FDP: Ein Nein zur Neugestaltung der Stadtmitte ist zu wenig

Königstein – Kaum wird in Königstein ein Vorschlag in die Öffentlichkeit getragen, wird schon unter Weckung heftiger Emotionen dagegen geredet. Gerade widerfährt dies dem Vorschlag des Magistrats zur Neugestaltung der Stadtmitte, was bei der FDP auf wenig Verständnis stößt.

Besonders auffällig: Die vorgebrachten Argumente sind je nach Interessenslage höchst unterschiedlich. Autos raus oder Parken direkt vor den Geschäften, dieselben Ansichten über Busse und Taxen, sogar Bäume stören durch Schatten oder Laubfall und ein neues Café schadet den alteingesessenen Gastronomen ... Als sich auf der Bürgerversammlung eine Dame mit zarter Stimme als „absolut begeistert“ zeigte „von den zukunftsweisenden Plänen, die reizen würden, die Innenstadt zu besuchen“, gab es Buhrufe aus dem Hintergrund.

Wie soll so ein lebenswertes, attraktives Königstein entstehen oder zumindest bewahrt werden, fragt sich die Fraktion der FDP im Stadtparlament und ist froh, dass der Magistrat diese Eckpunkte eines Konzepts entwickelt und keine Planungen im Detail beauftragt hat. Den Grundansatz des Konzepts können die Liberalen teilen und auch die Aufforderung an Bürger und Gremien, jetzt – konstruktive – Vorschläge dazu einzubringen und es zu verfeinern. Es sollte kein Problem sein, Platz für das Abstellen von Fahrrädern und Elektro-Ladestationen und für Bänke einzuplanen. Über Lage und Ausgestaltung des wünschenswerten Kinderspielplatzes oder auch Mehrgenerationenspielplatzes ist noch nachzudenken; vielleicht wird er sogar besser weiter oberhalb, über dem heutigen kleinen Parkplatz angesiedelt.

Die einzelnen Elemente müssen freilich differenziert betrachtet werden. Dabei treten in der Diskussion zwei Aspekte heraus, die eng miteinander verknüpft sind. Es ist die Frage der Finanzierbarkeit und demzufolge auch die Behandlung des voraussichtlich mit Abstand teuersten Elements des ganzen Konzepts, des Parkdecks unter dem Rosengärtchen. Außerdem bedürfen die Lage der Bushaltestellen, der Busparkplätze und die Gestaltung der Kurven unbedingt noch der Expertise versierter Verkehrsplaner und anderer Fachleute aus dem Verkehrsverbund.

Ein großes Thema ist zumindest in den bisherigen Veröffentlichungen noch gänzlich offen gelassen: die Reihenfolge, in der die einzelnen Komponenten und Maßnahmen des Konzepts umgesetzt werden. Auch wenn Bürgermeister Helm hierzu schon seine Vorstellungen geäußert hat, ist darüber jetzt wohl intensiv nachzudenken. Denn gerade das kontroverse Thema Parkplätze kann so in eine objektivere, durch Fakten gestützte Betrachtung überführt werden. Die durchaus von einigen begrüßte Verkehrsberuhigung in Georg-Pingler- und Hauptstraße führt zum Verlust von Parkplätzen; da scheint als erster Schritt der Bau eines zusätzlichen Parkdecks angezeigt zu sein, vor den Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und vor der Ausweitung der Grünzonen. „Aber das muss nicht so sein“, so Michael-Klaus Otto, „lasst uns doch sehen, wie weit wir durch intelligente Maßnahmen, unter Ausnutzung und Ausbau der vorhandenen Parkmöglichkeiten – auch der in der Stadtgalerie oder in der Kirchstraße/am Burgweg/am Milchhof – weiter kommen. Deswegen sollte beispielsweise der große Parkplatz P1 zuerst ausgebaut und der kleine Parkplatz P 2 vorerst nicht geschlossen werden“. Erst wenn ausreichender Ersatz beim Parkraum geschaffen wurde, sollten die nächsten Maßnahmen umgesetzt werden. Und wenn das alles nicht reicht und noch weitere Parkplätze in Innenstadtnähe gebraucht werden, dann bauen wir das Parkdeck.“

Wichtig wird es nach Ansicht des FDP-Fraktionsvorsitzenden auch sein, neben einem Parkleitsystem, ein kluges Parkgebührenkonzept zu realisieren, das einerseits durch kostenfreies Parken, z. B. bis zu einer Stunde, viele Bedürfnisse befriedigt, aber danach ansteigende Gebühren beinhaltet, umso stärker steigend, je näher der Parkplatz zum Zentrum liegt. Dem Zentrum nahe Parkplätze werden dann schneller freigegeben, für die nächsten Kunden unserer Geschäfte. Allerdings werden dabei auch die privaten Anbieter von Parkplätzen mitspielen müssen. Die Interessen von Dauerparkern, der Geschäftsleute selbst und ihrer Angestellten, sind ebenfalls im Auge zu behalten.

„Damit es uns nicht so geht wie manchen anderen kleinen und mittleren Städten, die jegliche Attraktivität durch Ladenleerstände und Verlust der Aufenthaltsqualität eingebüßt haben, sollten wir mit Augenmaß für das finanziell Machbare die einzelnen Elemente des vom Magistrat erarbeiteten Konzeptes prüfen. Dabei sind auch wechselseitige Abhängigkeiten und die Reihenfolge zu berücksichtigen. Danach sollte die Neugestaltung der Innenstadt schrittweise, aber zügig umgesetzt werden, damit nicht weitere Jahrzehnte verloren gehen“. (hhf)



X