Don Quijote sorgt für Furore im Haus der Begegnung

Ganz der Leistung entsprechend nahmen die Darsteller zum Schluss einen riesigen Applaus entgegen. Foto: privat

Königstein (kw) – Das ist schon ein besonderes Ereignis, wenn die Königsteiner Ballettschule unter der künstlerischen Leitung von Andreea Radu ein klassisches Ballett der Spitzenklasse auf die Bühne im großen Saal des Hauses der Begegnung bringt. Und so ließen es sich die Gäste am 18. Mai nicht nehmen, zu beiden Aufführungen entsprechend zahlreich zu erscheinen.

Dass sie klassische Ballette auf die Bühne bringen können, haben die Königsteiner Tänzerinnen und Tänzer in der Vergangenheit durch Schwanensee und Coppélia bereits bewiesen. Auch jetzt gelang dies hervorragend dank der professionellen Leitung durch Andreea Radu und Cornel Bercea, die mal wieder das schier Unmögliche möglich gemacht haben, nämlich ein großes klassisches Ballett für circa 180 Hobbytänzerinnen und -tänzer „tanzbar“ zu machen. Die besondere Herausforderung, verrät Radu, bestand dabei darin, die zahlreichen Soloparts mit den Gruppentänzen zu verbinden. Auch Gruppen und Elevinnen, die sonst nicht zusammen trainieren, mussten zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden.

Suche nach der Traumfrau

Don Quijote (gespielt von Attila Peuker), das ist ein Mann, der auf der Suche nach seiner Traumfrau ist: Dulcinea – wunderbar getanzt von Nina Lautenschläger – die ihm im Traum erschienen ist. Auf dieser Suche erlebt er Abenteuer und Spaß.

Schlussendlich geht es beim Ballett Don Quijote im Gegensatz zum bekannten gleichnamigen Roman nicht in erster Linie um den Namensgeber selbst. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Liebe zwischen der Wirtstochter Kitri (Louisa/Sarah Keck) und dem Barbier Basil (Cornel Bercea), aber auch der groteske Bürgermeister Gamache (Yasmin Blenkinsop), der weltkluge Knappe Sancho Panza (Feline Anschperger) sowie der Wirt Lorenzo (Carla Werner), der seine Tochter Kitri auf keinen Fall dem jungen Basil überlassen will, sondern eigene Vorstellungen von dem künftigen Ehemann seiner Tochter hat.

Diese Rollen wurden mit großem tänzerischen und überragendem schauspielerischen Einsatz von den Beteiligten präsentiert. Das Publikum hatte hörbar Spaß, bedachte es auch die herrlichen Gruppentänze mit der bunten Vielfalt an Kostümen mit reichlich Applaus und zahlreichen Bravorufen. Die Selbstmordszene, in der Basil einen Selbstmord vorgibt und sich so den Heiratssegen Don Quijotes „post mortem“ erschleicht, brachte das Publikum zum Lachen, als Bercea dann doch quicklebendig aufsprang und weitertanzte. Die große Freude der zahlreichen Tänzerinnen in dieser Szene übertrug sich fühlbar auf das Publikum.

Tanzende Traumpaare

Aber auch weitere Solisten präsentierten elegant und sorgfältig vorbereitet ihre tänzerischen Fortschritte: So das kleine Traumpaar alias Carmencita (Eden Windel) und Espado (David Radu), die beiden strahlenden Blumenfeen Juanita (Amelie Peters) und Piccilia (Rhoxane Marketsmüller), die herrlich anmutige und die spanischen Tanzelemente perfekt darstellende Mercedes (Anika Wogawa) sowie die technisch ausgereiften Leistungen der beiden den Amor darstellenden Elevinnen Clarissa Städing und Ana Lucia Flores. Last but not least war auch Königsteiner „Adel“ in Person der Lavendelkönigin Anna Becker auf der Bühne zu bewundern – diesmal nicht royal, dafür umso bezaubernder als Fliederfee.

Zwei Vorstellungen gab es – kein Problem, wenn man etwa zwei Kitris zur Verfügung hat. Diese weibliche Hauptrolle verkörperten die 16-jährigen Zwillinge Louisa und Sarah Keck wie in den vergangenen zwei Jahren hervorragend und präsentierten souverän und auf – man kann schon sagen semiprofessionellem Niveau – ihre Fortschritte. Teilweise zu Originalchoreografien verstanden sie es, Technik, Anmut und künstlerische Ausstrahlung überzeugend darzustellen.

Getragen und unterstützt wurden sie dabei von Cornel Bercea, der es sich allerdings auch nicht nehmen ließ, den Anwesenden auf der Bühne und im Publikum zu zeigen, wie die Profis tanzen. Aber auch Andreea Radu höchstpersönlich zeigte ihre hochprofessionelle Kunst eindrucksvoll als „Zigeunerin“ Gratiosa, die mit einer Schar kleiner „Zigeuner“-mädchen, die im übrigen herrliche Kostüme trugen, dem enttäuschten Liebespaar Schutz bietet.

Kostüme und Fächer

Die wunderbaren Kostüme, die zauberhaften Choreografien, die auch die Kleinsten prima umsetzen konnten und dadurch das Publikum verzauberten, all das trug zum großen Erfolg bei. Dabei wurde von den Elevinnen und dem Eleven der Ballettschule zahlreiche spanische Tanzelemente im klassischen Ballett überzeugend umgesetzt. Die meisten Tänzerinnen mussten mit Fächern arbeiten (250 davon kamen während der Proben und der Aufführung zum Einsatz!), die eine Eigendynamik haben und viel Koordination verlangen – es sieht leichter aus als es ist! Auch die klassischen Ballettschuhe wurden zum Teil eingetauscht gegen sogenannte Charakterschuhe mit Absatz. Andere Armpositionen, andere Blickrichtungen, spanische Ausstrahlung und dabei anspruchsvolle Technik – das alles macht das Ballett herausfordernd und zugleich so anziehend.

Nicht zuletzt die wunderschöne Musik des Komponisten Ludwig Minkus trug dazu bei, dass auch der letzte Klassikmuffel pfeifend aus dem Haus der Begegnung ging.



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