Childaid Network: Die Ärmsten trifft es am härtesten

Partnerorganisationen des Kinderhilfswerks Childaid Network verteilen dringend benötigte Lebensmittel an bedürftige Familien in den Slums von Guwahati. Foto: privat

Königstein (kw) – Die Corona Pandemie trifft die Menschen in den Projektgebieten von Childaid Network mit voller Härte. Noch ist es nicht das Virus selbst, das hunderte Millionen Inder, Nepalesen und Bengalis in eine akute Notlage versetzt, sondern die rigorose Ausgangssperre, die die Regierungen in der Region am 24. (Indien und Nepal) beziehungsweise am 26. März (Bangladesch) verhängt haben.

Die ärmsten Teile der Bevölkerung halten sich normalerweise mit einfachen Tagelöhnerarbeiten über Wasser, aus deren Erlösen sie ihre Familie ernähren. Wegen der Ausgangssperre können sie nun kein Geld verdienen. Rücklagen oder Vorräte haben sie nicht. Zwar haben die Regierungen Hilfe angekündigt, doch das braucht Zeit. Kinder, die bereits an Mangelerscheinungen leiden, trifft es am härtesten.

Projektarbeit im Ausnahmezustand

„Bei diesen Kindern dauert es keine zwei Wochen, dann sind sie akut unterernährt“, so Jonas Pfäffinger, der im nordostindischen Jorhat für das deutsche Kinderhilfswerk die Stellung hält. Auch seine Situation hat sich durch die drastischen Maßnahmen der indischen Regierung radikal verändert. Mit den lokalen Partnerorganisationen hält er Kontakt per Telefon und Videokonferenz, um die dringend notwendigen Maßnahmen an den Projektstandorten von Childaid Network zu koordinieren.

In den Slums der Städte ist die Situation besonders besorgniserregend. Neben der prekären Versorgungssituation sind die Menschen hier der Ausbreitung des Virus schutzlos ausgeliefert. Engste Verhältnisse und nur vereinzelte Wasserstellen liefern dem Virus beste Bedingungen für eine flächendeckende Ausbreitung.

„Zwar ist die Bevölkerung unserer Projektregionen vergleichsweise jung, besondere Sorge haben wir aber um die vielen Frauen, deren Lungen durch das tägliche Kochen über den offenen Feuerstellen vorgeschädigt sind. Für sie stellt das Virus ein erhebliches Risiko dar“, so Cynthia Dittmar, Projektkoordinatorin bei Childaid Network.

Präventionsarbeit

Noch vor der Ausgangssperre waren Partnerorganisationen, wie the ant, in den Dörfern und Slums unterwegs, um Aufklärungsarbeit zu betreiben. „Wir haben den Menschen erklärt, dass es jetzt besonders wichtig ist, sich und den Kindern regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen und Abstand zu anderen Menschen zu halten“, so Sunil Kaul aus Rowmari, Arzt und Direktor von the ant, einer langjährigen Partnerorganisation des Kinderhilfswerks.

Besondere Lösungen müssen nun auch für die Bildungseinrichtungen an den über 670 Standorten des Hilfswerks gefunden werden, die in Indien (und etwa zeitgleich in den anderen Ländern) seit dem 17. März geschlossen sind. Eine telefonische Übermittlung der Schulaufgaben ist nur begrenzt möglich, da viele Familien keine Telefone, ja häufig nicht einmal einen Stromanschluss haben. Lehrer und Sozialarbeiter arbeiten derzeit an Lösungskonzepten für einen alternativen Schulunterricht.

Schwaches Gesundheitssystem

Problematisch in ganz Südasien ist das rudimentäre Gesundheitssystem, wie Hakimeh Yagootkar, seit 2018 für Childaid Network vor Ort im nepalesischen Bhandar, feststellt: „Das Gesundheitssystem Nepals ist kaum in der Lage, eine solche Pandemie zu bewältigen“, berichtet sie, „Schutzanzüge oder Masken sind in den Health Posts der Bergregion kaum vorhanden, das gleiche gilt für Testmöglichkeiten. Es steht zu befürchten, dass tausende Arbeiter, die nun aus der Stadt in ihre Dörfer zurückkehren, das Virus mitbringen und in der Region verbreiten.“ Gleiches ist in den ländlichen Regionen Nordostindiens und in Nordbangladesch zu befürchten.

Solidarität zeigen

Das Team von Childaid Network setzt unterdessen seine Arbeit aus dem Home-Office fort. Die aktuelle Lage wird regelmäßig in Video-Konferenzen eruiert und weitere Maßnahmen werden vorbereitet und eingeleitet. Die Sorge um die Millionen Menschen in Südasien, die unter weitaus schlechteren Voraussetzungen mit der Gefahr von Covid-19 konfrontiert werden, ist groß. „Als größter Partner in der Region ist es unsere Pflicht, die Menschen nicht alleine zu lassen und ihnen bestmögliche Unterstützung zu bieten. Unsere stabilen Netzwerke in der Region bewähren sich nun in dieser Krisenzeit. Über unsere Partner leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der ärmsten Bevölkerung“, erklärt Dr. Martin Kasper, der ehrenamtliche Vorstand der Organisation.

Sie möchten Childaid Network darin unterstützen, der lokalen Bevölkerung in dieser Krise zu helfen? Bitte spenden Sie an: DE96 5004 0000 0375 5055 00.

Die bis inklusive Mai geplanten Veranstaltungen von Childaid Network werden verschoben. Informationen zu aktuellen Terminen finden Interessierte unter www.childaid.net.



X