Feierliche Messe zur St. Annaberg Gedächtniswallfahrt

Fotos: privat

Königstein (kw) – Wer sich nicht scheut, sich mit der Nachkriegsgeschichte auseinanderzusetzen und die damit verbundene Tragik von Flucht und Vertreibung, wird schnell verstehen, dass viele ihrer Wurzeln beraubter Mitbürger und ihres Verlustes von Heimat, geliebter Menschen und althergebrachter Traditionen bis heute nachwirken.

Aber warum hat der Annaberg in der Vergangenheit und Gegenwart eine so große Ausstrahlung? Der Berg ist mit 406 Metern die höchste Erhebung Oberschlesiens. Im Laufe der Geschichte wurde die Wallfahrtskirche zum religiösen und politischen Wahrzeichen des Landstriches. Die St. Annakirche wurde 1980, zum 500jährigen Bestehen, von Papst Johannes Paul II zur Basilica Minor erhoben.

Und so kommen jährlich viele Wallfahrer nach Königstein, um zum „Haus der Vertriebenen“ zu pilgern und vor der Schutzmantelmadonna „Mutter der Vertriebenen“ zu beten. Das Gotteshaus hat für die vielen Vertriebenen eine hohe Bedeutung, die nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges in Königstein und im ganzen Hochtaunuskreis ein neues Zuhause gefunden haben.

Bevor jüngst die eigentlich Heilige Messe im Haus der Begegnung mit em. Weihbischof Dr. Gerhard Pieschl aus Limburg und drei weiteren Konzelebranten begann, begrüßte Bürgermeister Leonhard Helm die Wallfahrer im voll besetzen Saal. In seiner Rede wies er darauf hin, dass am 25. August gleich zwei Traditionen zusammentrafen. Die Tradition der St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt, an der die Mitfeiernden in Treue und Einigkeit für ihre schlesische Heimat beten und die Tradition des Burgfestes in Königstein mit seinem traditionellen Umzug.

Landrat Ulrich Krebs berichtete über die Renovierungsarbeiten in der Kollegskirche, die generalsaniert wird und voraussichtlich ab 2021 wieder ihrer Bestimmung übergeben werden kann. Der Landrat dankt Patricia Ehl für ihren Einsatz, dass die Kollegskirche renoviert wird und dass sie die Tradition der Wallfahrt aufrecht erhält und unterstreicht, dass solche engagierte Personen gebraucht werden.

In seiner Predigt erinnert Pieschl an das bittere Schicksal, von 12 Millionen Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg und erzählte sehr anschaulich von seinem Leben, angefangen als Neugeborener über die Vertreibung bis zur Ankunft im Priesterseminar in Königstein.

Eigens für das Schwenken des Weihrauchfasses durch die Messdiener wurde ein Brandsicherheitsdienst der Freiwilligen Feuerwehr angefordert, damit die Brandmeldeanlage abgeschaltet werden konnte. Durch Licht- und Tontechnik wurde die Bühne zu einem Altarraum umfunktioniert.

Es gab auch eine Premiere. Von „Kirche in Not“ wurde eigens für den Gottesdienst eine Orgel zum Haus der Begegnung gebracht, was die Möglichkeit der musikalischen Abrundung der Messe durch Organistin Christa Stenzel eröffnete.

In der Mittagspause lud „Kirche in Not“ zum Essen ein. Es gab dabei die Gelegenheit, die neue Kapelle zu besichtigen. Selbstredend waren die beliebten Verkaufswagen von Bäcker und Metzger da, die schlesische Spezialitäten, wie den unvergleichlichen Mohnkuchen oder Graubenwurst und Krakauer, anboten.

Die Heimatstunde wurde von Berthold Pelster aus München von „Kirche in Not“ gehalten zum Thema: „Die Anfänge der Vertreibung bis heute und was ist jetzt die Mission von Kirche in Not“. Erwähnung fand dabei unter anderem der Holländer Pater Werenfried von Straaten, Gründer der Ostpriesterhilfe, der von Belgien aus Hilfe für die deutschen Heimatvertriebenen leistete, die Rucksackpriester, die Kapellenwagen, die drei Kirchenväter und die Bedeutung und dessen Aufgabe der internationalen Zentrale „Kirche in Not“ in Königstein. Der Vortrag wurde durch eine Power-Point-Präsentation aufgelockert.

Zum Abschluss des Wallfahrttages fand eine Marienandacht statt, mit Aussetzung und sakramentalem Segen. Zelebrant war Konsistorialrat Wolfgang Blau aus Seligenstadt, die Predigt hielt Pater Martin von „Kirche in Not“. Die nächste St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt findet wiederum am letzten Sonntag im August statt, demzufolge am 30. August 2020.

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