Erstes orales Medikament gegen die afrikanische Schlafkrankheit

Aus erster Hand erfuhren die Schüler Details zur Entwicklung des Medikaments Foto: privat

Königstein (kw) – Im Rahmen des MINT-Schwerpunktes des Taunusgymnasiums hielt Professor Dr. Heinz Hänel vor Schülerinnen und Schülern der Q3, Leistungskurs Biologie, einen Vortrag über die afrikanische Schlafkrankheit und das erste gegen letztere effektiv eingesetzte Medikament Fexinidazole. Professor Hänel ist Zoologe mit dem Schwerpunkt Parasitologie an der Goethe-Universität Frankfurt und bei der Firma Sanofi-Aventis zuständig für die Entwicklung von Antidiabetika.

Während sich die Schülerinnen und Schüler Curriculum-getreu im Bereich der Ökologie bereits mit besonderen Formen des Parasitismus in Q2 beschäftigt hatten, begegnete ihnen im Vortrag von Professor Hänel der einzellige Ektoparasit Tryptosomonas, der durch den Stich der Tse-Tse Fliege insbesondere in Zentralafrika für die immer tödlich endende Schlafkrankheit verantwortlich ist. Somit wurde der Bogen zur Thematik Neurophysiologie in der jetzigen Q3 geschlagen, da der Parasit sich zunächst im Gehirn ausbreitet und dann der gesamten Körper über den Blutkreislauf infiziert wird. In seinem Vortrag zeichnete Prof. Hänel zunächst die Symptome der Krankheit, von der im zentralen Afrika ungefähr 84 Millionen infektionsgefährdet sind: Zentralnervöse Defekte – Apathie – Schlaflosigkeit – tödlich endendes Koma.

Bereits 1979 hatte der damalige Werkstudent Hänel bei der Hoechst AG an der Entwicklung des Medikaments Fexinidazole mitgearbeitet. Die Forschungsarbeiten wurden allerdings aus strategischen Gründen jahrelang eingestellt. Trotzdem war es der Verdienst von Hänel, dass 2003 die Thematik erneut aufgegriffen wurde und so in Zusammenarbeit mit der WHO und „Ärzte ohne Grenzen“ die Bedeutung des Medikaments wieder in den Fokus rückte. Dabei war die Entwicklung des Medikaments in Tablettenform gegenüber den bisherigen intravenösen Präparaten ein enormer Fortschritt, zumal es galt und auch immer noch gilt, zahlreiche logistische Bürden vor Ort (unwegsames Gebiet, unzureichende Kühlkette …) zu überwinden. Darüber hinaus erforderte natürlich auch die Erprobung des Präparates im Tierversuch eine lange Zeit.

Im Dezember 2018 – ein wunderbares Weihnachtsgeschenk laut Hänel – erfolgte dann über die Zentralregierung im Kongo die Zulassung des oralen Medikaments, wobei viele Sponsoren, insbesondere die Bill Gates Stiftung, das Projekt finanziell unterstützten. 80 Prozent der Schlafkrankheitsfälle einer bestimmten Art wurden laut der europäischen Arzneimittelbehörde in ihrem positiven Gutachten gemeldet, die erfolgreich behandelt werden konnten.

Im Anschluss an den Vortrag von Professor Hänel erfolgte noch eine rege Diskussionsrunde, in der die Schülerinnen und Schüler ihre spezifischen Fragen an ihn stellen durften. Dabei wurde auch klar, wie besonders ihm die Forschungsförderung am Herzen liegt, wobei junge Menschen motiviert werden, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten, um dann ins Ausland zu gehen, um Netzwerke aufzubauen. Eine insgesamt sehr wertvolle und gelungene Veranstaltung für die Q3-SchülerInnen, die im kommenden Jahr ihr Abitur absolvieren wollen.



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