeführt wurden und wird sich weitere Schritte vorbehalten, ein Anwalt wurde bereits eingeschaltet. Verkehrssicherungsmaßnahmen ja, aber mit Augenmaß“, so die BUND-Ortsverbandsvorsitzende abschließend in der Pressemitteilung (pu).



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