Design trifft Bibel – „Die Bibel in Formen und Farben“

Schulleiter Jens Henninger und die Grafikerin Cornelia Steinfeld gestalteten die Einführung in die bemerkenswerte Ausstellung. Fotos: Scholl

Königstein (gs) – Am vergangenen Freitag wurde in der Kollegskirche der Bischof-Neumann-Schule eine Ausstellung eröffnet, die ebenso einzigartig wie auch faszinierend ist.

Die Grundlage zu der Ausstellung bildet das Buch „Die Bibel in Formen und Farben“ der Grafik-Designerin Cornelia Steinfeld, in dem sich die Künstlerin der faszinierenden Aufgabe gewidmet hat, in ihren Darstellungen einen neuen und ungewöhnlichen visuellen Zugang zum „Buch der Bücher“ zu schaffen. Die Vernissage fand in Anwesenheit der Künstlerin statt und bildete den Auftakt einer Ausstellungstournee, die die „Bibel in Formen und Farben“ nach Frankfurt, Montabaur, Mühlheim an der Ruhr, Koblenz und Rom führen wird. Über vierzig Texte aus der Bibel hat Cornelia Steinfeld in wenige geometrische Formen und Farben umgesetzt.

Vermittlung christlicher Werte

Die Vorgeschichte der Ausstellungseröffnung begann bereits im September 2022 in Limburg. Dort besuchte Jens Henninger, Schulleiter der Bischof-Neumann-Schule, im Rahmen einer Veranstaltung die Michaelskapelle neben dem Dom. Die Entscheidung, die Treppen hoch zum Dom zu nehmen, erwies sich als goldrichtig, denn dort traf er Cornelia Steinfeld, mit der er ins Gespräch kam, an dessen Ende die Idee stand, die interessanten Werke auch an der Bischof-Neumann-Schule zu zeigen. Die Ausstellung ist, wie Jens Henninger in seiner Eröffnungsrede anmerkte, primär an die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler gerichtet, die sie in den nächsten Wochen im Rahmen ihrer Religionskurse besuchen werden. Darüber hinaus ist es das Ziel der Schule, die Kollegskirche auch für Externe weiter zu öffnen. Aus diesem Grund begrüßte er ganz herzlich die Fachsprecherinnen für Kath. und Ev. Religion der St. Angela-Schule. „Sie sind eingeladen, ebenso wie z.B. Gruppen aus den umliegenden Kirchengemeinden, Besuchstermine auch für Ihre Schülerinnen, Firmlinge oder Konfirmanden zu vereinbaren.“ An Cornelia Steinfeld gerichtet schloss Henninger seine Ansprache mit den Worten: „Sie haben sicherlich sehr bewusst das Bild mit dem Titel „Nächstenliebe“ als Abschluss Ihres Buches und somit auch der Ausstellung gewählt. Hiermit können wir uns als christliche Schule sehr gut identifizieren und haben auch vor Kurzem nach innen und außen gezeigt, dass Nächstenliebe die bessere Alternative ist.

Auf den Punkt gebracht

Zur Ausstellungseröffnung ebenfalls anwesend war Martin Ramb, Abteilungsleiter für Medien und kulturelle Bildung im Dezernat Schule und Bildung im Bischöflichen Ordinariat Limburg. Gemeinsam mit Cornelia Steinfeld kuratiert er die Wanderausstellung. „Wenn man Steinfelds Arbeitsweise und ihren Stil auf einen Nenner bringen will, so ist es Klarheit in der Formsprache und mittels Grafik immer schnell auf den Punkt zu kommen“, lautete seine treffende Beschreibung der Arbeit Steinfelds. „Zwei Kreise, ein gefährlich spitzes Dreieck und feine farbliche Differenzierungen in Weiß, Schwarz, Rot und Pastellbraun – mehr braucht Cornelia Steinfeld ganz offenbar nicht, um die Erzählung von Kain und Abel buchstäblich auf den Punkt zu bringen.“

Das Elementare erkennen

Mit der „Übersetzung“ der von ihr ausgewählten biblischen Geschichten in eine klare und minimalistische Farb- und Formensprache reduziert Steinfeld deren Inhalt aus das Wesentliche – im positiven Sinne. Martin Ramb merkte dazu an, dass Steinfeld mit ihrem Werk offensichtlich „den Nerv der Zeit“ getroffen habe. „Ihre elementare, klare und direkte Herangehensweise auf bekannte und weniger bekannte Bibelstellen korrespondiert nach meinem Eindruck mit einem gesellschaftlichen Megatrend, der das Wesentliche hinter den Dingen sucht, der das Zuviel abschütteln will, um im Verzicht ein Mehr zu entdecken“ – eindringliche Worte, die die Wirkung der Bilder mehr als umfassend beschreiben.

Deutung auf den ersten Blick

Im Rahmen der Präsentation ihrer Werke für die Schülerinnen und Schüler der Q- und E-Phase präsentierte Cornelia Steinfeld ihnen Bilder und bat um eine spontane Deutung – in allen Fällen deuteten die Schülerinnen und Schüler die Aussage der im Bild umgesetzten Bibelstelle intuitiv korrekt. Die symbolträchtigen Bibeltexte so perfekt in Form und Farbe zu übersetzen, dass deren Sinn intuitiv erfassbar wird, ist der Künstlerin damit nahezu perfekt gelungen. Die Wahl der Formen sei wohl überlegt, so Steinfeld, ebenso wie grafische Parallelen zwischen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament kein Zufall seien. Die grafische Abstraktion der Bibeltexte lässt jedoch auch viel Raum für eigene Interpretation, regt den Betrachter zum Nachdenken an und führt doch immer zum gleichen Ziel – der intuitiven Erfassung der Kernaussage. Faszinierend ist, dass es nicht nur eine „richtige“ Deutung gibt (wie bei den Bibeltexten auch) – jedoch die Grundwahrnehmung am Schluss immer dieselbe ist. Neben den Grafiken selbst stehen Gedanken, Impulse und lyrische Texte ebenfalls im Mittelpunkt der Ausstellung, die mittels eines begleitenden QR-Codes als Audio-Walk genutzt werden können.

Zum Besuch der Ausstellung bestehen folgende Möglichkeiten:

Gruppenbesuche sind nach Anmeldung (p.seiler[at]bns[dot]info) möglich.

Für Einzel- und Privatpersonen sind am Freitag, den 3. März, von 15 bis 19.30 Uhr und am Freitag, den 24. März, von 15 bis 18 Uhr die Türen der Kollegskirche zum Ausstellungsbesuch geöffnet – Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine ebenso interessante wie auch faszinierende Erfahrung zum Thema „Weniger ist oft mehr“!

Das der Ausstellung zugrundeliegende Buch, das neben den Grafiken auch korrespondierende Texte zahlreicher Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven enthält, kann im Rahmen der Ausstellung vor Ort erworben werden.

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